Ingolstadt
Lily zeigt es allen

Die 24-jährige Studentin ist neu in Ingolstadt und macht im Internet schon Werbung für die Schanz

23.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Auf LocalINtown.de schreibt Lily Gehrke über ihre Erfahrungen in Ingolstadt. ‹ŒRepro: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Bloggerin Lily Gehrke betreibt einen Online-Stadtführer über Ingolstadt. Dabei ist sie selbst erst vor wenigen Wochen hierhergezogen.

Geboren ist die 24-Jährige in Eutin an der Ostsee. Ihre Jugend hat sie in Quito (Ecuador) verbracht, ist für ein Jahr nach Frankreich gezogen und später zum Studieren nach Hamburg gegangen. Gerade hat sie ihre Eltern in Nairobi besucht, die dort als Lehrer an einer deutschen Schule arbeiten. Und jetzt Ingolstadt. Ihr Freund hat hier eine Arbeit gefunden und Lily Gehrke ist mit ihm von der Elbe an die Donau gezogen. Manchmal wird sie von alteingesessenen Schanzern deswegen etwas bedauert. Sehr zum Unverständnis der Neu-Ingolstädterin. "Die Stadt hat so viel zu bieten", sagt sie. "Ich verstehe gar nicht, dass viele Ingolstädter offenbar eine etwas negative Einstellung zu ihrer Stadt haben."

Die erste Runde durch die Stadt haben sie und ihr Freund in den Oldtimerbussen bei der Nacht der Museen gedreht. "Das war natürlich schon ein toller erster Eindruck." Heute ist Lily Gehrke meist auf dem alten Rennrad ihres Vaters durch die Stadt unterwegs. In Südamerika hat sie erfahren, wie wichtig es ist, offen und unvoreingenommen auf Leute zuzugehen, erzählt sie. "Ich musste mich mit zwölf in einer fremden Umgebung und einem neuen Kulturkreis zurechtfinden." Was sie damals gelernt hat, nutzt sie jetzt auch in Ingolstadt. "Man muss halt mit den Leuten reden." Dabei bedient sie sich auch Online-Medien. "Mein erster Kontakt kam über Instagram zustande", erzählt sie. Über das Portal hat sie die hiesige Designerin Monika Lichtwald angeschrieben. "Wir haben uns gleich getroffen und einen dreistündigen Spaziergang gemacht", erinnert sich Gehrke. Sie besucht Ausstellungen, geht zu Vorträgen und Konzerten. Das Museum für Konkrete Kunst hat ihr so gefallen, dass sie gleich in den Freundeskreis eingetreten ist. Im MKK war sie wohl schon öfter als so mancher Ingolstädter. Auf der Entdeckungsreise durch Ingolstadt wird sie von ihrer großen Lust am Neuen angetrieben. Dabei stößt sie gern auf Unerwartetes. Auf der Suche nach dem Kunstverein wäre sie im Stadttheater fast bei einer Probe auf die Bühne gestolpert, erzählt sie.

Irgendwann reifte in ihr der Entschluss, ihre Erfahrungen in einem Blog im Internet zu veröffentlichen. "Mir ist es wichtig, den Leuten zu zeigen, wie cool es hier ist." Das sollen Touristen erfahren, aber ausdrücklich auch die Ingolstädter selbst, sagt sie. Sie will ihnen einen "neuen Blick von außen" auf ihre Stadt bieten. Dazu erfand sie localINtown, den "etwas anderen Stadtführer", wie sie sagt. "Mein Ingolstadt besteht nicht aus touristischen Orten. Mir geht es um die Menschen, nicht nur um Plätze und Veranstaltungen." Gehrke plant, jede Woche ein bis drei neue Texte zu veröffentlichen - wenn es ihre Zeit zulässt. Anfang nächsten Jahres ist der Abschluss ihres Studiums in Hamburg geplant. Gehrke studiert Textilmanagement und steht kurz vor der Masterarbeit.

Die Touren durch Ingolstadt erscheinen derzeit aber spannender. Mittlerweile hat sie eine Filmproduktion begleitet, eine Kaffeerösterei begutachtet, eine Tanzwerkstatt besucht und immer wieder Gespräche mit "inspirierenden Persönlichkeiten" geführt. "Local Heroes" nennt sie sie. Seit knapp drei Wochen ist die Seite www.localINtown.de online. Noch sind relativ wenige Texte erschienen, aber Gehrkes Terminkalender ist bereits voll. Ständig schreibt sie neue Kontakte, Namen, Telefonnummern und Mail-Adressen in ihr Notizbuch.

Mittlerweile melden sich schon Ingolstädter bei ihr, die ihre Geschichte erzählen wollen, Ideen teilen und Projekte vorstellen. "Die Resonanz ist unglaublich", sagt die 24-Jährige. Manchmal passiere es ihr, dass sie bei Anfragen zu hören bekommt: "Ah, ich habe von Dir gelesen! Schön, dass Du Dich meldest." Fast so, als habe man in Ingolstadt auf jemanden wie Lily Gehrke gewartet.