Manching
Es wird neblig Anfang Februar

Dann üben Piloten aus den USA, aus der Schweiz und aus Deutschland auf dem Manchinger Flugplatz

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Sichteinschränkungen bei Staub- und Sandaufwirbelungen: Eigene Erprobungen der WTD fanden bereits mit einer CH-53 in Sevilla statt. - Foto: WTD 61

Manching (DK) Eine Wand aus Nebel wird in der ersten Februarhälfte über den Manchinger Flugplatz wabern. Was Piloten sonst gar nicht mögen, ist in diesem Fall gewollt: Bei einer Nato-Testreihe werden Entwicklungen für den Hubschrauberflug unter schlechten Sichtbedingungen erprobt.

Nato DVE-M Flight Trials nennt sich die Kampagne, an der die US Airforce, die Schweizer Armee und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt teilnehmen. DVE steht dabei für Degraded Visual Environment, also Flüge bei eingeschränkter Sicht, so der Manchinger WTD-Flugversuchsingenieur André Müller. Die Testreihe, in der Sprache der Militärs Kampagne genannt, ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Im September vergangenen Jahres fanden in der Wüste von Yuma in den USA die ersten Flüge statt, bei denen neueste Technologien bei extremen Sand- und Staubaufwirbelungen erprobt werden. Der dritte Teil findet in der zweiten Februarhälfte in der Schweiz statt, wo dasselbe mit Schnee getestet wird. Vom 2. bis 16. Februar sind Flüge auf der Nordbahn in Manching geplant, wobei hier die Sicht der Piloten mit künstlichem Nebel stark eingeschränkt wird.

"Die Augen sind für den Piloten das Wichtigste", erklärt Hubschrauber-Testpilot Oberstleutnant Sven Baldauf. Durch sie bekommt er mit Abstand die meisten Informationen. Bei starken Schnee- oder Sandverwirbelungen durch die Rotorblätter, in der Fachsprache auch brownout oder white-out genannt, oder bei dichtem Nebel kann's gefährlich werden. Auch Unfälle kommen immer wieder vor, wie etwa im März 2013 bei einer Großübung im Berliner Olympiastadion. Den Piloten stehen bislang Hilfen wie etwa Infrarot-Sichtsysteme oder Landesysteme zur Verfügung. In Manching sollen neue technische Lösungsmöglichkeiten im Sinne einer augmented reality, also einer durch Computer erweiterten Realität, überprüft werden, die es in Serie noch nicht gibt.

"Das sind echte Erprobungsflüge", erklärt Baldauf. Die gewonnenen Daten werden von der zwei bis vier Mann starken Hubschrauberbesatzung evaluiert. Die Piloten der drei Hubschrauber (Blackhawk EH 60 L, EC 635 von Airbus und DLR EC 135) fliegen dabei teilweise "unter Null-Sicht-Bedingungen" in einer Art Tunnel auf dem Manchinger Flugplatz. Daher auch der - in der Fliegersprache natürlich englische - Ausdruck "Highway in the sky".

Vom 2. bis 16. Februar soll jeweils morgens oder am Vormittag ein Areal am Westende des Flugplatzes künstlich vernebelt werden - wenn es das Wetter zulässt, jeden Tag. In der Nebelwand werden Hindernisse aufgebaut, wie etwa eine Art Hochspannungsleitung oder eine Wand, die der Pilot umfliegen muss. "Natürlich gibt es Sicherheitsvorkehrungen", betont Andreas Schmidt, Stabsstellenleiter der WTD. Die Polizei wird vor Ort sein und die Geschwindigkeit auf der Bundesstraße 16 in diesem Bereich dann auf 50 Kilometer in der Stunde reduziert werden.

Der Standort Manching wurde für den zweiten Teil der Kampagne ausgewählt, weil er eine Expertise als Erprobungsstelle hat. Außerdem ist das Personal speziell dafür geschult. Unterstützung erhielt die Wehrtechnische Dienststelle im Vorfeld vom Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt. "Wir machen es, weil wir es können", sagt Schmidt.