Qualm in der Tiefgarage

Mit Disconebel wurden die neuen Ventilatoren getestet

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Ingolstadt (DK) Schemenhaft wandeln Menschen durch die weißen Schwaden. „Seltsam, im Nebel zu wandern“, dichtete Hermann Hesse 1908. Der Vers passt, nur der Ort ist nicht wirklich lyrisch. Unter den Schleiern sind Kassenautomaten und Betonpfeiler: Was hier im Nebel versinkt, ist die neue Tiefgarage auf dem Gießereigelände. Die Ingolstädter Industriefördergesellschaft (IFG) hat gestern getestet, ob die Ventilatoren im Brandfall den Rauch abziehen.

Fünf Minuten zuvor: Auf einer Holzpalette im Eingang zur neuen Tiefgarage haben die Techniker Nebelwerfer aufgebaut, die sie mit Zigaretten entzünden. Dichter weißer Rauch quillt hervor, sammelt sich unter der Decke des Parkhauses. „Habemus papam“, sagt jemand. Gelächter aus den Schwaden. Es riecht nach Disco. Nur ohne Schweiß.

„Die Tiefgarage hat zwei Brandabschnitte, einen links und einen rechts, heute werden die Entlüfter noch manuell eingeschaltet, sonst geht das dann automatisch“, erklärt Hans Berger von der IFG. Insgesamt sind 68 Ventilatoren in der Tiefgarage, die bei zu hohem CO2-Gehalt – oder im Ernstfall natürlich gerade bei Rauchentwicklung – anspringen sollen.

Laut brummend setzen sich die Ventilatoren auf Knopfdruck in Bewegung. Vor den Lichtern wirbeln Rauchschwaden vorbei, schwappen wie eine Wattewelle gegen die Rückwand der Tiefgarage, angetrieben von riesigen Föhns. Mit bis zu 20 Metern pro Sekunde fegt der Sturm durchs leere Parkhaus. Die Zuschauer eilen den Schwaden hinterher. Eine Papierkugel schabt über den Beton. 100 000 Kubikmeter Luft bewegen die Entlüfter in der Stunde – in der Endphase sogar bis zu 300 000.
 

Der Rauch verschwindet so schnell, wie er gekommen ist, durch Gitter in der Wand – und wird in der Rossmühlstraße ins Freie geleitet. Ob da nicht jemand die Feuerwehr ruft, wenn es plötzlich aus dem Schacht herausqualmt? „Das kann schon sein, dass die Bevölkerung bei Rauch nervös wird, aber die Probe heute haben wir ja angekündigt“, sagt Hans Berger. Außerdem: Selbst wenn jemand die Feuerwehr alarmiert, ist es nicht so schlimm, denn die ist sowieso vor Ort und überwacht den Rauchtest.

Nach zehn Minuten ist die Tiefgarage so gut wie rauchfrei. Die Ventilatoren blasen noch immer, was das Zeug hält. Die Verantwortlichen sind zufrieden mit dem Test. Nur etwas laut sei das Ganze. Aber wenn es tatsächlich brennt, dann ist das wohl nicht das Hauptproblem. „Außerdem merken die Leute dann, dass etwas nicht stimmt, und schauen, dass sie rauskommen.“ Mitte November soll die Tiefgarage eröffnet werden, gerade wird die Einfahrt gepflastert. Draußen verschwimmt das Schloss hinter Schwaden aus weißem Disconebel.