Ingolstadt
"Prüfungen in der Schule sind schwieriger"

Laut Bundesamt fällt jeder dritte Führerscheinbewerber in Bayern durch die Theorieprüfung - In Ingolstadt sieht das anders aus

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:53 Uhr
Fahren in der Theorie: Fahrlehrer Romuald Wenzl erklärt seinen Schülern, worauf sie im Straßenverkehr achten müssen. −Foto: Foto: Leurs

Ingolstadt (DK) Bayerns Fahrschüler werden immer schlechter - zumindest in der Theorie. Diesen Eindruck erwecken die Zahlen des Kraftfahrtbundesamts. Waren es 2006 etwas mehr als 26 Prozent, die die theoretische Prüfung beim Erstversuch nicht bestanden haben, rasselten 2016 bereits über ein Drittel durch die Prüfung. Wie schaut es in Ingolstadt aus?

Dass mehr und mehr Fahrschüler die theoretische Prüfung nicht schaffen, kann Romuald Wenzl nicht bestätigen. "90 Prozent bestehen bei uns beim ersten Versuch", sagt der Leiter der gleichnamigen Fahrschule in der Münchener Straße. Und bevor die Fahrschüler die theoretische Prüfung ablegen, hätten sie die Möglichkeit, den Test unter Prüfungsbedingungen in der Fahrschule zu üben, um zu sehen, ob sie bereit sind.Würden Sie die Führerscheinprüfung noch bestehen? Versuchen Sie es in unserem DK-Quiz.

Im Oktober 2012 wurden die so genannten Mutterfragen eingeführt. Während davor der Fahrschüler alle Fragen vorher schon kannte, gibt es seit fünf Jahren nur noch die Mutterfragen, die veröffentlicht werden. In der echten Prüfung werden dann Varianten davon gestellt. Etwa dass statt Regen auf dem Schaubild Schnee liegt oder von rechts in einer Vorfahrtsstraße ein Lkw statt eines Pkw kommt.

Dass es die Prüflinge wegen der Mutterfragen schwerer haben, sieht Wenzl nicht. "Es geht ja ums Verstehen. Wenn der Fahrschüler die Sache mit der Vorfahrt verstanden hat, dann ist es egal, ob das Auto in der Prüfungsfrage blau oder rot ist."

Ob etwa eine höhere Anzahl an Ausländern zu einer höheren Durchfallquote führe, wie die Statistik vermuten lassen könnte, kann Wenzl nicht bestätigen. "Die Fragen gibt es auch in anderen Sprachen."

Wenn sich die Fahrschüler im Bundesschnitt heute bei den Fragen schwerer tun, sind das für ihn eher Begleiterscheinungen der heutigen Technik, wie etwa Smartphones. "Sie lernen ja mittlerweile die Fragen auf einer App. Da ist die Ablenkung größer. Früher gab es nur die Papierbögen."

Auch der zunehmende Stress könnte ein Grund sein. "Es gehen heute mehr ins Gymnasium. Und wenn ich höre, dass die Schüler schon in der siebten oder achten Klasse in drei bis vier Fächern Nachhilfe haben, dann ist das natürlich anstrengend." Allerdings heiße das nicht, dass es für alle schwer ist. "Es gibt auch Fahrschüler, die machen ihre 14 Theoriestunden, melden sich dann für die Prüfung an und bestehen mit null Fehlern."

Fahrschüler Maximilian Küsgens hat bereits acht Theoriestunden absolviert. Für den Führerschein der Klasse B fallen insgesamt zwölf allgemeine Theoriestunden und zwei spezielle für den Pkw an. "Aus meinem Freundeskreis haben alle gleich beim ersten Mal bestanden", sagt der 18-Jährige. Dass manche durchfallen, führt er auf Stress in der Familie zurück. "Wenn die Eltern Druck machen, weil sie den Führerschein bezahlen, kann das in der Prüfung zu erhöhtem Stress führen", sagt er. "Aber auch der, der sich den Schein selber bezahlen muss und vielleicht nicht das Geld hat, die Prüfung zu wiederholen, könnte aus Nervosität mehr Fehler machen", vermutet Küsgens. 82 Euro kostet die theoretische Prüfung bei der Fahrschule Wenzl. Für einen jungen Menschen kann das schon viel Geld sein. Küsgens Meinung nach sind die Prüfungen in der Schule aber anstrengender. "Dass wir keine Zeit hätten, kann mir keiner erzählen", sagt er. Auch sein 17-jähriger Kumpel Kim-Noah Kämpf sieht bei der theoretischen Prüfung keine Probleme. "Mein Bruder und die Nachbarn haben auch alle gleich beim ersten Mal bestanden."

Roman Maier, Fahrlehrer von der F&M Fahrschule im Ingolstädter Norden, berichtet, dass die Durchfallquoten in den vergangenen Jahren nicht gestiegen sind. "Wenn sie fit für die Prüfung sind, dann fallen sie selten durch", sagt er. Auch an den Mutterfragen sieht er kein Problem. "Davon hängt es nicht ab", sagt er. "Schwieriger sind die Fragen in letzter Zeit nicht geworden."

Rolf Langer, Leiter der gleichnamigen Fahrschule in der Innenstadt, verwundern die hohen Durchfallzahlen des Bundesamtes ebenfalls. "Bei uns sind sie weit unter 25 Prozent", sagt er. Dass die Quote bayernweit so hoch ist, kann er sich nur damit erklären, dass es Fahrschulen gebe, in denen "sie sich nicht um die Schüler kümmern". Denn wie unterrichtet wird, sei von Fahrschule zu Fahrschule unterschiedlich. "Bei uns werden die Schüler gut auf die Prüfungen vorbereitet." Auch bei ihm lernen sie die Fragen mittlerweile per App. "So kann ich selbst überprüfen, wie oft der Schüler gelernt und welche Fragen er richtig oder falsch beantwortet hat und daraus schließen, ob er bereit für die Prüfung ist."

Thomas Leurs