„Ohne Lucy ist es nicht so lustig“

30.07.2014 | Stand 04.08.2014, 10:09 Uhr

Karlskron (DK) Am Sonntag findet die Typisierungsaktion für die zehnjährige Lucy (kleines Foto) aus Karlskron statt. 15 Kinder hoffen ganz besonders, dass für ihre krebskranke Freundin ein Stammzellenspender gefunden wird – die Mädchenfußballmannschaft des SV Karlskron vermisst Lucy im Training.

„1, 2, 3, 4, wilde Hühner, das sind wir. 5, 6, 7, 8, der Fußball, das ist uns’re Macht.“ Die Mädchen stehen im Kreis, die Arme auf den Schultern wie die Profis vor einem wichtigen Spiel, und rufen ihren Schlachtruf, bevor sie auf das Spielfeld stürmen. Dort dribbeln sie um rote Kegel und schießen auf das Tor. „Die Nächste, zieh’ durch!“, feuert Dietmar Fröhlich die Fußballerinnen an. „Macht nichts, wenn es nicht gleich klappt.“

Fröhlich ist der Trainer der Mädchen, die in der nächsten Saison in der D-Jugend des SV Karlskron spielen werden. Für ihn ist es nicht einfach, seine Schützlinge wie gewohnt zu motivieren, sollte mal ein Schuss daneben gehen: Er ist der Vater der zehnjährigen Lucy, die zum zweiten Mal an Blutkrebs erkrankt ist, und für die am kommenden Sonntag von 11 bis 16 Uhr eine Typisierungsaktion in der Turnhalle des Apian-Gymnasiums Ingolstadt (Maximilianstraße 25) stattfindet. „Das ist mit Lucy abgesprochen“, erklärt Fröhlich. „Sie will ja wieder in der Mannschaft spielen, wenn sie wieder gesund ist.“

Darauf hoffen Lucys Teamkolleginnen ganz besonders. „Bei den Spielen ist es ohne Lucy nicht so lustig“, sagt Annika. Viele der Mädchen kennen die Zehnjährige schon seit der Krabbelgruppe oder dem Kindergarten. Beim SV Karlskron, der kürzlich 2222 Euro für die Typisierungsaktion an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei gespendet hat, spielt sie erst seit November, als sie den Blutkrebs das erste Mal besiegt hatte. „Da hat sie immer beim Training zugeschaut, und ich hab’ gesagt: ,Komm, du spielst dann mit, wenn du wieder gesund bist.’“, erzählt Trainerin Michaela Schunk. Und bald darauf verstärkte sie die Mannschaft tatsächlich im Mittelfeld.

Die meisten der Mädchen erfuhren dann in der Schule oder von ihren Eltern, dass ihre Freundin erneut eine schlimme Krankheit hat. „Das ist so traurig, ich hab’ in Religion gehört, dass Lucy wieder krank ist“, erzählt Katharina. „Da war ich sehr erschrocken, dass eine Therapie nicht hilft.“

Die Mannschaft kann Lucy aber nicht besuchen – zu hoch ist die Ansteckungsgefahr für die Zehnjährige, deren Immunsystem durch die Chemotherapie extrem geschwächt ist. Um Lucy bei ihrem Kampf gegen die Leukämie zu unterstützen, finden die Mädchen deshalb ihre eigenen Wege. Sei es eine Genesungskarte mit dem Teamfoto, eine Witze-Seite oder WhatsApp-Nachrichten über das Training – Lucy kann trotz ihrer Krankheit am Mannschaftsleben teilnehmen.

Trotzdem wäre es natürlich schöner, wenn Lucy bald wieder ins Training kommen und Turniere spielen könnte – die manchmal auch gegen Bubenmannschaften ausgerichtet werden. „Die Jungs hatten schon mal Bammel, als sie gegen uns spielen mussten“, berichten die Mädchen stolz. Sie haben deshalb nur einen Wunsch für Lucy: „Wir hoffen, dass sie einen Stammzellenspender findet und dass sie eine glückliche Zeit hat, obwohl sie krank ist.“