Ingolstadt
"Wir kriegen nur noch Industrie hierher"

12.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:01 Uhr

Das hohe Verkehrsaufkommen im Nordwestviertel – wie hier an der Richard-Wagner-Straße – macht den Bewohnern schwer zu schaffen. Mit dem GVZ II befürchten sie eine Verschlimmerung. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Es war eine recht kleine Schar, die sich am Dienstagabend zur Bürgerversammlung für das Nordwestviertel in der Herschelschule eingefunden hatte. "Da sind ja fast mehr Mandatsträger als Bewohner hier", scherzte Bürgermeister Albert Wittmann bei der Begrüßung der rund 45 Anwesenden angesichts der vielen Stadtratsmitglieder.

Eine der Beschwerden betraf denn auch gleich die Information der Bevölkerung: Viele hätten nichts von der Versammlung gewusst, künftig sollten besser Plakate aufgehängt werden, in Bussen, an Haltestellen und im Stadtteiltreff, hieß es. "Wir nehmen diese Anregung mit", versprach Wittmann.

Das vermeintlich geringe Interesse an der Veranstaltung ist keineswegs so zu deuten, dass die Welt im Piusviertel in Ordnung wäre. Die hohe Belastung durch Verkehrslärm und Abgase zog sich wie ein roter Faden durch viele Wortmeldungen. Und die Erweiterung des Güterverkehrszentrums lässt die Bewohner noch viel Schlimmeres befürchten. Die Gaimersheimer Straße werde mit der Fertigstellung des GVZ II wohl weiteren Schwerlastverkehr abbekommen, lautete eine der Befürchtungen. Dasselbe gelte für den Bereich zwischen den Schulen an der Permoserstraße und dem Spielpark Nordwest. Daran werde wohl auch die neue Trasse der Gaimersheimer Straße nichts ändern.

Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle zeigte sich dagegen zuversichtlich, eine weitere Verschlechterung durch entsprechende Regelungen entgegenwirken zu können. Bürgermeister Wittmann gab sich gleichermaßen zuversichtlich: "Ich denke, dass insgesamt eine deutliche Entlastung der inneren Gaimersheimer Straße erreicht wird, wenn die neue Straße gebaut ist." Beide verwiesen auf ein Verkehrskonzept, das im Entstehen sei. "Wenn die Planung fertig ist, geht die Stadt damit in den Bezirksausschuss", versprach Preßlein-Lehle. Wittmann machte gleichzeitig deutlich, dass er den Leuten beim Pkw-Aufkommen keine Hoffnung machen könne, besonders während der Schichtwechsel bei Audi. "Die Richard-Wagner-Straße wird immer eine Hauptverkehrsachse bleiben", sagte er. Beim Schwerlastverkehr erwarte er dagegen Verbesserungen.

Parksünder im Viertel sorgen zudem für Unmut – sei es, weil Halteverbotsschilder ignoriert oder Einbahnregelungen missachtet werden. Der Ruf nach der Polizei wurde laut, wobei das Problem wohl am ehesten durch Selbstdisziplin zu lösen wäre. Vor allem im Umfeld der Eisdiele an der Gaimersheimer Straße werden mit dem Sommeranfang untragbare Zustände befürchtet.

"Wir kriegen nur noch Industrie und Gewerbe hierher", klagte ein älterer Piusviertler und fragte nach, wie es denn mit dem einmal ins Auge gefassten Schwimmbad im Stadtteil aussehe. Albert Wittmann konnte ihm diesbezüglich wenig Hoffnung machen. Dafür versprach er eine Erweiterung des Spielparks und bestätigte auch den Neubau des Stadtteiltreffs. "Der Abriss beginnt im August." Auf wenig Gegenliebe stieß die Ankündigung von Schulreferent Gabriel Engert, wonach die Kinder an der Ungernederschule mittags künftig nur noch Fertigkost bekommen. "Das ist ein Kulturverlust", bedauerte eine Frau. Der Kulturverlust beginne schon daheim, wenn Kinder oftmals ohne Frühstück in den Unterricht geschickt würden, konterte Wittmann. Mit Bedauern nahmen zudem einige Bürger zur Kenntnis, dass die bisher im Stadtteiltreff angebotene Mittagsverpflegung älterer Menschen während der Neubauphase nicht möglich sein wird.