Pförring
"Erzieherinnen leisten eine super Arbeit"

Der Pförringer Kindergarten St. Josef wird heute und morgen bestreikt

20.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Die Tür bleibt zu. Das Personal von Kindergarten und Kinderkrippe St. Josef in Pförring schließt sich dem Streik der Erzieher an. Es geht um mehr Geld, aber auch um mehr Anerkennung. - Foto: Kügel

Pförring (DK) „Wir streiken!“ Große Plakate informieren die Eltern darüber, dass der Pförringer Kindergarten heute und morgen bestreikt wird. Eine Notgruppe wird es nicht geben. Aber der Elternbeirat hat für Notfälle Betreuungsmöglichkeiten bei Eltern und Nachbarkindergärten organisiert.

Am Montag wurden die Mitarbeiterinnen des Kindergartens St. Josef von den Gewerkschaften Verdi und GEW dazu aufgerufen, ab Mittwoch zu streiken. „Das war uns für die Eltern zu kurzfristig“, sagt die Leiterin Cornelia Beringer. Deshalb beginnt der Streik in Pförring erst am heutigen Donnerstag.

Grundsätzlich unterstützen die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen aber die Ziele der Gewerkschaften. „Auch wir sind für bessere Bezahlung und mehr Anerkennung“, sagt Beringer. Deshalb hätten sie sich entschlossen, sich mit den streikenden Kolleginnen in Ingolstadt zu solidarisieren. Darüber habe man sogar abgestimmt.

Eine Notgruppe wurde nicht eingerichtet. Beringer: „Sonst würde die Wirkung verpuffen.“ Schließlich sollten nicht nur die Eltern, sondern auch die Arbeitgeber und die Gesellschaft insgesamt auf das Anliegen des Kindergartenpersonals aufmerksam werden.

„Die Erzieherinnen leisten eine super Arbeit“, sagt Elternbeiratsvorsitzende Nadine Kopp. Diese anstrengende Arbeit sollte auch entsprechend entlohnt werden. Schließlich sollen die Kindergärtnerinnen die Kinder immer genauer beobachten und immer besser auf die Schule vorbereiten. Von den Eltern werde deshalb die Aktion positiv aufgenommen, so Kopp. „Zumindest für zwei Tage. Bei einem längeren Streik würde das wohl anders aussehen“, mutmaßt die Elternvertreterin.

Die meisten Eltern haben Oma und Opa am Ort oder andere Unterbringungsmöglichkeiten – und sehen deshalb die Arbeitsniederlegung ganz entspannt. Um die Übrigen nicht hängenzulassen, vermittelt die Elternbeiratsvorsitzende für Härtefälle die Betreuung bei Familien aber auch in den Nachbarkindergärten Mindelstetten und Münchsmünster. „Ich respektiere die Arbeitnehmerrechte“, sagt Bürgermeister Bernhard Sammiller. Was den Markt Pförring betrifft, sieht er allerdings keine Notwendigkeit für den Streik. Zum einen würden alle Beschäftigten nach Tarif entlohnt, andererseits genieße die Arbeit des Kindergartenpersonals große Anerkennung. So gebe es im Pförringer Kindergarten als wohl einzigem im Landkreis Eichstätt eine Springerkraft, um Ausfälle zu kompensieren. Auch der Gemeinderat stehe den Anliegen des Kindergartens immer wohlwollend gegenüber, so Sammiller. Gerade erst wurde beschlossen, eine neue Gruppe einzurichten. Da der Markt Pförring schon jetzt 7000 Euro pro Kind und Jahr zuschießt, ist für Sammiller eins klar: „Die Gebühren werden steigen.“

Die Beschäftigten im Pförringer Kindergarten wüssten sehr wohl um diese Vorzüge, sagt Michaela Schmid. „Wir haben sogar einen besseren Personalschlüssel als gesetzlich vorgeschrieben und sind mit dem Träger sehr zufrieden“, betont die Leiterin der Kinderkrippe. Der Streik richte sich aber nicht gegen den Träger, sondern an die Öffentlichkeit und an die Politik. „Unsere Leistung muss durch ein entsprechendes Gehalt anerkannt werden“, fordert Schmid.

Auch Kolleginnen, die schon kurz vor der Rente stünden, würden mitmachen, weil es um ein langfristiges Ziel gehe – nämlich, typische Frauenberufe in sozialen Einrichtungen so zu bezahlen, dass man davon leben könne. „Das ist derzeit nicht der Fall, nicht einmal bei den Leiterinnen“, sagt Schmid aus eigener Erfahrung. Deshalb gebe es in diesen Bereichen den großen Fachkräftemangel, und deshalb gebe es auch so wenig männliche Erzieher. „Wir streiken, damit die Regierung darüber mal nachdenkt“, gibt sich Schmid kämpferisch.