Lobsing
Optimismus bei Hopfenpflanzern

Hallertauer Verbandschef Schapfl baut auf Craft-Beer-Welle und neue Sorten

24.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Winterruhe im Hopfengarten bei Forchheim. Arch - foto: Kügel

Lobsing (DK) „Recht positiv eingestellt für die Zukunft“ zeigte sich gestern der neue Vorsitzende des Hopfenpflanzerverbands Hallertau, Adolf Schapfl, bei einer Mitgliederversammlung des Verbands in Lobsing. Grund für den Optimismus war die fast explosionsartige Entwicklung am Craft-Beer-Markt.

Während der Weltbierausstoß 2003 laut Schapfl noch 1,5 Milliarden Hektoliter (hl) betrug, ist er bis 2013 auf 1,96 Milliarden hl gestiegen, seitdem aber wieder leicht rückläufig. Im Gegensatz dazu sei der Aufwärtstrend bei Craft Beer ungebrochen. So wurden allein in den USA im Jahr 2010 noch 11,5 Millionen hl produziert, 2014 bereits 24,9 Millionen hl, was gegenüber dem Vorjahr mit 21,1 Millionen hl ein weiters Plus von 18 Prozent bedeute. Und weil in der Regel die Craft-Beer-Brauer recht stark gehopfte Biere herstellen und die Craft-Beer-Welle längst nach Europa und damit auch nach Deutschland übergeschwappt ist, sehen auch die Hallertauer Hopfenpflanzer gute Absatzchancen. Zumal sie auch mit neuen sogenannten Flavour-Sorten aufwarten können, laut Schapfl „ein Pflänzchen, das gut wächst“.

Allerdings: Obwohl die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr in diesem Jahr in Deutschland von 17 308 auf 17 847 Hektar (davon in der Hallertau 14 910 Hektar) gestiegen ist, musste der Verbandschef feststellen: „Wir produzieren seit Jahren zu wenig Hopfen.“ Und damit auch zu wenig des wichtigsten Inhaltsstoffs Alphasäure. Die Brauwirtschaft lebe derzeit noch von Überhängen, so Schapfl, aber die Vorräte würden abgebaut.

Angesichts der schlechten diesjährigen Ernte, die in der Hallertau um 9300 Tonnen von 33 173 auf 23 873 Tonnen und in Deutschland von 38 500 auf 28 336 Tonnen Hopfen zurückgegangen ist, wurden die deutschen Hopfenbauern heuer von den US-Pflanzern deutlich überholt. Sie produzierten 36 400 Tonnen nach 32 200 Tonnen im Vorjahr. Mit einer gleichzeitigen starken Flächenausweitung von 15 893 auf 18 307 Hektar liegen die US-Amerikaner zudem erstmals vor den deutschen Pflanzern.

Bei seinem Blick auf die Entwicklung der Hopfenanbauflächen seit 2001 in den beiden Ländern mit der größten Produktion stellte Schapfl fest, dass es deutliche Unterschiede gebe. Während in den USA fast Jahr für Jahr größere Schwankungen – und erst seit 2010 wegen der Craft-Beer-Brauer ein permanentes Plus – zu erkennen seien, sei die Anbaufläche in Deutschland über all die Jahre relativ konstant geblieben. „Die deutschen Pflanzer laufen in schlechten Zeiten nicht gleich davon und flippen in guten Zeiten auch nicht gleich aus“, so Schapfls Fazit.

Konstant voran geht auch der Strukturwandel. Die Zahl der Hopfenbaubetriebe in der Hallertau ist weiter um 20 auf 948 zurückgegangen. Gestiegen ist lediglich die Zahl der Betriebe mit über 30 Hektar Hopfen, während vor allem die Pflanzer mit unter zehn Hektar immer weniger werden.

Der Hopfenpflanzerverband Hallertau hat in seinem Geschäftsjahr 2014/15 (30. Juni) bei einem Umsatz von 503 433 Euro einen Jahresüberschuss von 15 129 Euro erwirtschaftet, so der Finanzbericht des stellvertretenden Vorsitzenden Karl Pichlmeyer.

Während Daniela Meyer auf den Pflanzenschutz einging und der stellvertretende Verbandsgeschäftsführer Werner Brunner über arbeitsrechtliche Themen referierte, berichtete Geschäftsführer Otmar Weingarten von einer EU-geförderten, dreijährigen Werbekampagne für deutschen Hopfen in China, die 2016 startet. Ebenfalls im kommenden Jahr soll laut ihm das Verbandsgebäude „Haus des Hopfens“ in Wolnzach aufgestockt werden, um dem erhöhten Raumbedarf gerecht werden zu können. Weingarten sah darin eine „wichtige Weichenstellung für die Zukunft“.