Manching
Die Paar als Nadelöhr?

Runder Tisch zu Flutpolder Großmehring: Diskussion über Wasserablaufmöglichkeit

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Manching/Großmehring (DK) Die Vorstellung von drei Varianten des geplanten Flutpolders Großmehring mit den entsprechenden Bauwerken, die Erläuterung von Grundwassermodellen sowie zahlreiche Diskussionsbeiträge - davon war der vierte Runde Tisch zum Flutpolder Großmehring geprägt.

Bereits nach dem ersten Vortrag, in dem Bernhard Vogt vom Büro Blasy & Øverland Zwischenergebnisse der technischen Planungen für den Flutpolder präsentierte, gab es großen Diskussionsbedarf. Vor allem Manchings Bürgermeister Herbert Nerb kündigte massiven Widerstand gegen diese Planung an, wenn durch den Auslauf des Wassers aus dem Polder in die Paar für Manching und seine Ortsteile nur Nachteile entstünden: "Dann wehre ich mich mit Händen und Füßen", sagte er und wusste den Marktgemeinderat hinter sich. "Derzeit sehe ich keinen Vorteil, sondern nur Nachteile", so Nerb weiter, "und da hört der Frieden sofort auf."

Vogt hatte bei dem Treffen in Manching zuvor drei unterschiedliche Varianten des Flutpolders vorgestellt, bei denen jedoch in allen Fällen der Auslauf des vollgelaufenen Polders über die Paar erfolgen würde.

Die größte Variante hat laut Vogt ein Poldervolumen von 12,8 Millionen Kubikmetern, eine Fläche von 433 Hektar, und es wäre ein Deichneubau von 4,1 Kilometern nötig. Bei ihr würde - wie auch bei der mittelgroßen Variante - das Einlaufbauwerk, laut Vogt "ein doch sehr mächtiges technisches Bauwerk", am Nordwestrand des Polders entstehen, von wo aus maximal 150 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Polder abgegeben werden könnten.

Die mittlere Variante des Polders kann 10,2 Millionen Kubikmeter aufnehmen bei einer Fläche von 348 Hektar. Dafür wären 4,8 Kilometer Deichneubau erforderlich.

Bei der kleinsten Variante können noch 6,4 Millionen Kubikmeter Wasser aufgenommen werden. Sie hat eine Fläche von 264 Hektar, es müssten allerdings 6,2 Kilometer Deiche neu gebaut werden. Das Einlaufbauwerk wäre hier nicht am Nordwestrand, sondern mehr in der Mitte der Ausdehnung am Nordende des Polders, das durch den südlichen Donaudeich markiert wird.

Anschließend berichtete Dietmar Knötschke vom Büro Björnsen Beratende Ingenieure über das vorliegende hydrogeologische Modell sowie über das sogenannte numerische Grundwassermodell und dessen Einsatz. Er sprach dabei etwa über Rückhalteräume und die Veränderung der Grundwasserstände. Knötschke empfahl den Aufbau eines "Sondermessnetzes Flutpolder Großmehring" mit möglichst vielen Messstellen und einer detaillierten Erfassung der Wasserstände sowie speziell für das Manchinger Gebiet ergänzende Abflussmessungen. Ingesamt versicherte Knötschke, "alles, was an Randbedingungen da ist, wurde mit einberechnet".

Wie aus den zahlreichen Fragen herauszuhören war, war dies für viele Teilnehmer aber nicht ausreichend. Speziell der mögliche Auslauf des im Polder gestauten Wassers über die Paar war den Diskussionsteilnehmern ein Dorn im Auge. "Was soll die Paar noch aufnehmen, wenn sie selbst schon voll ist", fragte beispielsweise erneut der Manchinger Bürgermeister. Er meinte, bei früheren Hochwassern hätte es "noch Wochen danach Probleme mit dem Grundwasser" gegeben, weshalb er zu dem Schluss kam, dass im Fall eines Hochwassers "die Paar als Drainage oder Vorfluter nicht mehr wirken" könne. Nerb sagte zudem, wenn es einen Auslauf in die Paar gebe, "muss dies auch rückwärts möglich sein".

"Veränderungen mit negativen Auswirkungen auf den Grundwasserstand" befürchtete auch der Westenhausener Landwirt Christoph Kloiber im Falle eines Abflusses des Polderwassers über die Paar und folgerte: "Da wird die Landwirtschaft benachteiligt." Das widerspreche allerdings einer Aussage von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf bei einem Termin zum Thema Flutpolder in der Großmehringer Nibelungenhalle, als sie gesagt habe, dass niemand einen Nachteil haben werde durch den Flutpolder.

Auch wenn der Schadensersatz für Betroffene nach einem Hochwasser geregelt sei, befürchteten Teilnehmer des Runden Tisches zudem, dass die Abwicklung eines Schadensfalles schwierig werden könnte. "Wir wollen als Grundstückseigentümer nicht wieder hinterherlaufen müssen", lautete deshalb eine Aussage.

Nach einer längeren Diskussion wurde schließlich entschieden, dass das Thema in einem nächsten Schritt in einer kleinen Runde mit den Bürgermeistern von Manching, Großmehring und Vohburg sowie Vertretern der Ingolstädter Kommunalbetriebe und des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt behandelt werde.