Ingolstadt
Eine Herzensentscheidung

Christliche Jugend verteilt Postkarten gegen Media-Markt-Werbung

23.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Werteverschiebung: Diakon Christian Achberger (li.) und die Jugendlichen wollten die Marktkunden zum Nachdenken anregen - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Es geht zu wie im Taubenschlag. Ein Kunde nach dem anderen strömt vom Parkplatz zu den einladenden Türen, genauso viele kommen mit größeren oder kleineren Pappschachteln wieder heraus. Am Freitagabend brummt das Geschäft hier an der Eriagstraße im Media-Markt ohnehin, am Tag vor Heiligabend natürlich noch mehr.

Die Kunden nehmen aber noch etwas anderes mit nach Hause: Christina! Zumindest ein Bild der jungen Frau, das sie vor dem Christbaum auf dem Rathausplatz zeigt. Sie drückt ein rotes Kissen an sich, das eine bestimmte Form hat. Dazu steht geschrieben: „Weihnachten wird in deinem Herzen entschieden.“

1200 Mal ist Christina am Freitag weitergereicht worden. Und zwar von katholischen (am Schliffelmarkt in der Fußgängerzone) und evangelischen Jugendlichen, die sich vor dem Media-Markt postiert haben. Auf Postkarten soll der Spruch als Gegenpol zu dem Satz wirken, den die Elektronikmarktkette für ihre umstrittene Werbekampagne zum Fest hatte: „Weihnachten wird unterm Baum entschieden!“ Für den Diakon Christian Achberger und den Rest der Evangelischen Jugend ist klar: „Der Spruch war natürlich ziemlich daneben.“

Deshalb wollten sie den Media-Markt-Kunden eine kleine Denkhilfe an die Hand geben. „Die sollen sich mit unserer Karte einfach nur ihre eigenen Gedanken zum Wert machen.“ Das Wörtchen Protest will Achberger nicht in den Mund nehmen. „Es geht für uns auch nicht um Konsumkritik oder so was. Die Leute sollen freilich viel Spaß beim Einkaufen haben.“ Er spricht die Kunden freundlich an, wünscht frohe Weihnachten – „mehr nicht“. Man habe sich bewusst den 23. Dezember genommen, um auch nicht zu viel Wind um die Sache zu machen. Die Gläubigen wollen aber Flagge zeigen. Und so steht auf der Postkarte auch der Satz: „Es ist nicht wichtig, was Sie kaufen, sondern mit welchem Gefühl Sie es verschenken!“

Kunden wie dieser sind natürlich Achbergers große Freude:“ Das weiß ich schon, das weiß ich schon: ein ganz blöder Werbespruch“, sagt er, als er auf den Media-Markt zusteuert. Andere lachen freundlich, nicken zustimmend. Viele lehnen die Karte auch ab.

Natürlich ruft die Aktion die Geschäftsführung des Marktes auf den Plan: „Wenn Sie mich vorher gefragt hätten, hätten wir es erlaubt“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Bachesz. Er nimmt die unangekündigten Gäste dann aber sportlich. Josef Heinl, der kaufmännische Geschäftsführer, stößt auch dazu und sagt: „Wir stehen jetzt da, als würden wir es zu einem Konsumfest machen. Dazu hat es sich in den vergangenen 50 Jahren selbst entwickelt.“ Einen Vorschlag zur Güte hat Achberger. Alle müssen schmunzeln, als er sagt: „Ihr dürft nächstes Jahr gerne unseren Werbespruch verwenden!“