Pförring
"Gute Ausgangsposition für Investitionen"

Pförrings Bürgermeister Sammiller betont Schuldenfreiheit des Marktes – Aber Gewerbesteuereinnahmen gehen nach unten

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Die Ortsverbindungsstraße nach Forchheim ist so schmal, dass Autofahrer bei Gegenverkehr auf die Bankette ausweichen müssen. Der Markt Pförring würde die Straße gerne verbreitern, braucht dazu aber einen Grundstücksstreifen von den privaten Anliegern - Foto: Kügel

Pförring (DK) Etwas mehr Einwohner, viel weniger Geld in der Kasse und jede Menge Aufgaben vor der Brust: So lässt sich der gut einstündige Bericht zusammenfassen, mit dem Rathauschef Bernhard Sammiller die Bürgerversammlungen in Pförring und den Ortsteilen eröffnete.

In Pförring leben derzeit 3797 Frauen und Männer und damit rund 50 mehr als vor einem Jahr. Das „moderate Wachstum“ (Sammiller) speist sich vorwiegend aus Zuzügen. Die über 65-Jährigen stellen inzwischen 16 Prozent der Bevölkerung und damit ein Prozent mehr als Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren. Auf diese Veränderung in der Altersstruktur müsse die Gemeinde reagieren, meinte Sammiller. Zum einen durch Angebote wie Bürgerbus und Nachbarschaftshilfe, zum anderen durch Ausweisung von Baugebieten, um Wohnraum für junge Leute zu schaffen.

Dass auch auf dem Land inzwischen kleinere Wohnungen gefragt sind, zeigt eine andere Zahl aus dem Einwohnermeldeamt: In Pförring leben mittlerweile 45 Prozent Alleinstehende. Der Ausländeranteil ist mit 5,9 Prozent relativ gering. Noch niedriger ist die Arbeitslosenquote mit 0,62 Prozent.

„Wir haben keine Schulden“, verkündete Sammiller. Das sei „eine gute Ausgangsposition für Investitionen“. Weniger erfreulich präsentieren sich die Zahlen des aktuellen Haushalts. Weil die Gewerbesteuereinnahmen unter eine Million Euro gerutscht sind und gleichzeitig über zwei Millionen Euro Kreisumlage fällig sind, bleibt nach Abzug der laufenden Ausgaben nur ein Überschuss von 78 000 Euro. Deshalb sei es gut, dass die Kommune vom Vorjahresüberschuss von gut vier Millionen Euro noch etwas auf der hohen Kante habe.

Den Schwankungen würde der Markt gerne durch die Vergrößerung des Gewerbegebiets begegnen. „Allerdings spielen hier die Grundstückseigentümer nicht mit“, sagte Sammiller. Auch bei Wohngebieten halte die Bauleitplanung immer wieder Überraschungen bereit. So hätten die Biologen bei der artenschutzrechtlichen Untersuchung des Ackers, auf dem im Nordwesten von Pförring ein Baugebiet entstehen soll, nun eine seltene Lerche gefunden. In Ettling müsse wegen einer Erweiterung um 1500 Quadratmeter das ganze Verfahren neu aufgerollt werden. „In Gaden pochte zunächst das Wasserwirtschaftsamt auf die Errichtung einer zentralen Abwasserbeseitigungsanlage. Nun ist die in Betrieb, aber jetzt fürchten die benachbarten Landwirte Einschränkungen für ihre Höfe, signalisieren aber zugleich Gesprächsbereitschaft.

Stolz ist Sammiller auf die Grund- und Mittelschule, die heuer 311 Kinder besuchen. Vertreten sind alle Klassen von 1 bis 10, denn heuer wird auch die M-Klasse aus dem Schulverbund mit Altmannstein in Pförring unterrichtet. „1347 Euro pro Schüler und Jahr kostet uns dieser Kampf um die Schule am Ort“, sagte Sammiller.

Das Altenheim hat trotz einer Auslastung von 96 Prozent ein Defizit von 70 000 Euro erwirtschaftet. Das ist für Sammiller der Preis für eine menschenwürdige Pflege.

Die Grundstücksverhandlungen für die Ortsverbindungsstraße nach Forchheim gestalten sich laut Sammiller schwierig. Außerdem hätten einige Anwohner Angst vor einer größeren Verkehrsbelastung. Die Friedhofsstraße müsse in jedem Fall ausgebaut werden. Allerdings erst, wenn feststeht, welche Leitungen noch verlegt werden müssen, vom Breitbandkabel bis zur Fernwärme. Die Dorferneuerung Wackerstein ist ins Stocken geraten, weil Pförring – als einzige Landkreisgemeinde neben Gaimersheim – derzeit keinen Zuschuss bekäme.

Gegen die Umzingelung durch Erdgasleitungen will sich Sammiller wehren. „Es kann nicht sein, dass das FFH-Gebiet wichtiger ist als der Siedlungsraum für Menschen.“ Den Planern habe er einen Prostest wie gegen die Gleichstromtrasse prophezeit. Die Bürger dürften aber nicht vorschnell Grunddienstbarkeiten akzeptieren.

Bei der Unterbringung von Flüchtlingen sei es die Strategie des Landkreises, Privatunterkünfte anzumieten. Im Notfall würden Flüchtlinge aber auch in den Turnhallen der Berufsschule Eichstätt und der Realschule Kösching einquartiert. An der Flüchtlingsproblematik kommt nach Sammillers Meinung auch der Markt Pförring nicht vorbei. Er verstehe die Ängste der Geschäftsleute. Dennoch müsse es gestattet sein, über einen Plan B nachzudenken, um die Beschlagnahme von Turnhallen zu vermeiden.