Oberdolling
Mittendrin statt nur dabei

Oberdollinger Chor Flotte Töne wirkt mit beim Pop-Oratorium "Luther" in der Münchner Olympiahalle

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Mitglieder des Oberdollinger Chors Flotte Töne in der Philharmonie im Münchner Gasteig bei der Generalprobe für das Pop-Oratorium "Luther", das in der ausverkauften Olympiahalle stattfinden wird. - Foto: Trögel

Oberdolling (DK) "Die Spannung steigt." Annelie Trögel, die Leiterin der Flotten Töne aus Oberdolling, gibt gerne zu, dass auch sie das bisher größte Projekt des Chors nicht kaltlässt: Die Flotten Töne wirken am 18. März bei der Aufführung des Pop-Oratoriums "Luther" in der Münchner Olympiahalle mit.

Das Leben besteht manchmal aus einer Verkettung von Zufällen, an deren Ende sich ein Kreis schließt. Das ist auch in diesem Fall nicht anders. Denn die Flotten Töne kamen letztendlich deshalb zu diesem riesigen Chorprojekt - in der Olympiahalle werden rund 2500 Mitwirkende auf der Bühne stehen -, weil Annelie Trögels Tochter in der nordrhein-westfälischen Stadt Witten promoviert hat.

Und weil sie in dieser Zeit als Sängerin bei einem ähnlich großen Chorprojekt - "Die 10 Gebote" - mitgewirkt hat, das der Komponist Dieter Falk verwirklicht hatte. Dieses ist allerdings nie in Süddeutschland zur Aufführung gekommen.

Und weil zudem in Witten die Stiftung Creative Kirche angesiedelt ist, das sich wiederum des neuen Projekts von Falk - eben das (zusammen mit Michael Kunze geschriebene) Luther-Oratorium - angenommen hatte, das im Gegensatz zu den "10 Geboten" auch in süddeutschen Hallen aufgeführt werden soll.

Falk schließlich war für die Flotten Töne kein Unbekannter mehr, denn er hat unter anderem auch mit dem Oslo-Gospel-Chor gearbeitet, mit dem die Oberdollinger schon in Nürnberg gesungen hatten.

So also erfuhr Annelie Trögel, dass für das Luther-Oratorium Chöre gesucht werden, trat mit der Stiftung in Kontakt - und das Ganze kam ins Rollen. Die Flotten Töne bewarben sich im Juni 2015, erhielten zwei Monate später die Zusage und wieder einen Monat später die notwendigen Unterlagen wie etwa die Liederbücher. Mehr als ein Jahr lang standen dann wöchentliche Proben für das Oratorium auf dem Programm, außerdem für Annelie Trögel Chorleiterschulungen sowie für die 18 der 24 Chormitglieder, die bei dem Projekt mitsingen, Stimmbildungsworkshops - inklusive "ein bisschen Choreografie", wie Trögel sagt. Auch eine Regionalprobe in Nürnberg mit rund 500 Sängerinnen und Sängern "für den gemeinsamen Sound" haben die Flotten Töne absolviert. Und am vergangenen Samstag stand die Generalprobe mit 2100 Mitwirkenden in der Philharmonie im Münchner Gasteig an.

Annelie Trögel kann jedenfalls sagen: "Wir liegen voll im Zeitplan." Und sie ist fest überzeugt: "Wir kriegen das hin." Denn es gehe jetzt beim Endspurt vor dem großen Auftritt nur noch um "Feinheiten, die noch ins Ohr gehen müssen".

Das liege auch daran, dass alles gut vorbereitet gewesen sei, von speziellen CDs für die verschiedenen Stimmlagen bis hin zu den entsprechenden Liederbüchern, beispielsweise auch mit Anweisungen speziell für bayerische Sängerinnen und Sänger, wie Trögel schmunzelnd bemerkt. Da sei etwa zu lesen, dass man "teuer", nicht "teuaa" singen solle. Es gebe aber auch Hinweise, wie einzelne Passagen interpretiert werden sollten, eher gedämpft oder aber positiv "wie ein gleißender Sonnenstrahl in der Dunkelheit". Das müsse den mitwirkenden 17 Sängerinnen und dem einen Sänger der Flotten Töne in Fleisch und Blut übergehen, so die Chorleiterin. Deshalb stünden bei den restlichen Proben für das Pop-Oratorium immer wieder die Automatisierung des Geübten oder auch Dinge wie das gemeinsame Atemholen im Vordergrund.

Für Trögel selbst ist die Teilnahme an dem Pop-Oratorium - sie bezeichnet es auch als Musical - "eine tolle Möglichkeit, in das Thema Luther einzusteigen". Und sie freut sich am meisten auf das Gemeinschaftserlebnis, mittendrin zu stehen in diesem "unheimlichen Klangvolumen". Sie erkennt aber auch für die Flotten Töne Vorteile. Die Sängerinnen kämen "raus aus dem Choralltag", und gleichzeitig würde der Chor diszipliniert, was künftig wiederum auch "ins normale Singen eingeht".

Dass sie bei der Aufführung in München einmal nicht als Chorleiterin an vorderster Front steht, macht Trögel gar nichts aus. Im Gegenteil. "Ich genieße es voll, wenn ich einmal nicht verantwortlich bin und einfach mitgenommen werde", sagt sie. Dennoch: Unter den 20 Songs des Musicals - sie pendeln zwischen Rock, Pop, Swing und Gospel - hat sie einen ausgemacht, dessen Titel für sie einerseits die Kernaussage des Pop-Oratoriums darstellt und den sie sich andererseits selbstverständlich auch als einfaches Chormitglied zu Herzen nehmen will: "Selber denken."