Ingolstadt
Ein Hauch von Grandhotel

Fassadenentwurf mit zweigeschossigem Mansarddach überzeugt die Jury des Plangutachtens

09.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:51 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Juryvorsitzender Ludwig Wappner sprach von einem „eleganten Gebäude“, Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle schwärmte von einer „gewissen Grandezza“: Die Fassade für das Kongresshotel auf dem Gießereigelände ist gefunden, die Entscheidung hätte am Freitag kaum klarer fallen können.

Nach monatelanger Diskussion über Höhe und Baumasse des Hotels und des Kongresszentrums ging es bei diesem Plangutachten – eine Art kleiner Architektenwettbewerb – ausschließlich um die Fassade des geplanten Komplexes. Den mit Abstand überzeugendsten Entwurf lieferte nach Ansicht der Jury das Berliner Büro Kuehn Malvezzi. Dessen Fassade wurde von den Gutachtern einstimmig bei einer Enthaltung als beste Arbeit gekürt.

Dies sei „kein Wettbewerbsverfahren für das ganze Gebäude“ gewesen, erläuterte die Stadtbaurätin das Ergebnis vor der Presse. Die sechs teilnehmenden Büros hätte jedoch die Aufgabe gehabt, sich „mit den beiden oberen Geschossen noch einmal auseinander zu setzen“. Das Votum der Jury sei „sehr eindeutig“ ausgefallen, sagte Preßlein Lehle.

Das Büro Kuehn Malvezzi setzt sein Hotel mit einer hell verputzten Fassade auf einen sandfarbenen Kalksteinsockel. Das Prägende an diesem Entwurf – Wappner nannte es einen „Kunstgriff“ – ist das gekippte Dach, also ein steiles Schrägdach über zwei Etagen. Die Mansardform schafft auf der einen Seite Platz für Einzelterrassen der Hotelsuiten, greift aber auch die Silhouette der historischen Umgebung auf.

„Das erinnert an alte Grandhotels“, fand die Stadtbaurätin, „das hat eine gewisse Grandezza.“ Die Kunst der Architekten habe darin bestanden, ein zurückhaltendes Gebäude zu entwerfen, das aber nicht überall in der Stadt stehen könne, sondern auf die spezifische Dachlandschaft der Umgebung – neues Schloss, Kavalier Dallwigk – eingehe. „Dadurch entsteht ein Ensemble gemeinsam mit dem Schloss.“ Indem das Hotel die Traufkante des Schlosses aufnehme, bilde sich ein „Wechselspiel“. Die Planungsreferentin gestand, dass sie ursprünglich eine gläserne Fassade favorisiert habe.

Die Gebäudehöhe liege bei der Siegerarbeit knapp über der im Bebauungsplan festgeschriebenen, dies lasse sich jedoch noch korrigieren. Ohnehin komme es „nicht nur auf die reine Höhe an“, stellte Preßlein-Lehle fest, „sondern auf den Dachabschluss“.

Juryvorsitzender Wappner fühlte sich angesichts des zweigeschossigen Mansarddaches an Pariser Bauformen des 19. Jahrhunderts erinnert. Für ihn haben Kuehn Malvezzi die „sehr moderne Interpretation einer bewährten Bautypologie“ geliefert. „Es ist etwas entstanden, was wir bisher noch nicht auf dem Radarschirm hatten.“

Dadurch werde sich, wie der Architekt glaubt, „auch die Höhendiskussion etwas entspannen“. Wenn nun auf die Details sorgfältig geachtet werde – „da darf keine banale Regenrinne dranhängen“ –, könne hier ein „richtig gutes Hotel“ gebaut werden. „Das soll die erste Adresse in Ingolstadt sein.“