Ingolstadt
OB will Ingolstadt zum Universitätsstandort machen

Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz als Ziel - Glasfaser und Digitalisierung: Lösel will Umland mitnehmen

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Glasfaser ist die Grundlage für das Megathema Digitalisierung: Nachdem Ingolstadt in zwei Jahren flächendeckend versorgt ist, will OB Lösel den Umlandgemeinden das Angebot machen, die Breitbandversorgung von Ingolstadt aus zu organisieren. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Die Welt wartet nicht auf uns." Wenn es um Digitalisierung und Künstliche Intelligenz geht, spielt der Regionale Planungsverband im Konzert der ganz großen "Global Player" mit - das fordert zumindest OB Christian Lösel, der deswegen rein verbal eine Anleihe bei Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm.

Nachdem er als Vorsitzender die Tagesordnung in knapp fünf Minuten durchgepeitscht hatte, hob er an zum Vortrag über dieses Megathema, bei dem er die Umlandgemeinden und Landkreise der Region mitnehmen will. Sein Masterplan: Zuerst Glasfaseranschlüsse im Umland, dann die "Digitale Region", später Künstliche Intelligenz und - als Fernziel - eine eigene Uni für Ingolstadt.

Die Wirtschaft stehe vor einer tiefgreifenden Veränderung, nur zu vergleichen mit der industriellen Revolution, so der OB. Unzählige Arbeitsplätze werden Studien zufolge wegfallen, neue entstehen. Um hier nicht den Anschluss zu verlieren, gebe es nur drei Wege: Bildung, kommunale Investitionen sowie Forschung und Unternehmensgründungen - und sonst nichts. "Das ist eine Frage von Hop oder Top", betonte Lösel. Genauso stehe die Automobilindustrie vor einem tiefgreifenden Wandel. "In China gibt es 55 Automobilunternehmen. Was glauben Sie, was passiert, wenn die eines Tages bei uns vor der Tür stehen?", lautete seine mehr rhetorische Frage. Ganz zu schweigen von den Internetkonzernen, die das Thema Mobilität für sich entdeckt haben.

"Wir müssen die digitale Revolution gestalten", rief Lösel den Bürgermeistern und den anderen Politikern im Ausschuss zu. Um bestehen zu können, müsse die Region im Wettbewerb zu Tel Aviv, Berlin oder Garching, das unaufhaltsam wachse, vorne mit dabei sein. Nach Lösels Auffassung muss sich die Region tiefgreifend wandeln in Richtung Digitalisierung - was aber nicht bedeute, diese auf das Bestehende einfach draufzusetzen. "Bisher hatte Ingolstadt immer Glück", sagte der OB und erinnerte an den Aufschwung durch das Militär und später durch die Industrie. Jetzt, in Zeiten des Wohlstands, müsse man den Wandel gestalten.

"Die Digitalisierung macht aber nicht an der Stadtgrenze halt", betonte Lösel. Nachdem die Glasfaseranbindung der Stadt in zwei Jahren beendet sein wird, machte der OB den Umlandgemeinden und Landkreisen in der Sitzung das Angebot, sich ebenfalls das Glasfasernetz von Com-IN legen zu lassen. Aus der Region mit ihrem digitalen Kern Ingolstadt könnte so eine "digitale Region" werden. Kleinere Ingenieurbüros oder junge Start-up-Firmen könnten dann auch am Land ihre Projekte durchziehen. In der nächsten Sitzung des Regionalen Planungsverbands will der OB ein regionales Konzept präsentieren.

"Wir sind da durchaus offen", sagte Gaimersheims Bürgermeisterin Andrea Mickel im Hinblick auf das große Gewerbegebiet im Ort auf das Angebot Lösels bezüglich Glasfaser und Digitalisierung. Für Ludwig Wayand kommt das Angebot wie gerufen, steht doch innerorts ohnehin die Verdichtung an. Außerdem will er nächste Woche sich mit den Gewerbetreibenden in Baar-Ebenhausen treffen, um auch über dieses Thema zu reden. Und bevor er Fremde ins Boot holt, strebe er lieber eine offizielle Zusammenarbeit mit der Stadt an. Auch seinen Kollegen Thomas Mack aus Weichering und Stefan Kumpf aus Karlskron ist durchaus bewusst, dass Digitalisierung eines der großen Themen der Zeit ist.

Ingolstadts OB Christian Lösel denkt aber schon weiter. Wie er schon beim Neujahrsempfang eröffnete ("Ingolstadt soll nicht länger akademischer Bildungsimporteur sein"), will er die Region als Standort für Künstliche Intelligenz (KI) etablieren und darüber hinaus sogar "einen Meilenstein setzen". Dies sei ein "absolutes Zukunftsthema". Als Beispiele nannte er die Fortschritte in der medizinischen Diagnostik oder bei Simultanübersetzungen schwieriger Sprachen. Für die Region Ingolstadt sieht er in erster Linie die Forschung in Sachen Künstlicher Intelligenz im Vordergrund. Im Zuge der Erweiterung der Technischen Hochschule Ingolstadt auf 10 000 Studierende bis 2030 ist KI bereits ein kleiner Baustein. Doch damit will es Lösel nicht bewenden lassen. Sein langfristiges Ziel: Ingolstadt als Universitätsstandort. Der OB erinnerte an seinen Vor-Vorgänger im Amt: "Peter Schnell hat auch 20 Jahre gebraucht, bis er eine Fachhochschule hergebracht hat."