Ingolstadt
Starker Gegenwind von Norden

Der Bezirksausschuss Oberhaunstadt hält nichts von einer Direktverbindung zwischen Audi und Autobahn

28.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Verkehrsachse vor dem Ausbau: Die Ettinger Ostumgehung, die wichtigste Zufahrt zum Audi-Werk im Norden, soll in den nächsten Jahren vier Fahrspuren bekommen. Alles andere als sicher ist jedoch, ob auch in Oberhaunstadt eine neue Umgehungsstraße gebaut wird - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Ähnlich wie Etting spüren auch Ober- und Unterhaunstadt Fluch und Segen einer riesigen Autofabrik. Die Bewohner der Stadtteile haben gute Arbeitsplätze vor der Haustür, können vielfach mit dem Fahrrad zur Schicht fahren.

Aber die Last des Audi-Verkehrs trifft sie auch mit voller Härte. Was ist zu tun? Der Verkehrsentwicklungsplan, den der Stadtrat im nächsten Jahr beschließen soll, versucht Antworten zu geben. Das Fachbüro Inovaplan stellt drei größere Projekte („Maßnahmenbündel Nord“) zur Diskussion. Zunächst ist darin der vierspurige Ausbau der Ettinger Ostumgehung bis hinauf zur Autobahnanschlussstelle Lenting enthalten, der bekanntlich schon konkret vorbereitet wird.

Ferner werden zwei mögliche Direktverbindungen zwischen dem Audi-Werk und der Autobahn mit neuer Anschlussstelle etwa auf Höhe der Gunvor-Raffinerie vorgeschlagen. Variante 1 (siehe Grafik) würde in weitem Bogen am Nordrand Oberhaunstadts vorbeiführen. In der Nähe der Wohngebiete wäre eine „Tieflage“ denkbar. „Dort könnte zum Beispiel die Straße abgesenkt werden“, sagt Johannes Wegmann, der Chef des städtischen Amtes für Verkehrsmanagement. „Aber uns ist wichtig: Das sind keine beschlossenen, vorgefertigten Projekte, das soll alles im breiten Dialog entwickelt werden.“

Variante 2 wäre kürzer und würde den Verkehr in einem Tunnel unter dem Ort durchleiten, und zwar etwa auf Höhe Mühlwiesen- und Weckenweg. Wie Wegmann erklärt, wird die Auswirkung der Straßenbauten im Jahr 2025 prognostiziert. Dabei wird der „Nullfall“ mit dem „Planfall“ verglichen, also die Verkehrsentwicklung ohne und mit Realisierung des jeweiligen Projekts. Variante 1 und 2 würden, so die Prognose von Inovaplan, zu Entlastungen der übrigen Hauptverkehrsachsen im Norden von 15 bis 20 Prozent führen. Die Realisierungschancen werden für Variante 1 deutlich höher eingeschätzt. Dazu trägt sicher auch die enorme Kostendifferenz bei: Für die Nordumfahrung werden 20 bis 40 Millionen Euro veranschlagt, für den Tunnel mitten durch den Ort liegt die Schätzung bei 80 bis 120 Millionen Euro.

Weder die eine noch die andere Variante kommt jedoch nach Einschätzung des Bezirksausschusses ernsthaft infrage. Daran ließen Vorsitzender Michael Kraus (CSU) und sein Stellvertreter Helmut Schlittenlohr (SPD) im Gespräch mit dem DK keinen Zweifel. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Bevölkerung jemand diese Varianten befürwortet“, sagt Kraus.

Beide weisen auf das Einzugsgebiet des Wasserwerks Krautbuckel hin, das von Variante 2 durchschnitten werden würde. „Die Trasse ist mit Sicherheit nicht durchdacht“, findet der Vorsitzende, „und das ist bei der zweiten nicht viel anders. Mit diesen Varianten können wir uns definitiv nicht anfreunden.“ Die Nordumfahrung würde zudem mitten durch das geplante Baugebiet Kreuzäcker gehen, gibt er zu bedenken.

Schlittenlohr vermutet: „Da hat einer auf dem Reißbrett einfach Linien gezogen.“ Mit den Verhältnissen vor Ort hätten sich die Planer offenbar nicht vertraut gemacht. Kraus plädiert dafür, „bestehende Straßenverbindungen auszubauen“. Und wenn die Audianer mehr Fahrgemeinschaften bilden würden, „hätte man das ganze Problem so nicht“.

Ober- und Unterhaunstadt seien ohnehin schon belastet: Raffinerie Gunvor, Autobahn, Bahnlinie und im Westen das Werk der Audi AG, das sich „rangepirscht“ habe. „Man muss schon sehen, dass die Leute auch noch eine gewisse Wohnqualität brauchen.“ Helmut Schlittenlohr war früher selber bei Audi beschäftigt. Er glaubt: „Die Entwicklung bei Audi hat alles überrollt.“