Neuburg
Manege frei trotz harter Kritik

Tierschutzorganisation Peta erhebt schwere Vorwürfe gegen Circus Voyage – "Stimmungsmacherei", entgegnet dieser

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Eine Attraktion des Circus Voyage ist das Flusspferd namens Jedi. Peta kritisiert die Haltung dieses Herdentieres scharf. - Foto: Circus Voyage

Neuburg (vb) Morgen feiert der Circus Voyage auf dem Volksfestplatz Premiere. Und fast gleichzeitig mit der Ankunft der Artisten und Tiere meldet sich auch die Tierschutzorganisation Peta zu Wort – und erhebt schwere Vorwürfe.

Von „mangelhaften Haltungsbedingungen“ ist ebenso die Rede wie von Narben an Giraffenbeinen. Besonders kritisiert Peta die Haltung von Flusspferd Jedi, „das als Herdentier allein in einem kleinen Wassertank sein Dasein fristen muss“. Elefanten, Giraffen oder ein Flusspferd gehörten keinesfalls in einen Wanderzirkus, findet die Organisation. „Doch noch schlimmer ist der rücksichtslose Umgang der Zirkusverantwortlichen mit den Tieren, deren Leben größtenteils auf Lkw-Transportern stattfindet“, heißt es in einer Mitteilung der Tierschützer.

Angesprochen auf die Vorwürfe ist Sprecherin Bettina Richter gleich auf 180. „Stimmungsmacherei“ nennt sie die Pressemitteilung, „Propaganda“ und „unwahr“. „Nichts wird so sehr kontrolliert wie ein Zirkus“, erklärt sie. „Wir halten die Vorgaben nicht nur ein, wir übertreffen sie.“ Der Zirkus sei immer der Verfolgte. Die Vorwürfe seien nichts anderes als Behauptungen. Zum Thema Wildtiere, erklärt die Sprecherin: „Wenn ich so einen Schwachsinn schon höre. Diese Tiere sind in Gefangenschaft geboren worden.“ Und dann schiebt sie gleich die Frage nach: „Sind in Neuburg alle Veganer? Trägt niemand Lederschuhe? Hat niemand Haustiere“ Wollte man Tiere artgerecht halten, müssten sie konsequenterweise alle freigelassen werden. Selbst in Afrika lebten die Tiere nicht artgerecht. „Auch der Krüger-Nationalpark in Südafrika ist ein begrenztes Areal.“

Wenn heute die Tiere in Neuburg ankommen, bekommen sie nicht nur Besuch von kleinen und großen Zuschauern, sondern auch von Tierärzten des Veterinäramtes – in Person von Norbert Kieslich. „Wir müssen die Zirkusse nicht kontrollieren, machen das aber, wenn es zeitlich und personell geht. Der Circus Voyage wird wahrscheinlich kontrolliert“, kündigt Kieslich an. Dabei müssten gewisse gesetzliche Checklisten abgehakt werden. Für jede Tierart gibt es Vorgaben – über die Haltungsbedingungen, Futter, wie die Gehege aussehen müssen. „Bei Flusspferden müssen die Schwimmbecken eine gewisse Größe haben. Auch die Wassertemperatur und die Tiefe werden kontrolliert.“ Bei einer Missachtung der Vorschriften würde der Zirkus einen Bescheid bekommen. „Wenn zum Beispiel Hufe zu lang sind, dann muss der Hufschmied kommen.“ Sämtliche Mängel würden auch in ein Bestandsbuch aufgenommen. Die Möglichkeit, den Zirkus vom Platz zu verweisen, habe das Veterinäramt allerdings nicht, erklärt Kieslich. Diese Möglichkeit hat nur die Stadt – jedoch nicht für den diesjährigen Auftritt, wie Pressesprecher Bernhard Mahler erklärt. „Die Zulassung erfolgt über das Liegenschaftsamt. Dabei geht es im Prinzip darum, wann der Platz überhaupt frei ist.“ Ein grundsätzliches Wildtierverbot, wie es die Tierschutzorganisation Peta von der Stadtverwaltung fordert, existiert nicht. Seitdem vor zwei Jahren der Zirkus Krone in der Stadt gastiert hat und von zahlreichen Protesten und Demonstrationen begleitet wurde, hat sich nichts verändert. Über ein Wildtierverbot könne nur der Stadtrat entscheiden, erklärt auch Bürgermeister Rüdiger Vogt. „Die Aufforderung von Peta ignorieren wir nicht, aber so etwas muss in den Fraktionen besprochen werden.“

Für den Circus Voyage ist das Zukunftsmusik. Heute steht die öffentliche Elefantenfütterung an. „Wir haben nichts zu verbergen“, erklärt die Pressesprecherin.