Nordbahnhof Ingolstadt: "Einen Tod muss man sterben"

13.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Bürohaus für den Nahverkehr: Dieser Entwurf (Büro nbundm) konnte sich nicht durchsetzen. Er hätte das alte Empfangsgebäude (rechts) am Nordbahnhof erhalten und die Parkplätze in eine zweigeschossige Tiefgarage verbannt.

Ingolstadt (DK) Der jahrelange Stillstand am Ingolstädter Nordbahnhof könnte bald beendet sein. Wenn Stadtrat und IFG-Beirat den Empfehlungen einer Jury folgen, dann wird für die Kunden von Bahn und Bus, aber auch die INVG-Mitarbeiter ein modernes Reisezentrum auf vier Etagen entstehen.

Am Freitag urteilten die Obergutachter über die Arbeiten von sechs Architekturbüros. Eingeladen waren zu der "Städtebaulichen Planstudie" das Ingolstädter Büro Brand, SAL 4 aus München, Mang und Zellner aus Ingolstadt, nbundm aus Ingolstadt und München sowie die Ingolstädter Büros pbb und Windpassinger.

In der Jury saßen neben Vertretern der Rathausfraktionen als Bauherr IFG-Geschäftsführer Werner Richler, OB Alfred Lehmann, Stadtplanungschef Siegfried Dengler und an vorderster Stelle die Gestaltungsbeiräte Prof. Jörg Homeier und Ludwig Wappner. Wie Dengler am Nachmittag bekanntgab, hätten sich Preisgericht und Sachverständige einstimmig für den Entwurf des Büros SAL 4 ausgesprochen (Architekten Robert Neuberger, Eckart Zurmühle und Hermann Hiller).

Die Planer hätten "fast die Eier legende Wollmilchsau" erfinden müssen, bemerkte der Amtsleiter zu den völlig unterschiedlichen Forderungen des Bauherrn. Die städtische Tochtergesellschaft IFG will am Nordbahnhof nicht nur ein Parkhaus errichten, sondern auch Büros für INVG und KVB, Bussteige sowie ein Reisezentrum mit Wartehalle, Café, kleinen Läden, Kiosk und Tourist-Information – und das alles auch noch als "städtebauliches Entree", das der "Bedeutung des Ortes für die gesamte Stadt gerecht wird", wie es in der Ausschreibung heißt.

SAL 4 bringt die vielfältigen Wünsche am besten unter einen Hut und schlägt für den Nordbahnhof einen kompakten, gleichwohl offenen und transparenten Baukörper vor. Der Komplex steht auf Stützen, ist im Erdgeschoss offen für die Bussteige. Darüber stapeln sich auf der Stadtseite drei Büroetagen, auf der abgewandten Seite vier Parkplatzgeschosse plus Parkfläche auf dem Dach mit insgesamt 260 Plätzen.

Die "solitäre Positionierung des Baukörpers", kommentiert die Jury den Siegerentwurf, sei "städtebaulich überzeugend". Sie biete die "Möglichkeit der Adressenbildung für den künftigen Nordbahnhof". Die vorgeschlagenen Lichthöfe des Neubaus erzeugten eine "angemessene Atmosphäre". Das alte Empfangsgebäude des Nordbahnhofs spielt in diesem Konzept keine Rolle mehr.

"Einen Tod muss man sterben", meint Stadtplaner Dengler, "man kann nicht alles haben." Nach seinen Worten kam eine zweite Architektenarbeit in die engere Wahl. Das Büro von Chris Neuburger, Jan Bohnert und Anick Müller (nbundm) will den alten Nordbahnhof erhalten und erreicht dies, indem die Parkplätze in eine zweigeschossige Tiefgarage verbannt werden. Doch die Jury hat zwei Einwände: zu hohe Kosten und mangelnde Akzeptanz des Bahnhofsgebäudes, weil die Reisenden wohl direkt von den unterirdischen Parkplätzen zu den Bahngleisen gehen würden.

Die sechs Architektenarbeiten sind ab dem kommenden Montagmittag bis Donnerstag im Foyer des Sitzungssaales (zweiter Stock des Neuen Rathauses) öffentlich ausgestellt, außerdem in der folgenden Woche von Dienstag bis Freitag zu den üblichen Bürozeiten.