Ingolstadt
Und das Depot?

08.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:29 Uhr

Ingolstadt (sic) Der Direktor sieht den Fall klar und sachlich; wie die Kunst in seinem Haus. Und natürlich die im Depot. Da lagern Sammlungen in Fülle, denn im Museum an der Tränktorstraße ist kein Platz. Als die Stadtverwaltung im Juli überraschend ihre Pläne änderte und dem Kunst- und Designmuseum anstelle des Kavaliers Dallwigk die frühere Gießereihalle als neue Heimat zuwies, stellte Tobias Hoffmann, der Herr des Hauses, eine Rechnung auf.

Und die geht so: "In unserem jetzigen Museum haben wir etwa 1000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Gießereihalle misst 800 Quadratmeter. Zieht man dort komplett eine Galerie durch, verdoppelt sich die Fläche." Das Problem dabei: "Wir brauchen 2500 Quadratmeter – Minimum." Und zwar nur Ausstellungsfläche. Der Raum würde dann zwar immer noch nicht alle Stücke fassen, die im Magazin lagern, so Hoffmann, aber immerhin. "Uns war von Anfang an klar, dass die Halle nicht annähernd reicht."
 

Ein "ergänzender Anbau", so die Formulierung der Stadtverwaltung, ist Teil der neuen Pläne. Details verrät das Kulturreferat keine, um das Vergabeverfahren nicht zu gefährden. Die fünf Entwürfe bekannter Architekten – Früchte eines Wettbewerbs vor acht Jahren – sind alle vom Tisch; sie beziehen sich auf das Kavalier Dallwigk, in das nun ein Donaumuseum soll.

Angesichts mangelnder Informationen über Aussehen und Umfang des "ergänzenden Anbaus" rechnet Hoffmann einfach mal weiter vor: Das Museum für Konkrete Kunst (der Zusatz "und Design" wird erst nach dem Umzug amtlich) benötige zusätzliche 1000 Quadratmeter Nutzfläche. Er zählt auf: "Da sind Räume für Museumspädagogik, Räume für Ausstellungsvorbereitungen, ferner Sozialräume und ein Café. Außerdem brauchen wir eine Anlieferzone, um Leihgaben gleich in einen geschützten Bereich bringen zu können. Sonst würden wir vielleicht keine wertvollen Exponate mehr bekommen – so funktioniert das heute."

Kurz: Er spricht von einem Kunstmuseum auf der Höhe der Zeit. Er weiß: "Wenn wir die Anforderungen nicht erfüllen, die heute gestellt werden, und auch nicht bieten, was die Besucher inzwischen erwarten, ergäbe ein neues Museum wenig Sinn."

Mit der Gießereihalle vermag er sich mittlerweile anzufreunden. "Da kann man etwas draus machen." Er hofft auf einen "markanten Anbau, der signalisiert, dass hier etwas Außergewöhnliches stattfindet". Auffällig auch deshalb, damit sich die Halle neben den geplante Projekten Audi-Akademie und Kongresszentrum behaupten könne.

Noch etwas gewinnt Hoffmann dem Standort Gießereihalle ab: die Nähe zur Innenstadt. "Diese Verbindung bietet auch die Chance, den schönen Paradeplatz aufzuwerten."