Oberhaunstadt
Die Rückkehr zum Schwabentopf

Seit September hat der TSV Oberhaunstadt einen neuen Vereinswirt – der gleichzeitig der alte ist

23.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

 

Oberhaunstadt (DK) They never come back – sie kommen niemals zurück, heißt es in der Boxersprache, wenn ein Champion aus dem Ring abtritt. Unter Wirtsleuten (und manchmal auch bei Boxern) gilt das Sprichwort jedoch nicht immer. So auch im Sportheim Oberhaunstadt.

Knapp ein Jahrzehnt ist es her, da streiften Detlef und Helga Böckmann im Sportheim des TSV Ober- und Unterhaunstadt nach fünf Jahren die Wirtsschürzen ab, packten ihre Siebensachen und machten sich auf in den Bayerischen Wald. Das letzte Kapitel ihres Gastronomendaseins sollte dort geschrieben werden. Noch einmal übernahmen sie in Bayerns urigem Osten eine Wirtschaft, wollten sich anschließend zur Ruhe setzen. Jetzt sind sie wieder da, von wo sie aufgebrochen waren.

Den Vorstand des Vereins freut es. Allen voran Richard Nahm. Denn wie es der Zufall wollte, suchte der Sportklub im Norden der Stadt gerade einen Nachpächter für sein beliebtes Vereinslokal. Nahm erfuhr davon, dass die Böckmanns wieder zurückgekehrt waren und jetzt in Manching wohnten. Statt mit einer Annonce auf die Suche nach einem neuen Wirt zu gehen, beriet er sich mit den Kollegen aus dem Vorstand, setzte sich mit Zweien von ihnen ins Auto und stattete den alten Bekannten einen Besuch ab. „Wir kennen und wir schätzen sie“, sagt Nahm. „Deshalb waren sie unsere erste Option und das hat funktioniert. Wir sind alle glücklich, dass wir sie in alter Frische wieder bei uns im Sportheim haben.“

Seit Anfang September gibt es beim TSV Ober- und Unterhaunstadt daher unter anderem nun wieder den legendären Schwabentopf, eine Spezialität von Detlef Böckmann und seinem Team, zu dem ein Koch aus Frankreich gehört. Die Gäste, zu denen nicht nur die Sportler sondern auch zahlreiche Gruppen, wie der Männerchor des VdK oder die Stadtwache, zählen, nehmen das altbewährte Angebot an. „Es ist wieder spürbar mehr Betrieb, seit sie da sind“, sagt Nahm.

„Eigentlich wollten wir uns ja zur Ruhe setzen“, gibt Detlef Böckmann mit einem Augenzwinkern zu. „Nächstes Jahr geht für mich die Rente los.“ Jetzt aber machen seine Frau und er erst einmal weiter an der alten Wirkungsstätte. Und das länger als nur ein Jahr. So sei es ausgemacht. „Was soll man auch zu Hause sitzen“, meint er.

Die Wiedersehensfreude war groß. „Die Leute, die man noch von früher kennt, nimmt man natürlich in den Arm“, sagt Helga Böckmann. „Zwar nicht die Männer, aber die Frauen“, sagt sie und lacht. „Man hat sich Ewigkeiten nicht gesehen und doch wiedererkannt. Und auch die Kinder von damals sind inzwischen groß geworden.“ Ursprünglich stammt das Ehepaar aus Halle in Westfalen. In Bayern lebt es seit 1976. In gewisser Weise war die Rückkehr nach Ingolstadt auch eine Familienzusammenführung. Denn die beiden Töchter der Böckmanns wohnen gleich in der Nähe. Worauf es in dem Beruf ankomme? „Man muss es mögen, es mit den Gästen können und zuverlässig sein“, antwortet Böckmann. Die Böckmanns sind deshalb im Prinzip immer vor Ort, sperren die Gaststube auch mal außerhalb der Öffnungszeiten auf, wenn die Jugend vom Training kommt und Appetit auf Pommes hat. „Da ist es einfach schön, wenn die Wirtsleute da sind“, sagt ein Vereinsmitglied.

Auch der Vorstand sei keine unwichtige Komponente für den gemeinsamen Erfolg, ergänzt Nahm. „Wir versuchen den Gastraum so einzurichten, dass es für alle passt“, betont er. So habe man extra breitere Tische angeschafft, was beim Essen für mehr Komfort sorgt. „Kommunikation ist wichtig. Es muss auch was vom Verein ausgehen und kann nicht alles auf den Wirtsleuten lasten“, sagt er. Dann könne es eigentlich nur gutgehen.