Ingolstadt
Der Indianer der Schanz

Silkirtis Nichols – besser bekannt als Buffalo Child – wird an diesem Sonntag 90 Jahre alt

21.06.2013 | Stand 31.01.2017, 20:22 Uhr

Buffalo Child lebt seit 1980 in Ingolstadt. An diesem Wochenende feiert er Geburtstag. „Ein bisschen über 80“ wird er, wie Silkirtis Nichols über sich selbst sagt - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) In den 1980er Jahren zog ein echter Indianer nach Ingolstadt: Buffalo Child wohnt seitdem mit seiner Frau in der Schanz. Am Sonntag feiert er 90. Geburtstag.

Er begrüßt jede Frau charmant mit einem Handkuss, setzt sich noch immer jeden Tag seinen schwarzen Hut auf den Kopf und auch auf seinen Schmuck verzichtet er nicht. So kennen die Schanzer Silkirtis Nichols seit Jahrzehnten, vielen ist er besser bekannt unter seinem indianischen Namen Buffalo Child. Am Sonntag feiert er Geburtstag. „Ein bisschen über 80“ wird er, wie er sagt. Denn in seinem Stamm zählt man das Alter nur bis zum 80. Geburtstag. Nimmt man es genau, wird Buffalo Child dieses Wochenende 90 Jahre alt.

Der Indianer der Schanz kommt während seiner Zeit bei der US-Armee nach Deutschland. Hier macht er schon 1947 zum ersten Mal Schlagzeilen: Bei der internationalen Militärolympiade stellt er einen Hochsprungrekord auf. Buffalo Child schafft 1,97 Meter – genau seine Körpergröße. Die Originalurkunde hängt eingerahmt zu Hause in seinem Hobby- und Indianerzimmer, noch immer blickt er mit stolzen Augen auf das Dokument. „Neun Nationen“, sagt er. Deren Sportler hat er damals hinter sich gelassen.

Nach seiner Zeit als Soldat bleibt er in Deutschland und startet eine Karriere als Schauspieler: In den 60er und 70er Jahren tritt er in Indianermusicals und Theaterstücken auf, spielt unter anderem den Häuptling Sitting Bull. Auch bei den Karl-May-Festspielen gehört er bald zum Inventar. Fast 20 Jahre macht sich Buffalo Child einen Namen, tritt neben Winnetou-Darsteller Pierre Brice auf und setzt sich für sein Volk in der Heimat ein.

Anfang der 1970er verschlägt es ihn zurück in die Vereinigten Staaten. Dort holt er – mit 50 Jahren – noch seinen Schulabschluss nach. Aber eines war klar: „Die Deutschen sind meine Lieblingsleut’.“ Buffalo Child kommt zurück in die Bundesrepublik, 1980 zieht er mit seiner Frau Lieselotte in deren Heimatstadt Ingolstadt. Westernstädte, Festspiele und andere Veranstaltungen stehen seitdem auf dem Programm. Die Wände im Indianerzimmer sind mit Fotos aus dieser Zeit bedeckt.

Vergangenes Jahr musste Buffalo Child etwas kürzertreten, der Indianer erlitt eine schwere Blutvergiftung. Inzwischen geht es ihm wieder besser. Ein Grund, warum er diese Krankheit trotz seines hohen Alters gut wegstecken konnte: „Ich habe niemals Alkohol getrunken – aber ich habe immer getanzt.“ Seine Frau Lieselotte verspricht: „Es wird nicht mehr lang dauern, dann werden die Ingolstädter ihn wieder beim Einkaufen in der Innenstadt sehen.“