Pförring
Vom Eisenwarenladen zur Apotheke

Annemarie Wirths schließt ihr Geschäft für Hausrat und Geschenke in Pförring

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Annemarie Wirths schließt ihren Laden für Geschenke und Hausrat. Der Ausverkauf läuft noch bis Anfang September. Zum Jahreswechsel wird eine Apotheke einziehen. −Foto: Kügel

Pförring (DK) Anfang September schließt Annemarie Wirths ihren Laden für Hausrat und Geschenke in Pförring. Zum Jahresbeginn wird in die Räume an der Kelsstraße eine Apotheke einziehen. Den Handwerksbetrieb für Haustechnik und Spenglerei nebenan führt Sohn Alexander weiter.

Wer in Pförring ein nettes Geschenk, schmucke Dekoartikel oder nützlichen Hausrat brauchte, der war bei „Geschenke Hausrat Annemarie Wirths“ an der richtigen Adresse. Jetzt läuft beim „Schlosser Weiß“, wie die Pförringer den Laden nennen, der Ausverkauf. „Eigentlich wollte ich erst in zwei Jahren aufhören, wenn ich in Rente gehe“, erzählt Wirths. „Der Umsatz ist kontinuierlich zurückgegangen, zuletzt habe ich das Geschäft mehr oder weniger als Hobby betrieben. Für einen Nachfolger hätte sich das nicht gelohnt, sodass der Leerstand drohte“, sagt die Kauffrau. Als sie beim Geburtstag ihrer Mutter von Bürgermeister Bernhard Sammiller erfuhr, dass die Apotheke zumacht (siehe eigener Bericht) , habe sie die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und versucht, ihren Laden zum Jahreswechsel an deren Nachfolger zu vermieten – mit Erfolg, verrät die Geschäftsfrau.

„Wir Einzelhändler haben’s schwer gegen die Konkurrenz der Ketten – hilft halt nix“, sagt die 63-Jährige mit einem leisen Seufzer. Kampflos aufgegeben hat sie beileibe nicht. Die Ausstellung „Wohnen & Schenken“, die sie zusammen mit Ursula Reithmeier, Gabi Halbritter und weiteren Pförringer Geschäftsleuten über Jahrzehnte in der Vorweihnachtszeit im Pfarrsaal abhielt, fand weitum Beachtung, und ihr Geschäft wurde auch über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. „In den ersten Jahren war das eine gute Werbung und ein gutes Geschäft. Bis aus Ingolstadt sind die Kunden gekommen“, erzählt sie.

„Zu meiner Zeit war die Arbeit eine Freude, die Kundschaft freundlich und das Geschäft gut“, erinnert sich ihre Mutter Emma Forstner, die den Laden bis 1996 führte. Heute sei das anders, deshalb könne sie die Entscheidung ihrer Tochter verstehen. An der Neuerung findet die rüstige Dame sogar etwas Gutes: „Was wäre Pförring schließlich ohne Apotheke und ohne Doktor.“

Das Geschäft wurde um 1900 als „Eisen, Emaillegeschirr und Fahrradhandlung“ von Johann Winkler gegründet, der nebenan auch noch eine Schlosserei und Spenglerei betrieb. Der heutige Hausname geht auf Josef Weiß zurück, der aus Schwarzhofen im Bayerischen Wald stammte, zuerst als Spenglergeselle dort arbeitete und später einheiratete. Josef und Maria Weiß blieben kinderlos und adoptierten deshalb Wirths’ Mutter Emma, die aus Mauern bei Neustadt stammt. „Meine Mutter erweiterte das Sortiment um Glas und Porzellan. Und das Angebot an Eisenwaren war so groß, dass die Lehrlinge von Reinhold Reithmeier regelmäßig drauf reinfielen, wenn der Heizungsbauer sie am 1. April zum ,Schlosser-Weiß’ um ,Lufthaken’ schickte“, erinnert sich Wirths lachend.

Ihr Vater Sebastian Forstner aus Ettling betrieb neben der Spenglerei einen Wasserinstallationsbetrieb. „Seine große Leidenschaft waren aber Landmaschinen“, erzählt die Schlosser-Annemarie, wie sie die Pförringer nennen, obwohl sie seit über 40 Jahren mit Joachim Wirths verheiratet ist. Ihr Ehemann hat für seinen Betriebszweig der Spenglerei und Haustechnik in Sohn Alexander schon einen würdigen Nachfolger gefunden.