Wettstetten
Vom Ei zum Huhn

Wettstettener Kindergartenkinder und Erzieherinnen beobachten Küken beim Schlüpfen

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr
Am Ende war das Staunen groß, als die Küken endlich geschlüpft waren. Kinderpflegerin Nina Männl zeigte den Kleinen, wie sie behutsam mit den Tierchen umgehen können. Zuvor verfolgten die Kinder an einem Wandkalender, wie die Zeit bis zum großen Tag verstrich. Die Eier hatten sie selbst in die Brutmaschine gelegt. Dort konnten sie dann auch die ersten frisch geschlüpften Küken beobachten. −Foto: Gülich

Wettstetten (DK) 21 Tage können lang sein. Sehr lang. Besonders, wenn man selbst erst einige Jahre auf der Welt ist und wenn es um so etwas Spannendes wie frisch geschlüpfte, flauschig weiche Hühnerküken geht. Im katholischen Kindergarten Sankt Martin in Wettstetten haben sich kürzlich 32 Stück aus ihrer Schale gekämpft. Die Kinder waren von Anfang an dabei - und restlos begeistert.

Die Idee zur Aktion hatte Gemeindereferent Wolfgang Nefzá ?ger, der nebenberuflich mit seiner Familie selbst einen Bio-Bauernhof bewirtschaftet. "Zum Abschied bei meiner letzten Stelle habe ich mir einen Brutkasten gewünscht, deswegen bin ich jetzt gut ausgestattet", erzählt der 43-Jährige lachend. Kindergartenleiterin Anita Winhard ist von dem Gedanken, im Kindergarten Eier auszubrüten, sofort eingenommen - und initiiert gleich das Projekt "Vom Ei zum Huhn".

Dann geht es los: Zusammen mit den Kindern legt Nefzger Ende Februar die befruchteten Eier in die Brutmaschine. "Die mussten wir dann zweimal täglich wenden und immer auch nach der Luftfeuchtigkeit schauen. 21 Tage lang. Warten können ist wirklich auch eine Kunst!", erläutert die Kindergartenleiterin das weitere Vorgehen. Damit die Zeit den Kindern nicht unendlich vorkommt, hat sie eine Pappleiste aufgehängt, auf der die 21 Tage markiert sind. Jeden Tag kann ein Kästchen durchgestrichen werden.

Als der "Tag der Geburt" näherrückt und eines Morgens wirklich das erste Küken seine Schale zerbricht, kennt die Begeisterung der Kinder kaum Grenzen. "Das Tollste ist, wenn sie rausschlüpfen, das sieht so süß aus", berichtet die sechsjährige Marlene. Auch David hat gerade ein Küken schlüpfen gesehen. Vorher ist er immer wieder am Brutkasten schauen gegangen, wie weit das junge Huhn die Schwerstarbeit schon geschafft hat. "Erst hat nur das Ei gewackelt und man konnte sehen, dass von innen jemand pickt. Dann hat mal kurz der Schnabel rausgeguckt. Immer weiter picken und arbeiten musste das Küken, bis endlich die Schale kaputt gegangen ist und es raus konnte." Der Fünfjährige strahlt beim Erzählen und erklärt, wie das Küken nach kurzer Zeit dann vom Brutkasten in den Auslauf, über dem eine Wärmelampe hängt, umgesetzt wird.

Aber nicht nur die Kindergartenkinder sind hingerissen. Auch die Erzieherinnen schauen immer wieder vorbei, und an normalen Alltag ist bald nicht mehr zu denken. Zwei Tage gleicht der Kindergarten einer Geburtsstation mit Hochbetrieb. Immer wieder stehen Eltern mit jüngeren Geschwisterkindern vor der Tür, und ganze Kindergruppen der verschiedenen Wettstettener Tagespflegen und der Pfarrei klingeln, um die kleinen Küken - deren Auslauf gut erreichbar gleich im Eingangsbereich steht - anzuschauen. Ein Kindergarten im Ausnahmezustand.

Nach einer knappen Woche sind die Küken dann schon so gewachsen, dass der Platz eng wird und der weiche, gelbe Flaum weißen Federansätzen weicht. "Die essen und trinken auch richtig viel, wir müssen dauernd was Neues hinstellen und das Wasser nachfüllen", kommentiert Vorschulkind Felix die Lage. Es ist Zeit für den Umzug: Die Küken siedeln schließlich auf den Nefzgerschen Hof über, wo sie in den ersten Tagen "viel schlafen und kräftig weiterwachsen", wie der Gemeindereferent berichtet.

"Die Küken haben uns große Freude gemacht und alles hier belebt, den Kindergarten und die ganze Gemeinde. Und der Schöpfungsgedanke, wie quasi aus dem Nichts so etwas Wunderbares entstehen kann, passt toll zu Ostern", fasst Kindergartenleiterin Winhard das Projekt zusammen. Wettstetten im Kükenzauber.