Kösching
"Pluspunkt ortsnahe Versorgung"

Für mehr Personal in Krankenhäusern sammeln Verdi und Angestellte 160 Unterschriften in Kösching

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Jede Stimme zählt für Gewerkschaftsvertreterin Arina Wolf (von rechts) und Werner Gloßner, Betriebsratsvorsitzender der Kliniken: Gemeinderat Dieter Betz und Bürgermeisterin Andrea Ernhofer zählten zu den ersten Unterzeichnern der Liste. - Foto: Stephan

Kösching (DK) In den Krankenhäusern fehlt Personal. Darauf haben Klinikmitarbeiter gestern auch in Kösching mit einer Unterschriftensammlung auf dem Marktplatz aufmerksam gemacht. Mit der Aktion will die Gewerkschaft Verdi bundesweit 20 000 Unterstützer finden, um Druck auf die Politik auszuüben.

Wegen des starken Regens hatten es zwei Frauen ganz eilig, unter das Zelt der Gewerkschaft zu kommen. Eigentlich waren sie wegen des Bauernmarkts zum Marktplatz gekommen, sie hörten sich aber auch an, was die Verdi-Vertreter zu sagen hatten. "Ich finde es schon wichtig, unsere Klinik zu unterstützen", sagte eine der Passantinnen. "Jeder ist froh, in der Nähe ein Krankenhaus zu wissen, wenn doch mal was sein sollte, was ja keiner hofft."

Ein Argument, das an diesem Nachmittag oft zu hören war. Zwar standen in Kösching mit rund 160 Namen am Ende nicht so viele Unterschriften auf der Liste wie in Eichstätt - am Wochenende waren dort rund 240 Unterstützer gefunden worden (wir berichteten) -, aber Arina Wolf von Verdi blieb zuversichtlich. "Jede Stimme zählt", sagte sie bestimmt. "Und wenn wir im Sommer noch nicht genug Unterschriften haben, kommen wir bei Sonnenschein eben noch einmal."

Mindestens 20 000 Signaturen sollen laut Wolf durch die Aktion gesammelt werden, um deutschlandweit auf den Personalmangel in Krankenhäusern aufmerksam zu machen und noch vor der Bundestagswahl Druck auf die Politik zu erhöhen. Personalplanung laufe - egal, ob in Kösching, Eichstätt oder Ingolstadt, wo am 20. Mai ebenfalls Listen ausliegen werden - nicht nach der Patientenzahl, sondern nach dem Budget, das Krankenkassen zur Verfügung stellen. "So entsteht das Problem, dass in einer normalen Schicht eine Fachkraft für 13 Betten zuständig ist, in der Nachtschicht für 40", bemängelte die Gewerkschaftsvertreterin gestern im Gespräch mit unserer Zeitung den hohen Stressfaktor, der häufig Krankheits- oder gar Burn-out-Fälle in der Belegschaft nach sich ziehe. "Die Kolleginnen auf den Stationen wissen oft gar nicht mehr ein und aus."

In den einzelnen Krankenhäusern - auch in der Köschinger Klinik - ist der Bedarf laut Wolf nach mehr Personal auf jeden Fall bekannt. "Man sieht den Mangel, hat aber auch Bedenken wegen der Finanzierung", sagte sie. Wie Werner Gloßner, Krankenpfleger sowie Betriebsratsvorsitzender der Kliniken im Naturpark Altmühltal, schon in Eichstätt bestätigt hatte, seien in der Klinik Kösching mindestens vier Vollzeitkräfte - zu den vorhandenen 120 Voll- und Teilzeitstellen - nötig, um einigermaßen Abhilfe zu schaffen. "Es wäre schon ein Fortschritt, wenn wir unsere Pausen wieder einhalten könnten", sagt er gestern. Ganz oben auf der Liste der Forderungen stehen Wolf zufolge deshalb eine gesetzliche Personalbemessung und eine tarifliche Linie. "Auszubildende sollen außerdem Zeit für ihre Ausbildung haben und nicht schon im ersten Jahr als Vollzeitkräfte eingesetzt werden", schloss die Gewerkschaftsvertreterin.

Eine der ersten Unterzeichnerinnen war Bürgermeisterin Andrea Ernhofer, die auch im Aufsichtsrat der Klinik Kösching sitzt. "Das Problem ist, obwohl die Leistungen der Krankenhäuser zunehmen, wird die Finanzierungslücke immer größer", sagte sie. Dazu komme der Fachkräftemangel in der Region. So werde es für die Häuser immer schwieriger, eine ausgewogene Personalpolitik zu betreiben. "Es ist dringend notwendig, dass sich die Politik für eine rundlaufende Finanzierung einschaltet", forderte sie. Denn eine ortsnahe Versorgung wie hier in Kösching sei ein großer Pluspunkt für jede betroffene Gemeinde. "Ärztlich gesehen sind wir hier jedenfalls sehr gut versorgt."