Neustadt
Zeit nehmen für alte Uhren

Sebastian Mayer ist einer der wenigen geprüften Restauratoren im Landkreis Kelheim

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Ein echtes Schmuckstück: Diese antike Tischuhr aus dem 19. Jahrhundert hat der Neustädter Sebastian Mayer in insgesamt acht Wochen restauriert. - Foto: Scholtz

Neustadt (DK) Nicht nur, weil Antikes im Trend liegt, hat sich Sebastian Mayer jetzt zum Restaurator alter Uhren weitergebildet. Der gelernte Uhrmachermeister liebt betagte Zeitmesser, die er ab sofort repariert und überholt.

Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Michael hat Sebastian vor Kurzem das Geschäft vom Vater übernommen. Vorher drückte er neben seiner Tätigkeit in Werkstatt und Verkauf in neun Kurswochen an Bayerns einziger Uhrmacherschule in Würzburg noch einmal die Schulbank. Dort werden Lehrlinge sowie Meister ausgebildet und Fortbildungen angeboten. Sebastian Mayer darf sich nach dieser jetzt ganz offiziell "geprüfter Restaurator im Uhrmacherhandwerk" nennen.

Sein erstes Stück hat er bereits bearbeitet: eine Tischuhr, Baujahr 1840. Das völlig verschmutzte und verrostete Teil hat der Geschäftsmann ersteigert. Nach unzähligen Arbeitsstunden präsentiert es sich mittlerweile wie neu. Mayer hat die Uhr zuerst in ihre Einzelteile zerlegt, dann jedes davon gesäubert, bearbeitet und sämtliche Zahnräder, Federn, Zeiger und Zifferblatt schließlich wieder zur ganzen Uhr zusammengesetzt. Innerhalb von acht Wochen hat der Uhrmachermeister diese Präzisionsarbeit vollendet. Eine beachtliche Leistung, schließlich besteht eine mechanische Uhr aus rund 100 bis 250 Einzelteilen. Da ist genaues Arbeiten besonders wichtig und nur ein klarer Kopf erlaubt es, den Überblick zu behalten.

Mit dem Kollegen aus Neustadt haben an der Fortbildung zum Restaurator noch drei Kollegen aus Bayern sowie weitere aus Hessen, Sachsen und sogar aus der Schweiz teilgenommen. Ein gut besuchter Kurs im Vergleich zu den Ausbildungsseminaren für den Nachwuchs. Wie bei vielen Sparten im Handwerk sind auch die Lehrlinge im Uhrmacherhandwerk knapp. Das mag auch daran liegen, dass die Ausbildung nicht einfach ist und wer in der Schule keinen Spaß an Mathe oder Physik hatte, der sollte sich besser für einen anderen Beruf entscheiden. Nach der dreijährigen Ausbildung muss man sich zudem ständig weiterbilden, zur Vorbereitung für den Meisterkurs, nach dem man eine Werkstatt führen darf. Gute Uhrmacher können aber auch Karriere in der Industrie machen.

Für Sebastian und Michael stand von Beginn an fest, einmal das Geschäft des Vaters zu übernehmen. Der eine als Meister im Uhrmacherhandwerk, der andere als Augenoptikermeister. Das Geschäft in dem knallgelb getünchten Stadthaus in Neustadts Zentrum gehört zu den Familienunternehmen mit Tradition. Karl Mayer, der Großvater der beiden Brüder, hat es 1947 gegründet. Den Verkauf und die Reparatur von Uhren und Schmuck erweiterte er knapp zehn Jahre später um den Bereich Optik.

Sebastian Mayer gehört nicht nur, seit er sich auch Restaurator nennen darf, zu den wenigen Uhrmachern im Landkreis, die noch einen Reparaturservice anbieten. Viele von ihnen ziehen eine hochwertige Armbanduhr mit mechanischem Laufwerk den Batteriebetriebenen vor. "Die sind wesentlich langlebiger als die Quarzuhren", sagt Mayer. Ihn plagt keine Angst vor der Zukunft: "Wir sind gut aufgestellt in unserer Branche." Die billigen Wegwerfuhren, die viele gerne am Handgelenk tragen, bereiten Sebastian Mayer keine Sorgen, zumal die Kunden von ihm und seinem Bruder beim Kauf einer Uhr oder Lesebrille auf Qualität und Langlebigkeit achten.