Ingolstadt (DK) Nach dem Probelauf vom vergangenen Jahr ist derzeit wieder der Wanderschäfer Lukas Baumann mit seiner Herde entlang der Donau im Stadtgebiet unterwegs.
Seine Schafe lassen sich besonders das Grün an den Hochwasserdämmen schmecken - vor den Ostertagen zum Beispiel am Nordufer zwischen Schleiferschütt und Baggersee, was ganz im Sinne der Fachleute vom Umweltreferat ist, aber auch Kritiker findet. Nach dem Tod des letzten Stadtschäfers Sepp Anthofer im Jahr 2000 trat bei der traditionellen Art der Beweidung erst einmal eine längere Pause ein, bevor 2018 die städtischen Umweltschützer, die Donau-Wasserkraft-AG (Uniper) und das Wasserwirtschaftsamt sich darauf verständigten, einen Versuch mit der Schafherde am Deich zu starten. "Das war letztes Jahr ein Erfolg", bilanziert Monika Weber vom Umweltamt die Aktion, nachdem zuvor die Böschungen an den Dämmen "immer nur gemulcht" worden seien. Folge des Mulchens sei aber, wenn der Schnitt liegen bleibt, "dass die Fläche zunehmend eutrophiert", also immer nährstoffreicher wird. "Das funktioniert jetzt endlich wieder so, wie man sich das vorstellt", sagt Weber. Die Beweidung durch eine Schafherde sei "für den Damm die optimale Pflege". Peter Hougardy, dem die Natur ein großes Anliegen ist, hat da einen ganz anderen Eindruck und sich deshalb an den DONAUKURIER gewandt. "Wo die Schafe durchgezogen sind", hat er beobachtet, "sind alle Blütenpflanzen abgefressen. Wo keine Schafe unterwegs waren, blühen Buschwindröschen, Veilchen, Traubenhyazinthen und Schlüsselblumen. "
Hougardy kritisiert, dass damit eine "ausgezeichnete Bienenweide und Nahrungsquelle für viele weitere Insekten vernichtet" werde, nach seiner Ansicht ohne ersichtlichen Grund. Der Zeitpunkt sei einfach zu früh. "Statt künstliche Blühstreifen auf Ackerland anzulegen, ist es doch viel sinnvoller, erst einmal die natürlichen Blühflächen zu schützen. "
Monika Weber hält die gut gemeinten Mahnungen des engagierten Naturfreundes jedoch nicht für stichhaltig. Zum einen werden bestimmte Orchideenarten, die gerade austreiben, durch Zäune geschützt. "Darauf nehmen wir Rücksicht. " Zum anderen wäre es "eindeutig schlechter, wenn ich den Schäfer dort später hinschicke". Weber zufolge würde dann auf den Deichflächen viel mehr blühen, und entsprechend wären auch Wildbienen und Schmetterlinge unterwegs. Dafür, dass ein Vertrag zwischen Uniper und dem Schäfer zustande kommt, habe man schließlich lange gekämpft.