Reichertshofen
Der Käfer als Gesamtkunstwerk

Die Firma Memminger Feine Cabrios restauriert in Reichertshofen VW-Oldies

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Reichertshofen (DK) Die Firma Memminger Stahlbau hat schon den 640 Meter langen Laufsteg am Olympia-Dach in München gebaut. Mittlerweile hat sich die seit 1998 in Reichertshofen ansässige Firma aber ganz der Restaurierung von alten VW Käfern der Baureihen 1302/1303 verschrieben.

Mit viel Liebe zum Detail wurden die Reichertshofener Stahlbauer zum Marktführer in ihrem Segment – und erweitern mittlerweile das Betriebsgelände.

Firmenchef Georg Memminger senior kann sich noch schmunzelnd daran erinnern, wie er damals von München über Gaimersheim – dem Sitz früherer Betriebsstätten – nach Reichertshofen gekommen ist. „Ich weiß noch, wie ich mit dem damaligen Bürgermeister Anton Westner nachts beim Bauern gesessen bin und über das Grundstück verhandelt habe.“

Damals war die Firma Memminger der erste Betrieb im neuen Gewerbegebiet überhaupt. Sehr positiv erinnert sich Georg Memminger auch an den jetzigen stellvertretenden Landrat Anton Westner, der sich für die Ansiedlung der Firma eingesetzt hatte: „Er war uns immer sehr behilflich, dabei unkompliziert und aufrichtig.“

Die ursprüngliche Stahlbaufirma kam damals über den Wagen vom Chef, der mit Akribie restauriert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde, zum VW Käfer. Mittlerweile hat die Firma Memminger Feine Cabrios rund 180 alte Käfer wieder in Topzustand versetzt. „Zehn bis zwölf Käfer schafft man im Jahr,“ schätzt der Seniorchef. Die Modelle jedes Jahres werden professionell fotografiert und in einem Kalender zusammengefasst. Wenn die alten Käfer bei der Firma Memminger ankommen, haben sie oft einiges hinter sich und ihr Zustand ist dementsprechend. „Ein Bauer hier hatte sein altes Käfer Cabrio zu Fahrten über den Acker und zum Einfangen von Rindviechern verwendet,“ erzählt Georg Memminger. Jede Restaurierung wird aufwendig dokumentiert, denn mit weniger als dem perfekten Ergebnis gibt man sich hier nicht zufrieden.

Das beginnt schon bei ganz kleinen Details. Jeder Besitzer eines restaurierten Käfers bekommt eine Original-Gebrauchsanweisung und ein Servicebuch. Der Kunde kann zwischen verschiedenen Innenausstattungen und unzähligen Lackfarben wählen – auch hier stimmt jedes Detail. Da werden sogar die gelben Innennähte auf schwarzem Grund mit der gelben Karosseriefarbe abgeglichen. Und natürlich gehöre das braune Innenleben mit dem 50er-Jahre-Design nur zu einem original „Brezelkäfer“, wie Georg Memminger verrät.

Viele Ersatzteile fertigt die Firma Memminger mittlerweile selbst, „da es bei VW um die Ersatzsteilversorgung speziell von Käfern sehr schlecht bestellt ist.“ Alle Teile werden selbstverständlich von der Dekra und vom TÜV geprüft und mittlerweile bis nach Amerika und Japan vertrieben. Die Reichertshofener Firma ist momentan weltweit der einzige Hersteller von Käfer-Türen. Ihre selbst entwickelte Motorenreihe wurde sogar von VW gelobt.

Manche Käfer erhalten auf Kundenwunsch auch mal einen Porsche-Motor – „da müssen aber die Bremsen auch passen, das muss alles aufeinander abgestimmt sein,“ erklärt der Firmenchef. Überhaupt fand er in den 50er und 60er Jahren nicht alles schlecht, was auf den Automobilmarkt kam. Als Beispiel zeigt er das zugfreie Fenster und die „Rheumaklappen“ für Zugluft auf Kniehöhe: „Die Automobilindustrie war auch damals schon pfiffig.“

Der Käfer läuft und läuft – und fährt gelegentlich sogar bei Rennen mit. „Wir bauen auch Rallyefahrzeuge. Selbstverständlich sind die dann auch bei Oldtimer-Rallyes mit am Start,“ sagt Georg Memminger. Übrigens ist sein Sohn in die Fußstapfen des Vaters getreten und baut mit insgesamt zehn Mitarbeitern an den Käfern – damit er auch weiter läuft und läuft.