Ingolstadt
Zu viel Nähe

2,90 Meter sind zu knapp für einen Stellplatz, finden Camper – Am Wochenende kam es zur Schlägerei

08.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr
Da wird es eng: Die 13 Stellplätze am Hallenbad sind je 2,90 Meter breit. Für die Familie Loliwdijk aus Winschoten in den Niederlanden bleibt nicht genug Raum, um vor ihrem Wohnmobil zu esssen. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Wie kann man Touristen in die Stadt locken? So nicht, finden einige Camper mit Wohnmobil, die den Platz an der Jahnstraße nutzen. Er liege zwar zentral, doch 2,90 Meter Breite pro Stellplatz seien viel zu knapp bemessen. Auch die Anzahl reiche nicht aus.


Wilhelm Buck kann sich noch gut daran erinnern, wie der Streit zweier Familienväter am Hallenbadparkplatz vergangenen Freitag eskaliert ist. Einer habe den anderen beschuldigt, sein Wohnmobil nicht platzsparend geparkt zu haben, dann hätten sie sich gegenseitig beleidigt. Schließlich prügelten sich die Männer. Laut Polizeibericht wurden die beiden Familienoberhäupter leicht verletzt.

Wirklich überrascht hat Buck, der selbst Camper vor dem Hallenbad Mitte ist, das alles nicht. Der Platz sei überfüllt gewesen, sodass viele Besucher ihre Wohnwagen bereits auf die Wiese gestellt hätten. Andere seien gleich wieder gefahren. „Die Plätze sind viel zu eng bemessen“, kritisiert der Reisende, der aus Stade in Norddeutschland kommt und drei Tage lang mit seinem 2,50 Meter breiten Wohnmobil in Ingolstadt verbringt – auf einer 2,90 Meter breiten Fläche. Seit vier Jahren reist er mit dem Camper fast das ganze Jahr über durch Deutschland. „Das ist der engste Stellplatz, den ich gesehen habe.“ Dabei empfiehlt der deutsche Tourismusverband in einer aktuellen Planungshilfe für Wohnmobilstellplätze, für jeden eine Größe von mindestens zehn mal fünf Metern einzuberechnen.

Bisher habe es am Hallenbad keinen Handlungsbedarf gegeben, sagt Martina Benkel, die Geschäftsführerin der Ingolstadt Tourismus und Kongress GmbH (ITK), einer Tochtergesellschaft des Parkplatzbetreibers IFG. „Vor sechs Jahren wurde der Platz wenig genutzt, die Wohnmobile waren kleiner“, erklärt sie. Dass vor allem in der Hochsaison inzwischen immer mehr Camper den Platz nutzten, sei jedoch bekannt. „Das Potenzial für den Tourismus ist groß“, sagt Benkel. Zusätzliche Besucher ließen immer Geld in der Stadt.

Das sieht auch der Ingolstädter Camper Siegfried Papendick so. Der Platz in Ingolstadt sei zwar vergleichsweise günstig und liege optimal, doch die Stellplätze seien ungewöhnlich eng. Während seiner Camping-Reisen fotografierte er zum Beispiel in Kelheim, Riedenburg oder Forchheim Plätze, auf denen die Besucher zwischen den Wohnmobilen ohne Probleme einen Campingtisch aufstellen könnten. Das sei eigentlich Standard.

Deshalb suchte Papendick in Ingolstadt nach anderen zentral gelegenen Plätzen. Neben dem Volksfestplatz könnte er sich etwa auf einer Wiese an der Harderstraße einen Bereich für die Kurzzeitparker vorstellen.

Über neue Stellplätze werde man „nicht von heute auf morgen“ entscheiden, sagt ITK-Geschäftsführerin Benkel. „Wir werden aber darüber sprechen.“ Familie Loliwdijk aus Winschoten in den Niederlanden würde sich freuen. Sie verbringt vor dem Hallenbad zwei Tage in Ingolstadt und genießt die Nähe zur Altstadt sowie zum Schwimmbad. Nicht aber die Nähe zum Nachbarn: „Man kann hier dem Gegenüber direkt ins Wohnmobil schauen“, sagt Alida Loliwdijk.

Camper Wolfgang Heinze aus Wörth am Rhein in Baden stört noch eine andere Nähe: „Die Abwasserentsorgung könnte ruhig weiter weg stehen, die riecht man nämlich.“ Außerdem gebe es auf anderen Stellplätzen einen Einlass für das Abwasser, sodass kein Schlauch benötigt werde. Er habe in Ingolstadt andere Camper beobachtet, die ihr Abwasser an einem Gullideckel entsorgt hätten.

Das Abwasser könne man doch auch mit einem Eimer entsorgen, wenn man keinen Schlauch habe, erwidert Tourismuschefin Benkel. „Die Anlage wird nicht verändert.“

Stellplätze am Hallenbad

Seit dem Jahr 2006 gibt es auf dem Hallenbadparkplatz an der Jahnstraße ausgewiesene Stellplätze für Wohnmobile. Jeder Stellplatz ist etwa 2,90 Meter breit. Pro Nacht kosten die Plätze nur fünf Euro, also so viel wie die Tagespauschale für die Autos auf dem Parkplatz. Dazu kommt noch ein Euro für die Wasserzufuhr. An Sonn- und Feiertagen ist der Stellplatz zudem völlig kostenlos.

Eine Erweiterung hat es bereits gegeben: Im März vergangenen Jahres wurde dort das frühere Toilettenhäuschen des einstigen Volksfestplatzes abgerissen. In dem Gebäude hatte sich einige Jahre auch das Lokal „Zur Rinne“ befunden. An dieser Stelle entstanden stattdessen vier neue Stellplätze für Camper. Insgesamt stehen jetzt 13 Plätze zur Verfügung. Es würden aber auch einige Camper mehr toleriert, erklärt Martina Benkel, Geschäftsführerin der Ingolstädter Tourismus und Kongress GmbH. Ebenso sei es kein Problem, wenn sich die Leute auf die nicht ausgewiesenen Parkplätze stellten, solange dort Platz sei.

Über die Konditionen für die Wohnmobil-Stellplätze auf dem Campingplatz am Auwaldsee wollte der Pächter auf Anfrage des DK keine Auskunft geben.