Kösching
"Kindern Facebook nicht verbieten"

Fachleute diskutierten in Kösching über die Gefahren und Chancen sozialer Netzwerke

17.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:09 Uhr

Kösching (DK) Das Internet und die sozialen Netzwerke werden für viele immer wichtiger. Aus diesem Grund beschäftigte sich die Katholische Erwachsenenbildung bei ihrer Podiumsdiskussion im ehemaligen Kloster in Kösching mit dem Thema „Der Mensch in Facebook & Co.“. Dabei wurden die Gefahren von sozialen Netzwerken aufgezeigt.

„Soll ich meinem Kind erlauben, Mitglied bei Facebook zu werden“ Diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussion, die von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Landkreis Eichstätt und der Pfarrei Mariä Himmelfahrt organisiert worden war. Unter der Moderation des KEB-Vorsitzenden Stefan Hilger stellten sich der Rechtsanwalt Stefan Obermeier, der Theologe Martin Ostermann, der Vorsitzende des Bürgernetzvereins Altmühltal (AltmuehlNet) Stefan Hanauska, und der Webseitenbetreiber Daniel Reisinger zusammen mit der Schülerin Magdalena Meyer (neunte Klasse) den Fragen des Publikums über soziale Netzwerke.

Viel diskutiert wurde dabei das Problem der Datensicherheit. Stefan Obermeier betonte, dass vor allem „die Undurchsichtigkeit der Funktionen und Einstellungen“, die die Weitergabe persönlicher Daten schützen sollten, Schwierigkeiten bereite. So könne es leicht vorkommen, dass persönliche Informationen „unbeabsichtigt öffentlich sichtbar sind“.

Auch der sogenannte Gefällt-Mir-Button, bei dem der Nutzer angeben kann, ob er sich für eine bestimmte Webseite oder ein Produkt interessiert, warf Fragen auf. Die Zuhörer erfuhren, dass beim Aufruf einer Webseite mit diesem integrierten Button bereits Daten über den Nutzer an Facebook geleitet werden, selbst wenn der Nutzer nicht Mitglied bei diesem sozialen Netzwerk ist. Jedoch lasse sich bereits ein Einlenken der Betreiber erkennen, wie Rechtsanwalt Stefan Obermeier ausführte: „Die Einstellungen werden zunehmend übersichtlicher. Außerdem will sich Facebook einer unabhängigen Kommission unterziehen, die den Datenschutz der Seite prüfen will.“

Das Plenum beschäftigte sich auch mit Fragen der Kriminalität in den Netzwerken, insbesondere mit Cybermobbing und sexueller Belästigung. Um diesen Gefahren vorzubeugen, sollen Kinder und Jugendliche virtuell nur mit denjenigen in Kontakt treten, die sie auch aus dem realen Leben kennen. Die Schülerin Magdalena Meyer sagte: „Die Aufklärungsarbeit unter den Kindern ist aber bereits so weit fortgeschritten, dass sie zwischen richtigen und falschen Freunden unterscheiden können.“ Trotz der in sozialen Netzwerken lauernden Gefahren sollten Eltern ihren Kindern den Zugang zu Facebook und Co. nicht verbieten, lautete die einstimmige Meinung der Teilnehmer. „Als Kommunikationsmedium ist Facebook ein großer und wichtiger Bestandteil des Sozialisierungsprozesses Jugendlicher“, betonte der Mathematik- und Informatiklehrer Stefan Hanauska.

Der Theologe Martin Ostermann ging noch einen Schritt weiter und sagte, dass sich junge Menschen mit Hilfe von Facebook ein Bild darüber machen könnten, „wie Beziehungen aufgebaut sind und wie diese gelingen können“. Die Jugendlichen zur Mitgliedschaft zu zwingen sei jedoch keine Lösung, so die Expertenrunde.

„Jeder soll bis zu dem Punkt mitmachen, wie er es sich zutraut“, meinte der Theologe weiter. Obwohl manchmal auch Zwang ausgeübt werde, wie Magdalena Meyer schilderte: „Einige Lehrer laden zu Veranstaltungen ausschließlich über Facebook ein. Wer nicht kommt, weil er dort nicht angemeldet ist, bekommt dann schlechte Noten.“

Am Ende des Diskussionsabends waren sich alle Teilnehmer einig, dass es den Kindern und Jugendlichen selbst überlassen sein sollte, ob sie sich bei den sozialen Netzwerken anmelden. Das Wichtigste sei, Kindern Vertrauen entgegenzubringen. Die medienpädagogische Aufklärung über die Gefahren und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet soll jedoch von den Eltern übernommen werden.