Kösching
"Kein zweites Bad Reichenhall"

Wegen ernster Baumängel bleibt das Köschinger Hallenbad geschlossen

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Mit einem kleinen Zettel, der seit einigen Tagen an der Eingangstür des Köschinger Hallenbades hängt, informiert Betriebsleiter Andreas Laubenstein über die Schließung der gemeindlichen Einrichtung. Allerdings sind es weniger technische Probleme, sondern vielmehr Baumängel, die zu diesem Schritt geführt haben - Foto: Eberl

Kösching (DK) Große Risse im Dach und marode Deckenbefestigungen: Im Köschinger Hallenbad sind so gravierende Baumängel aufgetreten, dass es aus Sicherheitsgründen geschlossen bleibt. Laut Bürgermeisterin Andrea Ernhofer besteht jedoch „keine akute Einsturzgefahr“.

Wie die Rathauschefin gestern auf DK-Anfrage bekanntgab, habe das vom Markt beauftragte Ingenieurbüro Muck bei einer Untersuchung im August festgestellt, dass die alte Dachkonstruktion des Hallenbades Aquasun mehrere große Risse habe. Diese haben sich laut Ernhofer durch aufsteigenden Wasserdampf im Bad gebildet. „Dadurch wurden die sogenannten Brettschichtträger des Daches in Mitleidenschaft gezogen.“ Kleinere Risse habe das Ingenieurbüro aus Ingolstadt, das ein Gutachten über die Schäden erstellt hat, bereits vor einem Jahr entdeckt. Ernhofer: „Die Risse sind im Laufe der Zeit immer größer geworden, weil ja Holz arbeitet.“

Das Ingenieurbüro hatte im August noch weitere große Schäden in der Einrichtung des Marktes Kösching auf dem Weidhausberg festgestellt: „Die Befestigungen der abgehängten Decke über dem Schwimmbecken sind marode, sodass es Statikprobleme gibt“, sagte die SPD-Politikerin gestern. Da die Sicherheit der Badegäste nicht mehr gewährleistet sei, habe die Marktgemeinde vor wenigen Tagen die Schließung des 44 Jahre alten Hallenbads für die gesamte Saison 2015/2016 angeordnet. Das Aquasun hätte Anfang Oktober aufgemacht; die Sauna im Hallenbad soll allerdings laut Marktgemeinde diese Woche öffnen.

Die Bürgermeisterin betonte auf Anfrage, dass die Gefahr eines Einsturzes des Hallenbads nicht bestehe. Dennoch „wollten wir auf Nummer sicher gehen, damit ein zweites Bad Reichenhall verhindert wird“. Das Dach der dortigen Eislaufhalle war im Januar 2006 eingestürzt, wobei 15 Menschen starben und 34 weitere verletzt wurden.

Wie es nun mit dem Köschinger Hallenbad weitergeht, liegt ganz in den Händen des Marktrats: „In der nächsten Sitzung am 15. Oktober wird über die Zukunft des Aquasun gesprochen“, kündigte Bürgermeisterin Ernhofer gestern an. Dabei gehe es auch darum, ob das alte Bad noch saniert werden soll.

Eindeutig dagegen spricht sich ein Köschinger Bürger aus, der gestern Nachmittag zufällig am Hallenbad vorbeikam: „Eine Sanierung hat absolut keinen Sinn mehr. Hier ist doch alles schon so alt“, sagte der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er meinte, dass ein Neubau billiger komme als eine Sanierung.

Das Aquasun hatte bereits im Dezember 2013 für Schlagzeilen gesorgt: Nachdem im Schwimmbecken ein gefährlicher Keim entdeckt worden war, musste das Hallenbad drei Tage lang geschlossen werden. Bei einer Routineuntersuchung des Beckenwassers war das Bakterium festgestellt worden. Wegen gesundheitlicher Gefahren ordnete das Landratsamt Eichstätt die Schließung des Hallenbads an. Das Beckenwasser musste stark gechlort werden. Nachdem keine bakterielle Verunreinigung mehr festgestellt wurde, konnte die Einrichtung wieder aufmachen. Vermutlich hatten Badegäste den Erreger ins Bad geschleppt.

Das Aquasun ist seit Ende 1971 in Betrieb. Es war das erste Hallenbad im damaligen Landkreis Ingolstadt. Seither hat sich in der nicht nur bei den Köschingern beliebten Einrichtung kaum etwas verändert. „Die Fenster und die Technik wurden zwar vor Jahren erneuert, aber vieles ist noch so wie im Jahr 1971“, sagte Bürgermeisterin Andrea Ernhofer.

In den vergangenen Jahren lagen dem Marktrat einige Sanierungskonzepte für das Hallenbad vor – sie wurden aber alle nicht weiterverfolgt, wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war.