Stammham
Einig in der Ablehnung

FW-Chef Aiwanger und regionale Bürgerinitiativen wettern gegen Stromtrassen

22.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Protest gegen die umstrittene Stromtrasse quer durch Bayern: Ein Transparent entrollten Vertreter des Vereins Energiebündel Eichstätt bei einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Stammham am Samstagabend - Foto: Hauser

Stammham (DK) Schnell wurde in seiner Rede deutlich: Hubert Aiwanger ist ein starker Befürworter erneuerbarer Energien und ein strikter Gegner von Strom aus Braunkohle. Und so lehnt der Chef der Freien Wähler die zwei Stromautobahnen ab, wie er bei einer Infoversammlung mit Bürgerinitiativen aus der Region erklärte.

An diesem Samstagabend kämpft er nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett. Sachlich und gemäßigt im Ton spricht Aiwanger vor rund 100 Besuchern im Gasthaus Schmid über die Energiewende. Markige Worte sind auch nicht nötig, denn der Bundes- und Landesvorsitzende der FW muss wohl niemanden im Saal von seinen Ansichten zur Energieversorgung der Zukunft überzeugen. Die Anwesenden sind sich einig, dass die Gleichstrompassage quer durch Bayern und die Windstromleitung von Norden nach Süden unnötig sind. Das wird in der Diskussion deutlich, wobei sich vor allem Vertreter von Bürgerinitiativen aus der Region für den Ausbau regenerativer Energien aussprechen.

Aiwanger hat bei der Informationsversammlung der Bürgerinitiative Stammham („Ja zur Energiewende – Nein zur Kohlestromtrasse“) zwei Forderungen im Gepäck: „Die Stromtrasse Süd-Ost muss raus aus dem Bundesbedarfsplan. Und der Freistaat muss in die Gaskraftwerke einsteigen, um Versorgungslücken durch den Ausstieg aus der Kernenergie zu schließen.“

Klar spricht sich Aiwanger für den Erhalt des „modernen“ Gaskraftwerks in Irsching aus, das derzeit nicht voll genutzt werde. Solche Anlagen könnten die alten Kohlekraftwerke ersetzen. Und er schiebt nach: „Gas ist nicht so viel teurer als Kohle.“

Der FW-Chef zeigt sich überzeugt davon, dass die „riesigen Stromtrassen scheitern werden, denn die brauchen wir nicht“. Nur die Stromkonzerne und Netzbetreiber seien an diesen Trassen interessiert. „Diese Lobbyisten dürfen nicht bestimmen, wie es weitergeht mit der Energieversorgung, hier ist die Politik gefordert!“, ruft er in den Saal. Aiwanger setzt hier auf die vielen Bürgerinitiativen: „Sie müssen Druck auf die Abgeordneten vor Ort ausüben.“

Der Niederbayer macht sich stark für eine Wende hin zu Strom aus Sonne, Wind und Biomasse. Regenerative Energien („Das Potenzial ist da“) könnten in Kombination mit Gaskraftwerken schon in einigen Jahren Atomkraftwerke überflüssig machen. Die Energiewende biete auch die große Chance, die Stromversorgung zu dezentralisieren. „Damit bleibt die Wertschöpfung vor Ort.“

Unterstützung bekommt Aiwanger von seinen Vorrednern. „Der Energiedialog bei Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat gezeigt, dass die Stromtrassen für die Energieversorgung nicht notwendig sind“, sagt Josef Loderer, der Vorsitzende des Vereins Energiebündel Kreis Eichstätt. Das Ergebnis der Gesprächsrunde habe mehr Fragen offen gelassen als beantwortet, ergänzt Markus Weber von der Stammhamer Bürgerinitiative. Er sowie Vertreter des Energiebündels lassen – natürlich – kein gutes Haar an den Stromautobahnen. „Sie machen die dezentrale Energieversorgung kaputt“, meint Vorstandsmitglied Bernd Weber. Er war selbst beim Energiedialog dabei. „Am Anfang galten wir als Chaoten, und am Ende wurden wir von Frau Aigner ernst genommen.“

In der Diskussion am Samstag werden immer wieder die Vorteile regenerativer Energien herausgestrichen. Allein an der Speichertechnik hapert es momentan noch. Ein Teilnehmer versichert, dass er mit einer Photovoltaikanlage und einem Blockheizkraftwerk komplett seinen eigenen Strom erzeugt.