Manching
Urig-bayerische Gemütlichkeit

Barthelmarkt vor vielen Jahrzehnten: Bittsteller per Postkarte, Versteigerungen und 85 Pfennige pro Meter

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Manching (DK) Wer heute auf dem Barthelmarkt in Oberstimm einen Platz für einen Verkaufstand haben will, der muss sich mindestens ein Jahr vorher bei der Marktgemeinde Manching offiziell bewerben. Das war früher ganz anders.

In einigen Sitzungen entscheidet heutzutage der Marktausschuss mit Johann Froschmeier und Thilo Bals (SPD), Birgid Neumayr und Günter Reichler (CSU), Georg Kumpf, Adolf Engel, Tobias Silberhorn (FW) und Werner Semmler (UW) welche 400 von den 650 Bewerbern mit ihrem Sortiment in die Marktlandschaft von Oberstimm passen.

Es kommt aber nicht selten vor, dass noch am Eröffnungstag einige fliegende Händler im Marktbüro auftauchen und um einen kleinen Platz ersuchen – unter dem Motto „Ich bin extra so weit angereist, ihr werdet doch ein paar Meter für mich haben“. Aber die Verantwortlichen müssen hart bleiben, der Barthelmarkt ist um diese Zeit bis auf den letzten Meter ausgereizt.

Einfacher war es früher. Am 28. Juli 1934 zum Beispiel, vor 80 Jahren also, schrieb ein Münchner Händler an den damaligen Bürgermeister Josef Schreiner: „Sehr geehrter Herr Bürgermeister in Oberstimm: Ersuche für den Barthelmarkt einen Platz für zwei Meter für Eis und belegte Brote und Obst.“ Ob der Bittsteller vor 80 Jahren einen Platz bekam, ist nicht überliefert.

Bis 1965 war es üblich, dass die sogenannten Standlschläger, Angestellte der Gemeinde, für die Fieranten die Stände zusammenzimmerten. Für den Barthelmarkt 1966 beschloss die damals noch selbstständige Gemeinde von Oberstimm, dass zukünftig jeder seinen Stand mitbringen musste. Es war damals in den 60er Jahren üblich, dass die aus Holzstangen und Brettern gefertigten Stände für 7,50 Mark pro Meter vergeben wurden. 1953 wurden Stände mit 1270 laufenden Metern aufgebaut, die zum Preis von nur 85 Pfennige/Meter verpachtet wurden.

Ein Schnäppchen aus heutiger Sicht: 1935 wurden 1200 Quadratmeter Zeltfläche auf dem Barthelmarktgelände für fünf Jahre zum Preis von 650 Reichsmark pro Jahr an das Bürgerliche Brauhaus aus Ingolstadt verpachtet. Ein weiterer Vertrag kam am 4. August 1946 mit dem Festwirt Andreas Schneider aus München und mit Gustaf Kugler aus Ingolstadt zustande – je für eine Bierbude für Weizenbier-Ausschank.

Um den vielen Rad- und Motorrad- und den wenigen Autofahrern, die zum Barthelmarkt kamen, eine Unterstellmöglichkeit zu geben, wurde 1938 eine Halle errichtet. Zehn bis zwölf „minderbemittelte Leute von der Gemeinde Oberstimm“, so das offizielle Schreiben, kassierten die Parkgebühren. 70 Prozent der Einnahmen durften die Leute behalten, 30 Prozent gingen an die Gemeindekasse. 1949 wurde dann ein extra ausgewiesener Platz für 70 Mark an den Meistbietenden versteigert. Bei der Vergabe wurden die langjährigen oder ortsansässigen Händler berücksichtigt. Die Stände, an denen Käse, Würste, Semmeln oder verschiedene essbare Waren angeboten wurden, wurden nicht verpachtet, sondern an den Meistbietenden versteigert.

Und all das – das Einteilen der Stände an die Händler und das Kassieren der Standgebühren – ging in urig-bayrischer Barthelmarkt-Gemütlichkeit über die Bühne.