Kliniken könnten jährlich drei Millionen sparen

03.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:50 Uhr
Zehn Tonnen Wäsche werden täglich in der Wäscherei des Klinikums bearbeitet. Eine neu zu gründende Wäscherei-Firma, an der alle Kliniken der Region beteiligt wären, könnte allen Häusern Einsparungen bringen. - Foto: Rössle −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Krankenhäuser der Region könnten durch eine Zusammenarbeit im Bereich der Ver- und Entsorgung angeblich jährlich drei Millionen Euro sparen. Eine Sudie der Hochschule Ingolstadt wird von den Kliniken äußerst unterschiedlich bewertet. Einige zweifeln die Seriosität der Untersuchung an.

Bestätigen will die Zahl von drei Millionen Euro im Jahr niemand, denn über das Ergebnis der Studie wurde Stillschweigen vereinbart. Das Thema ist brisant: "Kein Kommentar" lautet die Auskunft von Professor Jürgen Schröder, unter dessen Verantwortung die Studie erarbeitet worden ist. Im Rahmen des MBA-Studiengangs Gesundheits-Management haben die teilnehmenden Ärzte eine mögliche Zusammenarbeit der Kliniken der Region unter die Lupe genommen. Unter anderem wurden die Versorgung mit Wäsche, medizinischen Produkten, Apothekengütern, Energie sowie der Abfallentsorgung untersucht. Das Ergebnis wurde den Geschäftsführern der Kliniken im Februar präsentiert. Seitdem haben sich einzelne Klinikchefs zwar ein paarmal getroffen, geschehen ist bislang aber nichts.

Teilnahme abgelehnt

Die Pfaffenhofener Ilmtalklinik hatte laut Geschäftsführer Marco Woedl eine Teilnahme an der Untersuchung von vorne herein abgelehnt. "Wir fanden das nicht sinnvoll, weil wir bereits jetzt Mitglied in einem Einkaufsverbund sind, von dem wir sehr gut betreut werden." In solchen Verbünden, denen sich Krankenhäuser anschließen können, werden die für die Kliniken benötigten Produkte in entsprechend großer Stückzahl eingekauft. Je mehr geordert wird, desto niedriger wird der Preis. Auch das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen wurde auf eigenes Ansinnen nicht mit in die Studie aufgenommen. Bei allen anderen Häusern der Region hat die FH die Einsparmöglichkeiten durch einen Zusammenschluss durchleuchtet.

Insbesondere Gunther Schlosser, Vorstandsvorsitzender der Kliniken im Naturpark Altmühltal, meldet Bedenken an. Es handele sich bei der Arbeit nicht um eine wissenschaftlich fundierte Studie, die zu echten Ergebnissen führen könne, meint er. Das vermeintlich erhebliche Einsparpotenzial sei "in keiner Weise nachweisbar". Auch Schlosser verweist auf die großen Einkaufsverbünde; mit einem davon arbeiteten die Kliniken im Naturpark Altmühltal, zu denen unter anderem die Krankenhäuser in Kösching und Eichstätt gehören, zusammen.

Nach DK-Informationen sind für die Untersuchung die Einkaufspreise herangezogen worden, die die betreffenden Häuser gegenwärtig bekommen. "Hier wurde total sauber gearbeitet", sagt ein Insider.

Walter Schiffers, der kaufmännische Leiter der Ingolstädter Klinik Dr. Maul, kann einer regionalen Zusammenarbeit durchaus Positives abgewinnen. "Aber nur, wenn alle mitmachen." Die Höhe des Einsparpotenzials bezweifelt jedoch auch er. "Es besteht die Gefahr, dass eine Zahl rauskommt, die sich auf eine minimale Datenbasis stützt", warnt Schiffers.

"Wir wären mehr als stark an einer Zusammenarbeit interessiert", sagt Andrea Wrobel, Geschäftsführerin der Danuviusklinik. Auch das Ingolstädter Klinikum würde eine weitere Zusammenarbeit unterstützen. Dr. Margit Grund, für die Bereiche Einkauf, Wirtschaftsbetriebe und Apotheke zuständig, denkt dabei neben dem Einkauf in erster Linie an die Wäscherei. Derzeit wandern am Klinikum täglich etwa zehn Tonnen Wäsche in die riesigen Trommeln. Das Klinikum wäscht schon jetzt für einige andere Häuser mit. "Wenn alle Kliniken der Region dabei wären, würde die Tonnage fast verdoppelt", so Grund. Sie denkt dabei nicht an die ohnehin an ihre Kapazitätsgrenzen kommende Klinikum-Wäscherei, sondern an eine neu zu gründende Wäscherei-Firma, an der alle Kliniken der Region beteiligt sein könnten. Dies wäre auch hinsichtlich der Arbeitsplätze interessant. Gegenwärtig sind in der Wäscherei 26 Menschen tätig – einige davon sind behindert.

Das Klinikum arbeitet selbst mit einem der größten Einkaufsverbünde zusammen. Grund sitzt bei den Verhandlungen mit am Tisch. Sie ist zuständig für Narkosemittel, ihr Verhandlungsvolumen liegt in zweistelliger Millionenhöhe.

Große Chance

Dennoch sieht Grund in einer regionalen Zusammenarbeit eine große Chance. Angesichts der Konkurrenzsituation sind die Hürden diesbezüglich freilich groß. "Es wäre eine gigantische Leistung, alle an einen Tisch zu kriegen." Nur in einem Bereich lässt sich laut Grund eine Zusammenarbeit schwer durchsetzen: Bei der Abfallentsorgung. Weil die Häuser ihren Müll unterschiedlich trennen müssen. Am Klinikum gibt es über 60 Abfallfraktionen. 1400 Tonnen fallen hier im Jahr an. Die Entsorgungskosten liegen bei 200 000 Euro.

In Einzelbereichen unterhält das Klinikum bereits jetzt viele Kooperationen – unter anderem mit der Danuviusklinik, der Ilmtalklinik, den Kliniken St. Elisabeth Neuburg, dem Kreiskrankenhaus Schrobenhausen und den Kliniken Dr. Maul und Dr. Reiser.