Ingolstadt
Ladenschluss

Der Edeka-Markt in der Galeria Kaufhof sperrt nach über 30 Jahren zu

01.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

Der letzte Einkauf: Giorgi Issakadze war Stammkunde des Edeka-Marktes im Keller des Kaufhofs. Olga Pedschenko an der Kasse wechselt wie die meisten ihrer Kollegen zum neuen Edeka-Wendler, der am 9. Januar in der Theresienstraße eröffnet - Fotos: Strisch

Ingolstadt (DK) In der Obstabteilung liegen einsam noch ein paar Kiwis und Bananen herum, in den Kühlregalen warten vereinzelt Packungen von Fleisch, Wurst und Käse, und tiefgekühlt sind noch diverse Eissorten vorrätig. Der Edeka-Markt im Keller des Kaufhofs wirkt gerade so, als gingen die Zeiten des Überflusses ausgerechnet an diesem Silvestervormittag zur Neige.

Verkäuferinnen wandeln verloren zwischen den halb leeren Regalen herum – es gibt nichts mehr einzuräumen. Denn der Lebensmittelladen schließt.

Marktleiter Josef Kloiber sitzt über der letzten Inventurliste in seinem kleinen Büro. Über 27 Jahre hat er hier drin gearbeitet. Damals gab es noch zahlreiche Lebensmittelgeschäfte in der Innenstadt: Aldi, Tengelmann, Plus oder Penny, dazu etliche kleine Läden wie Feinkost Wittmann. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. „Und jetzt streichen wir auch die Segel“, meint Kloiber mit einem Anflug von Melancholie. „Am 15. Januar müssen wir raus aus dem Kaufhof.“

Damit geht in der Innenstadt eine Ära zu Ende. 1980 eröffnete der Edeka-Markt im damaligen Horten, das Geschäft befand sich zu Beginn noch im Erdgeschoss. Anneliese Nickol war dabei. „52 Mitarbeiterinnen waren wir damals“, erzählt sie stolz. „Es ist schon irgendwie schwer, denn eine so lange Zeit steckt man nicht einfach weg.“ Seit über 40 Jahren ist die Einzelhandelskauffrau bei Edeka beschäftigt. Sie wechselt jetzt, wie die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen, zu Edeka-Wendler, der am Mittwoch, 9. Januar, in der Theresien-straße 29 eröffnet.

Für Stammkundin Maria Boos, die im Elisa-Seniorenstift an der Esplanade lebt, ist der Weg dorthin womöglich zu weit. „Obwohl mein Rollator so ausgelegt ist, dass ich mich auch auf ihm ausruhen kann. Ich möchte ja gehen, damit ich in Bewegung bleibe“, erklärt die 83-Jährige, noch unschlüssig, ob sie Edeka weiter die Treue halten kann.

Aber auch junge Leute wie Stefan Kujat, der gleich um die Ecke am Paradeplatz wohnt, trauern dem Markt schon jetzt hinterher. „Ich bin etwas wehmütig. Ich kenne hier ja alle Damen.“ Der 33-jährige Audi-Beschäftigte erklärt: „Wenn wir einkaufen, dann sagen wir, dass wir zur Frau Schmidt gehen.“ Sekt und Parmaschinken für das Silvesteressen besorgt er sich bei seinem letzten Besuch.

Auch Giorgi Issakadze erledigt kurz vor Ladenschluss die letzten Einkäufe für Silvester – darunter eine Dose Kaviar und Meeresfrüchte. „Ich bin ein absoluter Stammkunde und finde es schade, dass der Markt schließt. Ich war sehr zufrieden, denn die Qualität war immer ausgezeichnet“, betont der Inhaber einer Musikschule und Neffe der bekannten Dirigentin und Geigenvirtuosin Liana Issakadze. „Toll ist, dass ein neuer Markt in der Theresienstraße eröffnet wird, denn der liegt nur 100 Schritte entfernt von meiner Wohnung.“

Um 14 Uhr schließt Olga Pedschenko die Kasse. Eine Kaufhof-Mitarbeiterin taucht auf und verabschiedet sich mit vielen Küssen. Tränen steigen hoch. Dann feiert die Belegschaft das Ende – bis weit nach Ladenschluss.