Ingolstadt
"Er kann zeigen, dass Politik anders geht"

SPD-Chef De Lapuente über den voraussichtlichen OB-Kandidaten Scharpf und die Mühen der Parteiarbeit

21.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:23 Uhr
Neues Gespann: Parteistratege Rudi Wagner (l.), seit Jahren im Hintergrund für die Ingolstädter Sozialdemokraten aktiv, will den Kreisvorsitzenden Christian De Lapuente nach Kräften unterstützen. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Führung der Ingolstädter SPD und die Arbeit für diese Partei, das sind Aufgaben, um die man nicht zu beneiden ist.

Politischer Ruhm winkt dafür sicher nicht, eher unangenehme Fragen wie nach den letzten verlorenen Wahlen, warum die Genossen einfach nicht mehr aus dem Tief kommen. Kreischef Christian De Lapuente (36) will es trotzdem noch einmal wissen - mit seinem Ex-Kritiker Rudi Wagner (63) als Organisator an der Seite.

Herr De Lapuente, bei Ihrer Wahl zum Kreisvorsitzenden 2016 haben Sie zu den Genossen gesagt, Sie seien "kein Wunderheiler". Muss man inzwischen ein Wunderheiler sein, um die SPD überhaupt noch zu einem gewissen Erfolg zu führen?

Christian De Lapuente: Die zweieinhalb Jahre waren sicher nicht einfach, wenn ich nicht nur die kommunale, sondern auch die Bundes- und Landesebene sehe. Wir hatten eine schwierige Zeit, das trifft natürlich auch die Basis vor Ort. Ein bisschen ist momentan Licht am Ende des Tunnels, ich hoffe, dass es nicht der entgegenkommende Zug ist. Wir positionieren wieder Themen in der Öffentlichkeit, die den Menschen wichtig sind. Unsere Stadträte machen gute Politik. Aber die Menschen bewegt bei einer Partei halt auch oft, was oben passiert, was bei einem Rentenkonzept passiert. Da kommen momentan die richtigen Antworten, die wir jetzt glaubwürdig umsetzen müssen, damit die SPD wieder solche Ergebnisse einfahren kann, die sie schon mal gehabt hat.

Herr Wagner, als der Vorsitzende vor zweieinhalb Jahren gewählt wurde, haben Sie im Gewerkschaftshaus bei Herrn De Lapuente "Visionen" für die Partei vermisst. Haben Sie Ihre Meinung über ihn geändert?

Rudi Wagner: Visionen könnten es ruhig ein bisserl mehr sein. Aber wenn ich jetzt sehe, wie er den Parteirat führt, läuft das schon gut mit ihm als Führungskraft. Es fehlt noch, dass die Mitglieder des Parteirates selbst mehr powern. Ich bin ja selber in dem Gremium drin. Da ist viel Organisatorisches zu machen. Es ist schwierig in der Konstellation nach der Wahlklatsche. Ich sehe mit Sorge die Europawahl. Danach müssen wir aber schauen, dass wir bei der Kommunalwahl gemeinsam - Seit an Seit, wie es so schön heißt - unser Ergebnis verbessern und im Rathaus mitgestalten können.

Gemeinsamkeit war bei der Ingolstädter SPD in der Vergangenheit oft ein Fremdwort.

De Lapuente: Die größte Aufgabe in der Ingolstädter SPD ist es, viele verschiedene Meinungen unter einen Hut zu bringen. Das macht es schwer, alle mitzunehmen und zu begeistern. Das ist eine Kunst für sich. Wir sind keine Ich-AG. Wir wollen uns jetzt für die Oberbürger- und Stadtratswahlen warmlaufen. Am 2. April sind die Neuwahlen im Kreisverband.

Sie werden wieder als Vorsitzender antreten?

De Lapuente: Ich stelle mich wieder zur Wahl und will die SPD gut durch die Kommunalwahl bringen, gar keine Frage, strukturell aber auch inhaltlich. Christian Scharpf wird demnächst in den SPD-Ortsvereinen vorgestellt, am 25. Juni wollen wir ihn als OB-Kandidat nominieren.

Wie hat er die bisherigen Reaktionen in der Öffentlichkeit auf seine Kandidatur und seine ersten Wortmeldungen in der Stadtpolitik empfunden?

De Lapuente: Er bekommt sehr viele positive Rückmeldungen. Er verkörpert einen ganz anderen Politikstil, als er momentan im Rathaus üblich ist. Er ist im Münchner Rathaus in führender Funktion tätig. Auch im Stadtrat ist dort ein Teamgeist da, den ich hier vermisse. Bei uns wird alles in Schachteln gedacht, die Führung redet nicht mit der Opposition, die Opposition wieder nicht mit der Führung. Ein Christian Scharpf kann zeigen, dass Politik auch anders geht.

Welche Rolle soll Rudi Wagner im Wahlkampf des Kreisverbandes spielen?

De Lapuente: Mit Rudi Wagner haben wir im Hintergrund der SPD seit 40 Jahren einen Genossen zur Seite, der schon viel geleistet und schon viele Wahlkämpfe begleitet hat. Rudi kennt Gott und die Welt in Ingolstadt. Er übernimmt die Organisation und die Koordination des Wahlkampfteams und der Veranstaltungen, die wir planen.

Ab dem Herbst als Ruheständler kann er quasi hauptamtlich die SPD betreuen. Ist die Partei ganz auf Ehrenamtliche angewiesen?

De Lapuente: Wir sind inzwischen ohne Büro von Mandatsträgern als Partei komplett ehrenamtlich. Vor dem Neujahrsempfang gehen zum Beispiel 800 Einladungen raus, da helfen wir alle beim Kuvertieren zusammen. Parteiarbeit ist eben auch viel Bürokratie und Organisationsarbeit.

Hauptsache, in der Parteikasse ist noch keine Ebbe zu beklagen. Ihr bewährter Schatzmeister Helmut Schlittenlohr hat vor zwei Jahren berichtet, er habe immerhin 35000 Euro fest anlegen können, allerdings in drei Monaten nur acht Cent Zinsen bekommen. Damit kann man keinen Wahlkampf finanzieren. Was hat sich seitdem getan?

De Lapuente: Die Zinsen sind noch weniger geworden, muss man ehrlicherweise sagen. Aber es ist ein gutes Fundament da. Und man muss Helmut Schlittenlohr dafür danken, dass er die Fäden so in der Hand hat. Wir sind gut gerüstet für einen Wahlkampf, wir haben ausreichend Mittel, um einen anständigen Wahlkampf zu führen. Man möchte danach ja auch nicht hoch verschuldet sein. Auch solche Zeiten hat die SPD Ingolstadt schon hinter sich. Diesmal soll die schwarze Null nach dem Wahlkampf stehen. Das schaut sehr gut aus. Helmut Schlittenlohr kandidiert auch wieder als Schatzmeister.

Wagner: Der Schlitti ist unsere Perle. Was der geleistet hat, wie der auf die Ausgaben geschaut hat. Der hat das super im Griff, das tut uns gut. Außerdem ist die Zeit der Hochglanzbroschüren vorbei. Da kann man Geld einsparen, aber dafür muss man halt mehr Zeit investieren und als Stadtratskandidat auf die Leute zugehen.

Die Fragen stellte

Reimund Herbst
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