Ingolstadt (DK) Die Ingolstädter Verkehrspolizei hat sich nicht strafbar gemacht, als sie im Mai 2018 nach der Kontrolle eines Verkehrsteilnehmers auf der A9 nicht erkannte, dass der Mann einen Schlaganfall erlitten hatte. Zu diesem Schluss kommt die Staatsanwaltschaft Ingolstadt nach Überprüfung des Falls.
Die Lebensgefährtin des heute 58-Jährigen hatte den Vorwurf erhoben, die diensthabenden Beamten hätten ihn über Stunden in der Wache ausharren lassen und nicht die erforderliche Behandlung in die Wege geleitet, obwohl sein Zustand offensichtlich gewesen sei. Die Ermittlungsbehörde kommt jetzt zu einem anderen Ergebnis: Das habe sich „als nicht zutreffend herausgestellt“, teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit: „Nach dem Ergebnis eines rechtsmedizinischen Gutachtens war mangels klassischer Symptome weder für die beteiligten Polizeibeamten noch für das die Blutentnahme durchführende Klinikpersonal erkennbar, dass der Fahrzeugführer einen Schlaganfall erlitten hatte.“ Damit dürften sich die Aktendeckel in diesem Fall schließen.
Die Verkehrspolizei hatte damals selbst mit großer Betroffenheit auf den Vorfall reagiert, als die Diagnose bekannt geworden war. Eine Streife hatte den Münchner auf der A9 bei Denkendorf angehalten, weil er sehr langsam und in Schlangenlinien unterwegs gewesen war. Ein Alkoholtest blieb negativ, weshalb die Beamten von Fahren unter Drogeneinfluss ausgingen. Der Beschuldigte kam zum Aderlass ins Klinikum Ingolstadt, auch der behandelnde Arzt dort erkannte keinen Schlaganfall.
Der 58-Jährige hatte anschließend die ganze Nacht in der Polizeiwache ausgeharrt, bis seine Verlobte eintraf. Sie rief dann den Rettungsdienst. In einer Notoperation war ihm ein Blutgerinnsel im Gehirn entfernt worden. Möglicherweise hatte er vor der Kontrolle nur einen leichten und während des Wartens einen weiteren Schlaganfall erlitten, sodass sein Zustand nicht gleich aufgefallen war.
Horst Richter
