Lenting
Unerwünschtes "Holz vor der Hütt'n"

In Lenting warten Anwohner auf die Erdverkabelung, die alte Telefonmasten und Leitungen ersetzen soll

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

In der Hofmark, dem alten Ortsviertel, wo einst die Schlossherrschaft daheim war, wird auf den Dächern noch Tradition gepflegt. Alte Leitungen über Holzpfosten bestimmen den Blick, verärgern aber viele der Bewohner. Modernisierung ist nicht in Sicht. - Foto: privat

Lenting (DK) Da sei die Zeit stehengeblieben, meinen Bewohner des Ortskerns von Lenting beim Blick auf die Holzmasten mit den durchhängenden Telefonleitungen. Gut 40 dieser im Straßenbild auffälligen Pfosten erinnern an Technik von gestern.

In der Bürgerversammlung im November wurden die Leitungen als "herumhängende Wäscheleinen" beanstandet. Sie seien "eine Schande fürs ganze Dorf", meinte ein Bürger zu den Holzmasten im Geviert Gstocket, Mozartstraße, Auto-Union-Ring, Bernd-Rosemeyer-Straße, Alte Landstraße und Guttenbergerstraße. Bei der Behandlung der Bürgeranfragen in der Februarsitzung des Gemeinderats waren diese Leitungen dann wider Erwarten kein Thema.

Dabei war die Verkabelung der Telefonleitungen im alten Ortskern bereits in die letzte Runde gegangen, als die Arbeiten 1990 von der Deutschen Post nahezu von einem Tag auf den anderen abgebrochen wurden. Dies deckte sich zeitlich mit Mauerfall und Wiedervereinigung. Und nichts anderes als das in der ehemaligen DDR anstehende Investitionsvolumen sei die Ursache für den Abzug der Arbeitskolonnen aus Lenting gewesen, ist man hier überzeugt.

Eine Begründung für diese Entwicklung als Folge der Wiedervereinigung war von der damals zuständigen Deutschen Post nicht zu hören. Nicht nur Kommunalpolitiker ärgern sich darüber, "wie die letzten Deppen behandelt" fühlen sich alteingesessene Lentinger, wie einer sich ausdrückte, nachdem seit nunmehr 26 Jahren nichts mehr geschehen sei. "Da passiert doch nix, das ist denen wurscht", so ein Anwohner in der Schlickhstraße, wo die Telefonleitung über fünf solcher Masten in die Häuser kommt. Eine Frau an der Guttenbergerstraße erinnert sich auch, wie mehrfach im Gebiet um den Seebach bei stürmischem Wind Leitungen durch abgebrochenes Geäst beschädigt worden seien.

Verärgert bemerkt sie: "Da wollen sie ein modernes und schönes Dorf sein und dann hängt dieses alte Glump herum wie vor 100 Jahren." Apropos schönes Dorf: In der Bürgerversammlung vom November erinnerte ein Bürger nachdenklich auch daran, dass Lenting 1975 beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" in der bayerischen Bewertung eine Goldmedaille bekommen habe. Das sei lange her.

Lange wartet man also schon auf die Fortsetzung der Erdverkabelung. Dies gehe aber nur in Verbindung mit einer anderen Maßnahme, wenn an einer Stelle aufgegraben werden müsse, so war zu hören. An eine eigene Baumaßnahme der Telekom als Nachfolgerin der Deutschen Post glaubt man nicht mehr.

Eine Auskunft zu dieser Sache war auch von den zuständigen Stellen in Augsburg und München nicht zu bekommen. Man solle sich an die Gemeinde wenden, hieß es auch. Bürgermeister Christian Tauer sieht im Augenblick keine Möglichkeit, an der Situation etwas zu verändern. Jedenfalls nicht von kommunaler Seite. In diesem Fall, so heißt es, müsste nämlich allein die Gemeinde den Geldbeutel aufmachen.

Im Zeitalter von griffbereitem Handy und Smartphone stören diese Masten nicht alle Bewohner. "Einfach net hinschaun", meint dazu ein jüngerer Lentinger. Die unmittelbar Betroffenen gehen dem Vernehmen nach aber nicht so leicht darüber hinweg, können sich nicht an diese Art "Holz vor der Hütt'n" gewöhnen. Dies ist übrigens eine ursprüngliche Bezeichnung für die einstigen Brennholzstapel vor den Bauernhäusern.