Vohburg
Der Helferkreis ist begeistert

Unternehmen in und um Vohburg geben Flüchtlingen Arbeit

02.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Vohburg (DK) Das Essen war auf mehreren Tabletts angerichtet. Lamm und Hühnchen standen neben einem Reisgericht mit Rosinen, dazu Nudeln, Spinat und Salat. Die Vohburger Flüchtlinge hatten sich richtig ins Zeug gelegt. Zuerst alles eingekauft und dann in gemeinsamer Küchenarbeit ein syrisch-afghanisches Büfett für rund 30 Personen gezaubert. Eingeladen war das "Who is who des Vohburger Mittelstands € wie es Werner Ludsteck vom Asylhelferkreis bezeichnete.

Die jungen Männer fernab ihrer Heimat wollten das Essen nutzen, um Danke zu sagen. Danke an die Chefs vieler Vohburger Unternehmen, die unkompliziert und offen den Flüchtlingen eine Chance gegeben haben, sei es mit Praktika oder einer Ausbildung. "Ich bin absolut begeistert €, sagte Ludsteck. Der Helferkreis hat seine Kontakte spielen lassen und erste Verbindungen zu den Unternehmen hergestellt. Der Rest lag bei den jungen Männern, die meisten von ihnen sind noch keine 30 Jahre alt.

Bei dem Essen dabei war auch Gerlinde Wagner von der Biohennen AG. Sie hat einem jungen Afghanen eine Chance gegeben - seit Februar ist er fest angestellt. "Es war fantastisch zu sehen, wie sich die Vorbehalte schnell aufgelöst haben €, erzählt sie. Denn am Anfang habe es auch Bedenken gegeben. Andere Sprache, anderer Kulturkreis - wie wird er sich verhalten? Doch Besmellah Mohammadi ist ein Musterbeispiel. "Er hat sich unwahrscheinlich reingehängt €, erzählte Wagner. Als fleißig, offen und hilfsbereit beschreibt die Geschäftsführerin der Biohennen den Afghanen. Nach einigen Wochen seien sogar die Mitarbeiter auf sie zugekommen mit der Bitte, Besmellah einzustellen. Das hat sie dann auch getan. Vergleichbare Fälle gibt es auch von anderen Unternehmen rund um Vohburg. Bachmaier, Daum, HF-Sicherheitskleidung, die Schreinereien Neuberger, Bachschneider und Anthofer, die Spenglerei Frey, Pfügl Frischgemüse, das Vohburger Autohaus, das Seniorenheim Phönix und die Stadt selbst - sie alle haben Flüchtlingen Arbeit gegeben.

Doch nicht immer entwickelt sich daraus eine Erfolgsgeschichte. Während Besmellah unzählige Seiten vollgeschrieben hat, um so schnell wie möglich Deutsch zu lernen, gibt es auch welche, die sich verweigern, die sich isolieren. Auch davon kann Wagner erzählen. "Einer hat sich geweigert, Deutsch zu lernen, hat sich abgekapselt. Das funktioniert dann nicht. € Er arbeitet mittlerweile nicht mehr bei den Biohennen. In solchen Fällen sieht sich der Helferkreis in der Pflicht. "Das sprechen wir deutlich an €, sagte Ludsteck.

Ansonsten scheut der Helferkreis kaum Mühen. Mit dem städtischen Bus hat eine Gruppe vor einiger Zeit auch die Jobfit-Messe in Ingolstadt besucht, um weitere Kontakte zu knüpfen. Das Ziel lautet, die Geflüchteten schnell in Arbeit zu bringen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können. Ob das auf lange Sicht von Erfolg gekrönt sein wird, ist momentan fraglich. Denn viele der jungen Männer kommen aus Afghanistan, die Bundesregierung möchte sie wieder dorthin zurückschicken. Einige haben bereits einen Abschiebebescheid erhalten, obwohl sie gerade eine Ausbildung absolvieren und die Firmen sie gerne behalten möchten.

Gerlinde Wagner schüttelt angesichts dieser Ungewissheit nur den Kopf. Sie sucht händeringend zuverlässige Mitarbeiter. Jetzt hat sie jemanden gefunden, weiß aber nicht, ob er bleiben darf. "Es wäre eine Katastrophe, wenn Besmellah gehen müsste - aus wirtschaftlicher Sicht aber auch menschlich. €