Oberdolling
Hilfe für Kinder sozial schwacher Familien

Johanna Hofmeir, Gründerin von Lichtblick Hasenbergl, referierte beim Tag der jungen Landfrau

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Beim Tag der jungen Landfrau in Oberdolling (von links): Kreisbäuerin Christa Weber, Johanna Hofmeir, Gründerin von Lichtblick Hasenbergl, und Michaela Stark, Vorstandsmitglied des Kreisverbands Eichstätt des Bayerischen Bauernverbands. - Foto: Schmidl

Oberdolling (DK) Einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus warfen gestern zahlreiche Bäuerinnen beim Tag der jungen Landfrau im voll besetzten Oberdollinger Vereinszentrum "D'Roßschwemm". Johanna Hofmeir referierte mit speziellem Blick auf Kinder über das Thema "Arm in einem reichen Land".

Hofmeir ist Gründerin der sozialtherapeutischen Betreuungseinrichtung Lichtblick Hasenbergl für derzeit 200 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im äußersten Norden Münchens. Dort, in Hasenbergl-Nord, gibt es laut Hofmeir einen besonders hohen Anteil sozial Schwacher und Benachteiligter. Und das habe auch Auswirkungen auf deren Kinder. "Auch arme Eltern lieben ihre Kinder und tun für sie, was sie können", betonte die Referentin. Aber sie seien einfach oft mit zu vielen Problemen überlastet: zu wenig Platz zum Wohnen, ständige Geldknappheit, zu viel Lärm für die Kinder beim Lernen und so weiter.

"Armut bedeutet für Familien Dauerstress", sagte Hofmeir. Und besonders würden Kinder darunter leiden. Das beginne bereits bei einer "stressgefluteten Schwangerschaft" und führe bis zu einer intellektuellen Entwicklungsverzögerung bei den Kindern mit Folgen wie Seh- oder Sprachstörungen. Weniger belastbare Kinder, die unter ständigem Stress lebten, würden sich aber beinahe automatisch abschotten. Mit störenden Reizen würden aber auch fördernde Reize ausgeblendet, die für die Entwicklung des Kindes wichtig seien.

Im Nachhinein diese Dinge zu lernen, sei sehr schwierig und langwierig. "Es braucht ein Jahr intensive Förderung, um aufzuholen, was im Alter zwischen einem und drei Jahren verpasst wurde", so Hofmeir. Weil sich der Lichtblick Hasenbergl als "verantwortliche lebensbegleitende Institution" sieht, sind der Gründerin zwei Ziele wichtig: ein frühzeitiger Beginn und eine lange Verweildauer, sodass die Einrichtung eine "Reservefamilie" während des ganzen Aufwachsens eines Kindes darstelle. Und weil Hofmeir gleichzeitig einen "Feldzug gegen milieubedingte Fehlernährung" führt, gibt es im Rahmen einer ihrer Meinung nach eminent wichtigen "gesunden Grundversorgung" beim Lichtblick beispielsweise auch einen entsprechenden Mittagstisch sowie Pausenobst.

Um das Ganze noch abzurunden, setzt Hofmeir jedoch nicht nur bei den Kindern an, sondern bringt auch noch deren Eltern ins Spiel. Im Rahmen einer angegliederten "Elternschule" lernen derzeit rund 100 Erwachsene, von denen viele keinen Schulabschluss haben, nicht nur Deutsch oder bekommen Hilfe beim Berufseinstieg. Der Lichtblick vermittelt ihnen vor allem auch praktische Lebenshilfe. Dabei geht es beispielsweise darum, einen Notruf zu bedienen sowie Etiketten von Lebensmitteln oder Geräten richtig lesen zu können, sich gesund zu ernähren, das Baby nicht vor den laufenden Fernseher zu legen oder nicht im Wohnzimmer vor kleinen Kindern zu rauchen.

Der langanhaltende Applaus der Landfrauen zeigte, dass Hofmeirs Referat und die Aktivitäten von Lichtblick Hasenbergl auf großes Interesse gestoßen sind. Und natürlich hörten die Landfrauen, von denen viele meist sogar in mehreren Bereichen ehrenamtlich tätig sind, gerne Hofmeirs Schlussworte: Neben einem Team von Festangestellten seien auch bei Lichtblick "die Ehrenamtlichen das Sahnehäubchen auf unserem Pädagogenkuchen".