Vohburg
Hilfe in Seenot

Für die Wasserwacht Vohburg ist Prävention die wichtigste Aufgabe Aber sie wird immer schwieriger

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Das Eis, es muss doch tragen: Auch im Winter, wenn die meisten Menschen eher nicht freiwillig ins Wasser gehen, muss die Wasserwacht ran. Wenn die Weiher zugefroren sind, wird die Eisrettung geübt - unter strengen Sicherheitsvorgaben für die Einsatzkräfte. - Foto: Reitzer

Vohburg (DK) Das Aufgabenspektrum der Wasserwacht ist enorm. Sie sind bei Hochwasser im Einsatz, lernen Kindern das Schwimmen oder passen im Schwimmbad auf, dass nichts passiert. Wenn doch eine Person im Wasser vermisst wird, sind sie die letzte Rettung.

537 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland ertrunken. Das sind nicht nur zu viele, das sind viel zu viele. Florian Reitzer gehört zu denjenigen, die etwas dagegen tun. Er ist seit mehr als 25 Jahren bei der Wasserwacht in Vohburg. "Prävention ist alles", sagt er. Der Vorsitzende der Ortsgruppe verweist auf die Schwimmkurse, die jedes Jahr angeboten werden. 50 Buben und Mädchen haben in diesem Jahr daran teilgenommen und im Warmbad Irsching erste intensivere Bekanntschaft mit Wasser gemacht. Aber diese Aufgabe ist nicht einfach. Es kommen immer viele Kinder zu den Schwimmkursen. Doch auf das Schwimmen wird immer weniger Wert gelegt. Reitzer beobachtet das im Schulsport und privat. Die Eltern schicken ihre Kinder in den Kurs, gehen aber danach nicht mehr mit ihnen schwimmen. Eine Entwicklung, die der Vorsitzende bedenklich findet. Die Ortsgruppe Vohburg wurde 1975 gegründet und zählt heute 890 Mitglieder, 280 davon sind Kinder.

Florian Reitzer gehört auch zu denjenigen, die gerufen werden, wenn es zum Schlimmsten kommt. Wenn eine Person im Wasser vermisst wird, in der Donau oder den umliegenden Seen, von denen es eine ganze Menge gibt. Der 37-Jährige, der auch Tauchlehrer ist, begibt sich dann mit seinen Kollegen auf die Suche. Etwa 30 Mitglieder sind im aktiven Dienst, zu den Einsätzen rücken je nach Bedarf fünf bis sechs aus. Die Ortsgruppe hat ein größeres Boot für die Donau und ein Schlauchboot mit Außenbordmotor, das meist auf den Seen zum Einsatz kommt. "Die Leute unterschätzen oft die Gefahr", erzählt Reitzer aus seiner Erfahrung. Gerade die Baggerseen in der Region sind tückisch. Nach zwei oder drei Metern kommt die Abrisskante im Wasser und dann geht es steil abwärts.

Der Einsatz im Wasser ist schwierig. Nach einem genau festgelegten Muster suchen die Taucher einen Bereich im Wasser ab. An einem ruhigen und kalten Wintertag kann die Sicht in einem Gewässer wie dem Biendl-Weiher bei Vohburg mehrere Meter betragen. Im Sommer, wenn das Wasser aufgewühlt ist, dagegen weniger als einen halben Meter. "Man tastet dann mehr, als dass man etwas sieht", sagt Reitzer. Und dann hat er plötzlich etwas in der Hand und erschrickt im Wasser - nur ein Ast.

Um für solche Einsätze vorbereitet zu sein - sofern das überhaupt möglich ist -, müssen die Einsatzkräfte eine umfangreiche Ausbildung absolvieren. Angefangen vom Rettungsschwimmer über eine intensive medizinische Ausbildung bis schließlich zum Fließwasserretter. Diese lange Zeit ist laut Reitzer auch ein Grund, warum es nicht einfach ist, Jugendliche langfristig für die Wasserwacht zu begeistern. In den aktiven Dienst dürfen sie erst mit 18 Jahren. Verständlich, wenn man die physischen und psychischen Belastungen bedenkt, denen etwa ein Rettungstaucher bei der Suche nach einer vermissten Person ausgesetzt ist. "Vielen ist das zu spät. Die gehen lieber zur Feuerwehr", sagt Reitzer. Dort hätte eigentlich auch Reitzer landen sollen, schließlich war sein Vater jahrelang Feuerwehrkommandant. Aber irgendwie zog es ihn mehr zum Wasser. Den genauen Grund kann er selbst nicht benennen. Es ist einfach so. "Die Feuerwehr ist schon auch cool, aber ich bin lieber im Wasser", sagt er.

Die Wasserwacht absolviert eine Vielzahl an Aufgaben im Ehrenamt: Personenrettung und Schwimmkurse sind längst noch nicht das Ende der Fahnenstange. In diesem Jahr leistete die Wasserwacht alleine im Warmbad Irsching 531 Wach-stunden, bei denen der Bademeister bei Bedarf unterstützt wird. Bei den Freilichtfestspielen auf dem Burgberg ist die Wasserwacht seit eh und je für den Sanitätsdienst zuständig. Und auch im Hochwasserfall - ein wichtiges Thema gerade in Vohburg - stehen die Experten der Wasserwacht 24 Stunden, sieben Tage die Woche, bereit.

In all den Jahren ist Reitzer bisher noch nicht in die Situation gekommen, dass er als Taucher eine Leiche unter Wasser gefunden hat. Er wird auch in Zukunft alles dafür tun, dass es nicht so weit kommt.