Mailing-Feldkirchen
Taekwondo im Morgengrauen

Training zu ungewohnter Stunde: 35 Sportler begrüßen das neue Jahr mit einer Kampfkunsteinheit

01.01.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

35 Kampfkunstsportler begrüßten das neue Jahr gestern mit einer speziellen Trainingseinheit. Beginn war bereits um sechs Uhr in der Früh.
Unten (v.l.) Claus Moos und Oliver Hihn, der beim Frühtraining seine Prüfung zum zweiten grünen Gürtel bestanden hat. - Foto: Brandl

Mailing-Feldkirchen (DK) Es soll Leute geben, die starten mit einem Silvesterkater ins neue Jahr. Andere werfen sich um sechs Uhr früh in eine weiße Kluft, schnüren Gürtel in Signalfarben um und gehen auf einer Turnmatte in den Schneidersitz. So geschehen gestern in der Kampfkunstschule Kwon in Feldkirchen.

Dort trafen sich 35 Mitglieder und begnadete Frühaufsteher zum gemeinsamen ersten Taekwondo-Training des Jahres und stellten damit zugleich einen neuen Teilnehmerrekord auf, wie Kursleiter Claus Moos zu Beginn verkünden konnte. Moos veranstaltet das spezielle Frühtraining bereits im fünften Jahr - zuletzt mit 17 Leuten. Es soll nicht nur die bösen Geister des alten Jahres vertreiben, die tatsächlich lautstark in die Flucht geschlagen werden, sondern zum besonderen Zusammenhalt in der Gruppe beitragen sowie den sportlichen Ehrgeiz und die Selbstdisziplin fördern. Schließlich sei Kampfsportkunst ja keine Ballettschule - wie Moos es während der Einheit einmal sinngemäß formuliert, um seine Schützlinge anzuspornen.

Die Aktiven sind an diesem Morgen bis aus Denkendorf und Wolnzach angereist. Für drei von ihnen halten diese frühen Stunden des Tages einen unerwarteten Höhepunkt bereit. Moos fordert sie auf, ihre Prüfung zum zweiten grünen Gürtel abzulegen. Einer von ihnen ist der Ingolstädter Oliver Hihn. Der 37-Jährige betreibt den aus Südkorea stammenden Sport seit zwei Jahren, erzählt er. Die Prüfung, bei der er unter anderem zwei Fichtenbretter mit dem Fuß durchschlägt und gegen einen Vereinskameraden mit schwarzem Gürtel zum Scheinkampf antritt, besteht er problemlos. Wie anstrengend es ist, die Gliedmaßen einige Minuten lang kontrolliert durch die Luft wirbeln zu lassen, als wollten sie diese zerschneiden, das zeigt sich anschließend beim Gespräch mit ihm. Auf seiner Stirn perlt der Schweiß, und die Lungen ringen nach Luft. "Ich bin sehr zufrieden mit mir, weil ich auf die Prüfung gar nicht eingestellt war", sagt Hihn. Bei dem Training wollte er "unbedingt dabei sein" und habe deshalb auch nur eine Stunde lang Silvester gefeiert, verrät er und ergänzt: "Es ist schon ein besonderes Gefühl, das neue Jahr so zu beginnen." Hihn macht den Sport, um sich einen Ausgleich zum Beruf zu verschaffen und um sein Selbstbewusstsein zu stärken. Das Motiv der Selbstverteidigung stehe dabei für ihn nicht im Vordergrund.

Für die erst zehnjährige Lejla Zobetic, die mit ihrer Mutter gekommen ist, tut es das wohl. Sie habe einen relativ langen Weg von ihrer Schule, dem Christoph-Scheiner-Gymnasium, zur Bushaltestelle, berichtet sie. Da wolle sie einfach gewappnet sein, falls mal etwas passiert, so die junge Sportlerin, die bereits einen grünen Gürtel trägt, obwohl sie erst zweieinhalb Jahre trainiert. Ihr Talent entdeckte Moos, nachdem zuerst Lejlas Bruder Taekwondo bei ihm erlernen wollte. Silvester findet das aufgeweckte Mädchen nicht so interessant. "Der Termin war mir wichtiger", sagt sie. Ihr Ziel: "So erfolgreich sein wie Claus."

Der wirft 30 Jahre Kampfkunsterfahrung in den Ring und hat den Sport "in bester Tradition" seines weltbekannten Lehrers, dem koreanischen Großmeister Kwon Jae Hwa, erlernt. Besonders stolz ist er darauf, dass heute so viele Freiwillige gekommen sind. "Damit sind wir wohl in unseren Breiten die ersten Sportler, die im neuen Jahr in der Gruppe organisiert Sport betreiben", sagt er stolz.

Zum zweiten Mal ist Veronika Leichtle-Huber aus Ingolstadt dabei. Kampfsport übe sie seit dem siebten Lebensjahr aus, so die Trägerin des schwarzen Gürtels. "Man stärkt Geist und Körper, und der Sport bereitet gut aufs Leben vor", sagt sie. Das Talent für den Sport hat die Marketingassistentin ihrer Tochter vererbt, die an diesem Morgen ebenfalls mit von der Partie ist. Beendet wurde das Training nach gut zwei Stunden mit einem ausgiebigen Frühstück und vielen Neujahrswünschen.