Reichertshofen
81 Arten von Wildbienen bestimmt

27.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Reichertshofen (DK) Weit über eine gewöhnliche Jahresversammlung hinaus ging das jüngste Treffen des Bund Naturschutzes Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach. Ein Vortrag des Wildbienen-Experten Erwin Scheuchl aus Ergolding lockte viele Besucher ins Schützenheim Reichertshofen.

Darunter die Vorsitzenden des Landesbundes für Vogelschutz aus Pfaffenhofen und Ingolstadt, Hans Leppelsack und Rudolf Wittmann sowie die Bund Naturschutz-Vorsitzende Brigitte Streber aus Schrobenhausen.

Der Ortsvorsitzende Josef Schweigard blickte gerafft auf das vergangene Vereinsjahr zurück, berichtete von der Großdemonstration "Wir haben es satt" in Berlin, vom Storchenleben in Pörnbach, Reichertshofen und Baar-Ebenhausen, dem Protest und der Klage gegen die Errichtung der Hähnchenmastanlage in Eschelbach, Ferienpass-Beiträge, einer Kräuterwanderung und der Teilnahme am Trialog an der Universität Ingolstadt.

Referent Scheuchl sprach dann über Wildbienen, die seit einigen Jahren in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt sind. Weltweit sind über 22 000 Arten erfasst, in Deutschland über 500. Die meisten Arten sind sogenannte Solitärbienen und unterscheiden sich grundsätzlich von den als "Haustieren" gehaltenen Honigbienen. Wildbienenweibchen sind laut Scheuchl überwiegend "Alleinunternehmer". Nach dem Schlüpfen aus Brutröhren und der Befruchtung durch wartende Männchen fliegen sie los und suchen auf Blühpflanzen nach Pollen und Nektar. Sie legen einzelne Eier in Brutzellen ab und versehen sie mit einem Pollenkuchen für die Larven, die nach wenigen Tagen schlüpfen. Trotz zahlreicher Flüge bleibt die Anzahl der angelegten Brutnester niedrig, denn jedes wird einzeln gebaut und gegen eindringende Nässe ausgekleidet. Die Mütter sterben nach rund sechs Wochen.

Im Rahmen des Projekts "Paartaler Sanddünen" konnte Scheuchl am Windsberg bei Freinhausen an drei Beobachtungstagen 81 Wildbienenarten bestimmen. Er ist der Ansicht, dass dieses Naturschutzgebiet mit seiner Vielfalt an Insekten in Bayern und sogar in Deutschland einmalig sei. Neben der Malvern-Langhornbiene hat er weitere sensationelle Funde gemacht, darunter die Ochsenzungen-Sandbiene. Auch diese gibt es nur noch an wenigen Orten in Deutschland. Die Bienenzähler des Bundes Naturschutz haben nun den Auftrag, diese Art zusätzlich zu beobachten und, unterstützt von der Unteren Naturschutzbehörde, für ihre alleinige Nahrung, die Gewöhnliche Ochsenzunge, zu sorgen.

Scheuchls Vortrag wurde mit lebhafter Anteilnahme verfolgt und veranlasste zu zahlreichen Nachfragen. Schweigard bat ihn, die Bienenbeobachter in der kommenden Flugsaison fachlich zu unterstützen. Es geht darum, stark gefährdete Arten vor dem Aussterben zu bewahren.