Ingolstadt
König auf der Kippe

BGI-Stadtrat Lange misst sich mit Schach-Nachwuchstalent - und verliert

22.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
Eine ungleiche Partie: Christian Lange (links) hatte gegen Neira Ribic keine Chance. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Ein cleverer Schachzug kann in der Politik einiges bewirken. Im besten Fall kann er den politischen Gegner matt setzen und so gehörig Verwirrung auf dem Spielfeld der Macht stiften. Auf dem Schachbrett sind die Konsequenzen, die Sieg oder Niederlage herbeiführen, freilich nicht ganz so weitreichend, der entscheidende Zug deshalb aber nicht minder gefürchtet.

Das musste jetzt Christian Lange erfahren, der als Fraktionsvorsitzender der BGI mit seinen Schachzügen schon so manchem König auf dem Spielbrett der Stadtpolitik das Leben schwer machte. Ihm gegenüber saß am Samstag am Rande der Ingolstädter Stadtmeisterschaft im Schach die erst neunjährige Neira Ribic. Das Mädchen, das erst vor wenigen Monaten mit den Eltern aus Bosnien nach Ingolstadt gekommen ist, spielt das Spiel der Könige noch kein Jahr im SK Ingolstadt und gilt schon als große Nachwuchshoffnung - noch dazu als weibliche, was eine weitere Besonderheit darstellt, gelten Frauen im Schach ansonsten eher als unterrepräsentiert. "Politiker gegen weibliches Talent" hieß es demnach also bei dem Duell, das der Verein Schachförderung in der AOK Geschäftsstelle organisiert hatte. Um es vorweg zu nehmen: Hobbyschachspieler Lange hatte gegen die gut trainierte Schülerin zu keiner Zeit die Spur einer Chance und verlor beide Partien. Darüber sei er sich aber schon vorher im Klaren gewesen, wie er einräumte. "Ich spiele gern und habe kein Problem damit zu verlieren", sagte er und ergänzte: "Mir geht es darum, dazu beizutragen, den Verein und das Schachspiel zu fördern." Für seine Gegnerin, der er mit einem Gutschein gratulierte, hatte er nur Lob übrig: "Sie ist eine sehr gute und vor allem schnelle und offensive Spielerin. Damit hat sie mich in die Enge getrieben." In beiden Partien hatten die Spieler für ihre Züge 20 Minuten Zeit. Beim ersten Matt zeigte die Uhr von Neira noch über 14 Minuten an. Bei der Revanche gab Lange gut eine Minute vor Ende seiner Zeit freiwillig auf.

Schonungslos fiel auch die Analyse der beiden Partien durch Neiras Trainer Mike Schims aus. Er attestierte dem Politiker, Neira hätte ihn jeweils schon viel früher matt setzen können. "Aber sie wollte ihn leiden lassen und ihm noch die eine oder andere Figur abnehmen", kommentierte er mit einem Schmunzeln. Über seine Schülerin berichtete er, dass sie sich in der kurzen Zeit im Verein schnell entwickelt habe und viel Enthusiasmus an den Tag lege. "Plötzlich hat sie die anderen Kinder im Schach einfach geschlagen", so Schims.

Für Neira - zu ihrer Unterstützung war nicht nur die ganze Familie mitgekommen, sondern auch die Tante aus der Schweiz angereist - war es das erste offizielle Turnier. "Ich finde es gut und freue mich sehr", sagte sie anschließend. Beim Gespräch mit unserer Zeitung musste Neiras Vater unterstützen und ins Bosnische übersetzen, da seine Tochter auf Deutsch noch nicht alles versteht. Beim Schach allerdings habe er, der ihr das Spiel beigebracht habe, kaum noch eine Chance gegen das Kind, dessen zweite Leidenschaft die Mathematik sei. "Ich gewinne von fünf Partien maximal zwei", räumte er ein.

Michael Brandl