Reichertshofen
Auf der Suche nach Pollenhöschen an den Hinterbeinen

Die Malven-Langhornbiene ist auch heuer wieder am Windsberg bei Reichertshofen zu Hause

20.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr

Foto: DK

Reichertshofen (DK) So klein sie auch ist, über 30 Teilnehmer einer Exkursion konnten sie dennoch ganz deutlich in den Malvenblüten am Windsberg erkennen und auch fotografieren. Die Weibchen mit prallen Pollenhöschen an den Hinterbeinen, die kleineren Männchen an den etwas längeren, nach auswärts gebogenen Fühlern.

Die Malven-Langhornbiene, von einer Gruppe des Bundes Naturschutz seit 2010 beobachtet, ist auch heuer wieder da.

Die Stiftung "Haus im Moos" mit ihrem Leiter Pankraz Weichselberger hatte die Führung ins Programm aufgenommen. Weichselberger ließ es sich nicht nehmen, selbst teilzunehmen und mit zu organisieren. Führende Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz aus Pfaffenhofen und Ingolstadt sowie des Bundes Naturschutz waren gekommen, um dieses seltene Naturschauspiel in Augenschein zu nehmen. Die Malven-Langhornbiene ist eine von 561 Wildbienenarten in Deutschland. Sie ist nur noch an drei anderen bergigen Standorten in Deutschland nachgewiesen, am Kaiserstuhl in Baden, am Kyffhäuser in Thüringen und am Griesheinmer Sand in Hessen.

Peter Bernhart vom Bund Naturschutz (BN) erklärte den Lebenszyklus dieser Biene anhand eines Puzzles. Als Solitärbiene sorgt das begattete Weibchen allein für den Nachwuchs, indem es jeweils ein Ei in eine sandige Nisthöhle legt und es mit Pollenproviant versorgt. Jedes Ei bekommt eine Zelle, die zugemauert wird. Nach dieser Arbeit sterben die Mütter.

Am vergangenen Sonntag war noch mehr geboten: Cornelia Knoch vom BN führte die Besucher etwas abseits auf Flächen mit einer enormen Vielfalt von blühenden Pflanzen. Sie forderte ein kleines Mädchen auf, an einer ziemlich verdorrten Samenkapsel zu rütteln und fragte: "Was kannst du hören" Antwort: "Es klappert." "Da hast du auch schon fast den Namen dieser Pflanze erraten, es ist der Klappertopf." Knoch erklärte die Eigenart dieses Halbschmarotzers und stellte eine Fülle anderer seltener Pflanzen vor: den Kreuzenzian, das Knabenkraut, meterhohe Karden, Mädesüß, Jakobskreuzkraut, Johanniskraut, Wilden Majoran, Eibisch und viele andere.

Bernhart berichtete, dass er drei Tage zuvor mithilfe der dortigen Unteren Naturschutzbehörde und eines ehrenamtlichen Naturfreundes am Kyffhäuser einige Exemplare der Malven-Langhornbiene wiederentdeckt hatte. Seit der letzten Kartierung im Jahre 1994 hatte sich niemand mehr um sie gekümmert. Jetzt hat der außergewöhnlich artenreiche Kyffhäuser eine weitere Attraktion für Naturfreunde.