Ingolstadt
Haderthauer muss um Doktortitel bangen

Uni Würzburg prüft Dissertation des Landgerichtsarztes auf Plagiate – der spricht von "Nonsens"

27.06.2013 | Stand 02.12.2020, 23:58 Uhr
Seit über 20 Jahren leitet Hubert Haderthauer, der Ehemann der bayerischen Sozialministerin, die Landgerichtsärztliche Dienststelle in Ingolstadt. 1986 promovierte er an der Universität Würzburg. −Foto: Rehberger

Ingolstadt (DK) Wegen der Modellautoaffäre stand Hubert Haderthauer schon in den Schlagzeilen, nun wartet auf den Ehemann von Sozialministerin Christine Haderthauer der nächste Ärger. Der Leitende Landgerichtsarzt muss um seinen Doktortitel bangen.

Die Universität Würzburg untersucht seine Dissertation aus dem Jahr 1986 gerade auf Plagiate. Das bestätigte Universitätssprecher Georg Kaiser gestern dem DK.

Die Untersuchungen durch eigene Wissenschaftler seien „formal noch nicht abgeschlossen“. Es gebe zwar noch keine Ergebnisse, aber bisher könne man den Plagiatsvorwurf nicht bestätigen. „Es gilt auch die Unschuldsvermutung“, sagt Kaiser.

Haderthauers Arbeit umfasst gerade einmal zehn Seiten. Der Mediziner untersuchte darin experimentell das Verhalten von Enzymen in den Nieren weiblicher Ratten. Alleine aus dem geringen Umfang könne man aber noch keine Rückschlüsse ziehen, so Universitätssprecher Kaiser. Experimentelle medizinische Arbeiten bestachen im Universitätsalltag früher selten durch ihren Umfang. Nicht nur in Würzburg. „Das war damals kein anrüchiges Verfahren“, so der Universitätssprecher. Auch ein anderer Umstand sei Usus gewesen – zumindest bis in Würzburg die Promotionsordnung geändert wurde: Dass Veröffentlichungen in renommierten Fachpublikationen später als Doktorarbeit eingereicht werden konnten. Haderthauers Untersuchung war 1985 bereits im Jahrbuch der „Zeitschrift für mikroskopisch-anatomische Forschung“ (Seiten 763 bis 772) erschienen. Als Autoren waren er und sein Würzburger Doktorvater Professor Peter Kugler genannt; in der gleichlautenden Doktorarbeit taucht nur mehr Haderthauers Name auf.

Zum genauen Inhalt des Plagiatsvorwurfs könne er aber nichts sagen, so Universitätssprecher Kaiser. Er kenne ihn einfach nicht.

„Es kann ja auch keinen geben. Das alles ist völliger Nonsens“, antwortet Hubert Haderthauer, als er gestern vom DK überhaupt erst von der Untersuchung erfährt. „Das war eine völlig neue Arbeit, da können sie nichts abschreiben.“ Er habe seinerzeit eineinhalb Jahre daran gearbeitet und zum Beispiel die Ratten selbst gezüchtet. „Das ist alles von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitfinanziert worden.“

Haderthauer zeigte sich gestern angesichts der Untersuchung betont gelassen. Obwohl er nicht mit schneller Aufklärung rechnet: „Das wird sich ziehen.“