Ingolstadt
Mitreißend

Filmer Marcus H. Rosenmüller und Robert Marciniak kommen mit "Trautmann"ins Cinema - und begeistern

17.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:16 Uhr
Auf Kommando schauen die Zuschauer erschrocken (oberes Bild). Doch tatsächlich waren sie äußerst angetan vom Besuch des Regisseurs Marcus H. Rosenmüller (unten rechts, von rechts) und des Produzenten Robert Marciniak. Sie zeigten am Freitagabend ihren neuen Film "Trautmann" (unten links). −Foto: Woelke, Aidan Monaghan/Zephyr Films Ltd

Ingolstadt (DK) Das Interesse an der Premiere von "Trautmann" am Freitagabend war groß: Die Interessenten standen vor dem Cinema in der Altstadt Schlange, um den Film über den deutschen Kriegsgefangenen zu sehen, der in England als Torhüter zur Legende wurde, - und um Regisseur Marcus H. Rosenmüller sowie Produzent Robert Marciniak zu erleben.

In Grüppchen pressen sich die Anwesenden im kleinen Kinovorraum aneinander; keiner möchte draußen im Regen stehen. "Wissen Sie, ob der Herr Rosenmüller schon da ist?", fragt ein Gast die Dame am Ticketschalter. "Der stand nämlich hinter mir im Stau!" Eine Antwort bekommt er allerdings keine mehr, denn in diesem Moment wird die Eingangstür zum Kinosaal geöffnet, und die Zuschauer strömen nacheinander in den knallroten Raum: rote Sessel, rote Wände, rote Säulen. Die Kinoleinwand wird in Erwartung des hohen Besuchs von Scheinwerfern angestrahlt. Nach und nach beginnen sich die 274 Sitze im Saal zu füllen, bis nur noch vereinzelt Plätze frei sind. Während die meisten Zuschauer an ihrem Popcorn knabbern, in ihren Taschen kramen und mit ihren Sitznachbarn ratschen, merken die hinteren Reihen im Saal schon, dass es gleich losgeht. Denn, versteckt hinter dem Eingang, lugen die beiden Ehrengäste bereits in den Saal und warten auf ihr Stichwort von Kinobetreiber Franz Fischer, der soeben nach vorne zur Leinwand geht und zum Mikrofon greift.



Er wisse, dass 18.30 Uhr an einem Freitag ein durchaus schlechter Zeitpunkt für eine Premiere sei, sagt er, nachdem er das Publikum begrüßt hat. Dennoch sei es schön, dass so viele Leute gekommen sind. "Als Marcus Söder kam, war es hier nicht so voll", scherzt er.

Dann endlich werden nacheinander unter lautem Applaus zunächst Produzent Marciniak und dann Regisseur Rosenmüller auf die Bühne gebeten. Für ihn sei das hier ein Heimspiel, erzählt der gebürtige Ingolstädter Marciniak. In diesem Kino habe er seinen ersten James-Bond-Film gesehen. Nachdem die beiden Gäste kurz ihren Lebenslauf und Werdegang für die Zuschauer veranschaulicht haben, kommen sie auch schon zu ihrem gemeinsamen Film. Vor elf Jahren hätten sie bereits die Idee gehabt, Bert Trautmanns Leben zu verfilmen und diesen daraufhin mit wackeligen Knien zum ersten Mal getroffen, erzählen sie. Unter viel Applaus und Gelächter packen die beiden verschiedenste Anekdoten über die Entstehung des Films aus. So hätten die Dreharbeiten zu Szenen im Londoner Wembley-Stadion, das es heute nicht mehr gibt, beispielsweise in Augsburg stattgefunden. Besonders schwierig sei eine Szene gewesen, in der eine Handvoll Schafe aus einem Innenhof auf die Straße liefen. "Die Schafe laufen aus einem Hinterhof, der in München gefilmt wurde, auf eine Straße in Belfast", verrät Rosenmüller. "Das war gar nicht so einfach."

Als sie die Pläne zu einem Film über den legendären Torhüter schmiedeten, sei ihnen zunächst überhaupt nicht bewusst gewesen, welche Bedeutung Bert Trautmann - oder auch "Traut the Kraut", wie ihn die Engländer nennen - auf der Insel hat. Unter Tränen hätten ihnen Fans erzählt, wie wichtig der Torhüter für ihr Leben gewesen sei. Ein Fan habe ihnen sogar ein selbstgeschriebenes Gedicht vorgetragen.

"Wer hier im Saal hat eigentlich schon vorher mal von Bert Trautmann gehört?", fragt der Regisseur schließlich. Zehn Hände heben sich im Publikum. "Und welche Frauen hier haben Angst davor, dass sie vielleicht gleich einen Fußballfilm sehen werden?" Auch jetzt melden sich unter Gelächter im Publikum einige Damen. Doch die beiden Gäste können beruhigen: Im Film gehe es um viel mehr als Fußball. Die Szenen, in denen Fußballspiele gezeigt würden, machten lediglich wenige Minuten aus. Aber zur Sicherheit sollten die Damen im Publikum doch später beim Hinausgehen beim Kinopersonal vorbeischauen, und ein kleines Feedback dalassen.

"Und das ist dann auch schon das Stichwort für den Schlussapplaus", meldet sich nun wieder Franz Fischer zu Wort, der sich in den vergangenen 20 Minuten still im Hintergrund gehalten hat. Noch ein Abschlussbild mit dem Publikum: eins, zwei, zählt Rosenmüller, und auf drei sollen alle im Publikum erschrocken dreinblicken. Und schon verlassen die beiden Gäste unter lautem Beifall den Saal. Daraufhin wird, ohne Pause oder Vorfilme, direkt "Trautmann" gezeigt. Und tatsächlich: Es ist ein Film über mehr als nur Fußball. Denn er handelt auch von Vergebung, Vergangenheitsbewältigung, von der Kraft nach vorne zu schauen und sich nicht beirren zu lassen bei der Verfolgung eines Traums.

Und wie fanden die Zuschauer den Spielfilm? "Sehr beeindruckend!", antwortet Thomas Hasenbank (50) aus Ingolstadt. "Auch der Regisseur und der Produzent waren sympathisch, locker und nahbar." Da gibt es eigentlich nichts weiter hinzuzufügen. Wer sich selbst davon überzeugen möchte: "Trautmann" läuft seit Freitag in den Ingolstädter Altstadtkinos und weiteren Kinos in der Region.

Charlotte Schmiegel