Ingolstadt
Abhängen mal ganz anders

Zwei junge Ingolstädter Fitnesssportler treiben den Trend voran und wollen einen Calisthenicspark

30.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:22 Uhr

Der kleine Spielplatz an der Waldeysenstraße im Ingolstädter Nordwesten ist im Moment das Revier der Fitnesssportler. Kürzlich kamen auf Ruf der Organisatoren mehr als drei Dutzend Interessierte zusammen, um bei einem gemeinsamen Training die Werbetrommel zu rühren: Sie möchten einen Sportpark für Körpergewichtstraining im Freien - Foto: Prier

Ingolstadt (DK) Die Fitnessstudios quellen über, besonders nach der Weihnachtszeit. Dabei braucht es zum Training gar nicht mehr als das eigene Körpergewicht, am besten sogar im Freien. Sogenannte Calisthenicsparks schießen in anderen Städten aus dem Boden. In Ingolstadt soll bald auch einer entstehen.

„Bei schönem Wetter im Studio zu schwitzen, ist auch blöd.“ Rawil Fatullaew vermisst die Zeit auf den Laufbändern oder an der Hantelbank keinesfalls. „Das hat uns nicht so gefallen“, stimmt auch Edmund Rosin mit ein. Die beiden jungen Mailinger lassen ihre Muskeln nun anhand eines Buches wachsen. Dabei musste Fatullaew, der als erfolgreicher Boxer (unter anderem mehrfacher Bayerischer Meister) im Krafttraining äußerst erfahren ist, aber erst überzeugt werden. „Ich habe ,Fit ohne Geräte’ geschenkt bekommen, es zur Seite gelegt. Dann hat es Edmund gelesen.“ Als der Trainingsfreund anhand der Anleitung innerhalb von zwei Wochen körperlich deutlich sichtbare Fortschritte machte, war der Fall klar: Fatullaew stieg ebenfalls ein. „Es ist möglich, auch ohne Gewichte einen guten Körper aufzubauen“, sagen die beiden Fitnesssportler nach mehreren Monaten mit dem Programm, das rein auf das Körpergewicht als Trainingsmasse setzt.

Inzwischen ist der Fachbegriff bei ihnen in aller Munde: Calisthenics erobert von den USA aus die Welt. „Die Parks schießen auch bei uns wie Pilze aus dem Boden“, berichten Fatullaew und Rosin. Sie möchten nun in Ingolstadt einen dieser Freilufttrainingsparcours errichten und rennen mit ihrem Wunsch offene Türen ein. Die Bürgergemeinschaft treibt das Vorhaben auf politischer Ebene voran. Das Sportamt hat ebenfalls Zustimmung signalisiert.

Um dem Wunsch mehr Nachdruck zu verleihen, haben die jungen Sportler eine Umfrage in sozialen Netzwerken gestartet. Sofort kamen mehr als 500 Befürworter zusammen. Als sie kürzlich zu einem gemeinsamen Training einluden, kamen bei ausgesprochen lausigem Wetter fast drei Dutzend Sportler unterschiedlichster Gruppen zusammen. Auf dem kleinen Spielplatz an der Waldeysenstraße im Ingolstädter Nordwesten zeigten sie, welche Intensität mit dem Mix aus Straßentraining und der Trendsportart Parkour möglich ist. Kniebeugen, Klimmzüge, Liegestützen und Dips sind die Grundlage für das Krafttraining, das immer und überall möglich ist – am besten aber in einem speziellen Stangenwald funktioniert. Auf 20 000 bis 30 000 Euro rechnen die Initiatoren ein öffentliches Trainingsgelände, das den Ausmaßen eines Tennisplatzes entspricht. Bald wollen sie ihre Pläne dem Bezirksausschuss Nordwest vorstellen. Denn das Sportamt hat fünf Standorte rund um die Waldeysenstraße und die Herschelschule im Piusviertel vorgeschlagen. Währenddessen wird auf dem bisherigen Platz eifrig weitertrainiert.