Irgertsheim
"Haben wir denn schon Weihnachten"

SPD will die Irgertsheimer beglücken und scheitert am Ortssprecher

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Das Raiffeisengebäude am gleichnamigen Irgertsheimer Platz wird im Besitz der Bank bleiben. Die SPD hat ihre Idee, das Haus in städtischen Besitz zu bringen, schnell wieder begraben müssen. - Foto: Eberl

Irgertsheim (hl) Mit Zwangsbeglückungen ist das so eine Sache: Manches, was vielleicht gut gemeint ist, kommt bei der Zielgruppe unter Umständen gar nicht so gut an. Das mussten SPD-Stadtrat Robert Bechstädt und weitere Genossen in der jüngsten Vollversammlung der Bürgervertretung feststellen: Mit einem Antrag, das alte Gebäude der Raiffeisenbank am gleichnamigen Platz in Irgertsheim mit städtischen Mitteln zu erstehen und das umliegende Gelände zu einem neuen Dorfplatz auszugestalten (DK berichtete), sind die Sozialdemokraten grandios gescheitert.

Bechstädt zog das Papier kleinlaut zurück, nachdem Ortssprecher Alexander Bayerle den SPD-Vorschlag im Plenum regelrecht zerpflückt hatte.

Bechstädt und die Mitunterzeichner des Antrages (Anton Böhm, Manfred Schuhmann, Fraktionschef Achim Werner) hatten argumentiert, dass an besagter Stelle ein "zentraler Dorfplatz als Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft" vonnöten sei, weil ebendort "schon immer" das Irgertsheimer Leben pulsiert habe. Nach SPD-Informationen, so hatte es weiter geheißen, habe die verkaufswillige Raiffeisenbank Schwierigkeiten, einen Interessenten für ihr Objekt zu finden; die Stadt möge also versuchen, es "möglichst günstig" zu erwerben. Die zuletzt von der Stadt verfolgten Pläne, an der Dreiländerstraße eine neue Ortsmitte zu entwickeln, so eine angebliche Erkenntnis der Genossen, stießen "bei den Irgertsheimern auf wenig Gegenliebe".

Da nun scheint die SPD-Fraktion nicht ganz auf Ballhöhe gewesen zu sein. Irgertsheims Ortssprecher Bayerle (weil im Ortsteil kein Stadtrat zu Hause ist, vertritt er offiziell die Interessen der Bürger) ließ jedenfalls im Plenum, wo die Ortssprecher Rederecht haben, kein gutes Haar am Antrag der Sozialdemokraten. Er stellte sich namens der Einwohner voll hinter die aktuellen Pläne, an der Einmündung der Erchanstraße in die Dreiländerstraße eine neue Ortsmitte zu entwickeln. Die Raiffeisenbank, so ließ er die Stadträte wissen, dürfe ihr Gebäude mit Blick auf die Bankenaufsicht überhaupt nicht unter Marktwert verkaufen und trage sich mittlerweile mit dem Gedanken, das Objekt nach einer Satzungsänderung zu vermieten.

Bayerle bezweifelte auch, dass das Haus in städtischem Besitz überhaupt sinnvoll öffentlich zu nutzen wäre, da praktisch alle Irgertsheimer Vereine bereits eigene Domizile hätten. Ein Abriss gehe nur ins Geld - und letztlich gebe es im Ort wirklich keinen Wunsch nach einem neuen Treffpunkt abseits der faktischen neuen Mitte. Bei einer Bürgerversammlung sei das längst klar geworden, im Bezirksausschuss West hätten die SPD-Mitglieder ebenfalls für die verbreiterte Dreiländerstraße als neue zentrale Anlaufstelle für Veranstaltungen gestimmt. Das Fazit des Ortssprechers: "Mit diesem Antrag machen wir uns ein Stück weit unglaubwürdig."

Robert Bechstädt, der als Dünzlauer stets bemüht ist, sich Anliegen aus dem weiten Ingolstädter Westen aufs Panier zu schreiben, wirkte angesichts dieser Gegenrede ziemlich überfahren. Ohne weitere Argumentationsversuche zog er den Antrag zurück - allerdings nicht, ohne sich noch eine Anmerkung von Hans Achhammer (CSU) einzufangen. Der Gerolfinger befand, dass eine Annahme des SPD-Antrags in letzter Konsequenz auf eine gewaltige Investition in ein offenbar wenig frequentiertes Gelände hinausgelaufen wäre: "Da landen wir bei weit über 500 000 Euro . . ." Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ja auch schon an der Dreiländerstraße investiert worden sei, so Achhammer, bleibe da nur eine Frage: "Haben wir denn schon Weihnachten"