Kösching
"Mein Herz hängt hier"

Ursula Caissier übernimmt Chefarztposten an der Medizinischen Klinik I in Kösching

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Die erste Frau auf einem Chefarztposten an den Kliniken im Naturpark Altmühltal ist Ursula Caissier. Die 55-Jährige hat zum 1. Januar die Leitung der Medizinischen Klinik I in Kösching übernommen. −Foto: Stephan

Kösching (DK) Seit 1. Januar ist Ursula Caissier die neue Chefärztin an der Medizinischen Klinik I im Zentrum für Innere Medizin in Kösching. Die 55-Jährige folgt damit auf Matthias Breidert, der im November an das Waidspital in Zürich gewechselt ist. Sie kennt das Haus aber schon aus ihrer Ausbildungszeit.

"Es fühlt sich an wie Heimkommen", sagt Caissier etwa zwei Wochen nach Antritt ihrer neuen Stelle im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn nach einem Praktikum war sie bereits zehn Jahre lang als Assistenz-, Funktionsober- und schließlich Oberärztin in Kösching tätig, bevor sie 2011 an die Goldbergklinik in Kelheim ging. Dort legte sie ihren Schwerpunkt auf die Gastroenterologie. "Ich bin gerne in Kelheim gewesen und mit einem lachenden und einem weinenden Auge von dort weggegangen", sagt sie. "Aber mein Herz hängt hier." Und das habe sie sprechen lassen, als sich die Möglichkeit bot, nach Kösching zurückzukehren.

Groß einarbeiten muss sich die Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie nach eigenen Angaben nicht. "Mein Aufgabengebiet ist größer als früher, aber alle stehen mir mit Rat und Tat zur Seite", freut sich Caissier über die Hilfsbereitschaft ihres Teams, das sie wieder herzlich aufgenommen habe. Der Kontakt sei aber sowieso nie abgebrochen - denn eine bunt gemischte Gruppe aus Ärzten, Schwestern und dem Hausmeister treffe sich nach wie vor regelmäßig zu gemeinsamen Motorradtouren durch die ganze Region.

Einige neue Eindrücke hat Caissier dennoch bereits gewonnen. "Die Klinik ist technisch noch besser geworden. Hier wird Medizin auf Hochleistungsniveau, auf universitärem Niveau betrieben, da muss man sich nicht verstecken", schildert die Chefärztin. Diese ist laut Betriebsdirektor Alfred Schimmer nun für "eine wichtige Abteilung, die größte im ganzen Haus", zuständig. Allein in der Gastroenterologie würden jährlich 2500 Patienten stationär behandelt. Caissier betont obendrein die gute Zusammenarbeit mit der Klinik in Eichstätt, die ihr gut gefalle. Darüber hinaus sei aber auch die Menschlichkeit nicht auf der Strecke geblieben. "Das macht den Charme eines solch kleinen Hauses wie in Kösching aus", sagt Caissier, die kurze interne Wege als Vorteil für den Patienten beschreibt.

Diese Haltung war wohl mitunter ein ausschlaggebendes Kriterium für die Einstellung Caissiers - die übrigens die erste Chefärztin an den Kliniken im Naturpark Altmühltal ist. "Frauenpower", sagt Geschäftsführer Lorenz Meier dazu kurz, während Schimmer von einer zunehmenden "Femininisierung" der Medizin spricht. Rund 70 Prozent der Studienanfänger seien mittlerweile weiblich. "Gerade im internistischen Bereich braucht man viel Einfühlungsvermögen und Empathie", ergänzt Meier, der neben der fachlichen auch die soziale Kompetenz Caissiers schätzt: "Es ist gut, dass sie sich zwischendurch ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch mit dem Patienten nimmt."

Dies gelte insbesondere für einen ländlichen Raum wie den Landkreis Eichstätt: "Frau Caissier spricht die Sprache der Bevölkerung." Die Chefärztin, die in Mindelstetten wohnt, kann das nur bestätigen. "Die Region zu kennen, ist wichtig für die Zusammenarbeit mit den Hausärzten und um zu wissen, wo die Leute der Schuh drückt", sagt Caissier.

Mit dieser Erkenntnis beschäftigt sie sich momentan sogar im Zuge ihrer Promotion. "Die Untersuchung will zeigen, wer die Ausbildung der Hausärzte macht", erläutert die 55-Jährige. Die Hypothese laute, dass dies vor allem durch kleine Häuser geschehe. "Wenn diese zumachen, wie es immer häufiger passiert, dann wird der Hausärztemangel weiter zunehmen", prophezeit Caissier. Insbesondere auf dem Land werde die Versorgung abnehmen. Jemand, der eine Ausbildung in einem großen Haus in einer Stadt erfährt, werde wohl kaum eine Praxis auf dem Land eröffnen.

Neben der weiteren Vernetzung der Disziplinen an der Klinik hat sich Caissier deshalb ein Ziel für die erste Zeit in Kösching gesetzt: "Ich habe mir vorgenommen, die Zusammenarbeit mit den Hausärzten und niedergelassenen Fachärzten zu fördern", sagt sie. "Erst einmal will ich mir anhören, wo es überall Probleme gibt, damit wir dann gemeinsam für den Patienten am selben Strang ziehen können."