Manching
Als das Bier vorgeschrieben war

Vor 60 Jahren bekam Manching eine Gaststätte, heute heißt sie Manchinger Hof

25.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

 

Manching (DK) Ein Wirtshaus ist der gesellschaftliche Mittelpunkt eines Ortes. So auch in Manching. Vor 60 Jahren setzte Michael Zauner seinen Entschluss – eine Gaststätte mit Tanzsaal – in die Tat um. Mittlerweile hat sich in diesem Gasthof einiges geändert, nicht nur der Name.

Es war für den Ort mit seinen damals 3414 Einwohnern eine enorme Bereicherung, dass mitten in Manching ein Wirtshaus entstehen sollte. Um dieses Vorhaben zu realisieren, erwarb Zauner das sogenannte Reischl-Anwesen in der Geisenfelder Straße vom Landwirt Johann Lutz, der dort nebenbei auch eine Holzhandlung betrieb.

Am 19. Mai 1953 wandte sich die Marktgemeinde Manching an das Kreisbauamt Ingolstadt. Das Gasthaus konnte nämlich nicht ohne Weiteres entstehen. Denn im Jahre 1930 hatte die Gemeinde einen Vertrag mit der Brauerei Mathes abgeschlossen. Diese Brauerei trat freiwillig das Jungbräuanwesen (heute Haus des Bürgers) an die Gemeinde ab, da dort das Schulhaus gebaut werden sollte. Als Gegenleistung durfte jede in Manching eröffnete Bierwirtschaft innerhalb der nächsten 25 Jahre nur das im Ort gebraute Mathes-Bier ausschenken. Bei Nichteinhaltung des Vertrags musste die Gemeinde 10 000 Reichs-, später dann D-Mark, als Entschädigung an Mathes zahlen.

Am 2. Juni 1954 erteilte das Landratsamt Ingolstadt die Baugenehmigung mit dem Hinweis, dass dieser Vertrag eine rein privatrechtliche Vereinbarung sei. Maßgebend für das Landratsamt sei, dass die Bestimmung des Gaststättengesetzes vom 15. September 1931 ausgeführt und eingehalten wird.

Dem Bauherrn Zauner kam dann jedoch zur Hilfe, dass der 25-jährige Vertrag 1954 auslief und dass er sich nun für eine Münchner Brauerei entscheiden konnte. Um den dörflichen Frieden wieder einigermaßen herzustellen, erklärte sich Zauner bereit, Limonade und Weizenbier von der Mathes-Brauerei zu beziehen.

Nach dem Abriss des kleinen Anwesens wird zügig mit dem Neubau begonnen. Dieser hat laut Plan eine Länge von 62 Metern, das Gebäude ist ganz unterkellert. In den Kellerräumen sind die Versorgungseinrichtungen sowie mehrere Wannenbäder und Brauseanlagen vorgesehen. Im Erdgeschoss soll eine 100 Quadratmeter große Gaststube entstehen, von der man in ein Nebenzimmer mit angeschlossenem Frühstücksraum gelangt. Eine geräumige Küche mit Kühlanlage wurde in der Planung ebenso berücksichtigt wie eine hygienisch ausgestaltete Toilettenanlage.

Der 500 Quadratmeter große Tanzsaal mit den seitlich angebrachten drei Nischen mit je 25 Plätzen war für Manching genauso sensationell wie die 50 Quadratmeter große Bühne. Ein Highlight war damals die im Kellerraum eingebaute Kegelbahn. Der Einbau einer Schießanlage wurde nie realisiert. 20 Fremdenzimmer über dem Tanzsaal und eine Privatwohnung für den Hausherren, rundeten das Bauvorhaben ab.

1991 wurde das Gasthaus Zauner samt Saal vollkommen saniert und unter dem Namen Hotel Zauner geführt, bis im Mai 2011 der neue Besitzer die Gaststätte übernahm. Seitdem heißt die Gaststätte Manchinger Hof.