Ingolstadt
Joyeux Noël und Wesolych Swiat

Dank der Gäste aus den Partnerstädten wird der Christkindlmarkt zur internationalen Begegnungsstätte

18.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:02 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Neben Glühwein, Bratwürstel und weihnachtlichen Leckereien wartet der Ingolstädter Christkindlmarkt mit Spezialitäten aus Polen und Frankreich auf. Verkauft werden sie an den Ständen der Partnerstädte Grasse und Oppeln.

Den Tag auf dem Ingolstädter Christkindlmarkt beginnt Jean-Marc Pellegrino gerne mit einem Weißwurstfrühstück. Auch wenn der Keramiker aus Vallauris bei Grasse das erste Mal einen Stand auf dem Ingolstädter Markt betreibt, hat sich dieses Ritual bereits fest etabliert. Die bayerische Spezialität teilt er sich mit seinem Landsmann Gilbert Monnier, der wenige Meter weiter Crêpes und Parfüm verkauft. Auch bei Glühwein kennen die beiden keine Berührungsängste, obwohl sich bei strengen französischen Weinliebhabern die Begeisterung für Zucker und Gewürze im Rebensaft in Grenzen halten dürfte. Monnier, der bereits das vierte Mal in Ingolstadt auf dem Christkindlmarkt zu Gast ist, kredenzt Glühwein mittlerweile selbst seinen Bekannten in Grasse.

Auch Pellegrino findet: „Wenn es kalt ist, gibt es nichts Besseres“ und deutet auf zwei leere Tassen auf dem Tisch in seinem Stand. Da er selber nicht deutsch spricht, hilft ihm eine Ingolstädterin bei der Übersetzung. Sie ist selber Künstlerin und Pellegrino hat sie zum Dank schon in seine Heimat eingeladen, wo er für sie vielleicht eine Ausstellung organisieren kann. Sie erklärt sich außerdem bereit, den Stand zu hüten, damit sich Pellegrino noch das Audi-Museum anschauen kann. Trotz der Sprachbarriere fällt es dem Franzosen nicht schwer, mit den Ingolstädtern in Kontakt zu kommen. Viele machten beim Blick auf seinen Stand erstaunte Gesichter, da auf einem Christkindlmarkt kaum jemand mit den bunten Keramiken rechnet, wie er vermutet.

In seiner Heimat gibt es keine Christkindlmarkt-Tradition, berichtet Pellegrino. Erst seit etwa zehn Jahren werden auch in Frankreich die ersten organisiert. An der Côte d’Azur tut man sich mit dem weihnachtlichen Flair allerdings noch etwas schwer, sagt der Keramikkünstler.

Auch Gilbert Monnier hat eine Übersetzungshilfe. Elena Witzany ist 16 und hilft beim Verkauf von Crêpes und Parfüm. „Die meisten bestellen Crêpe mit Zimt und Zucker“, erklärt die Schülerin. „Und mit Nutella“, ergänzt der Franzose. Dabei hat er im Regal noch einige exquisite Aufstriche, die typisch sind für Grasse: Blütengelees aus Mimosen, Veilchen und Lavendel.

Elena und Gilbert sind ein eingespieltes Team. Die junge Vohburgerin nimmt die Bestellungen auf und berät auch Kunden, die sich für Parfüm interessieren. Duftende Essenzen sind bekanntlich eine Spezialität von Grasse. Manchmal allerdings kann selbst die beste Parfüm-Verkäuferin nicht helfen. Etwa im Fall von Michaela Volkenat aus Reichertshofen. Sie ist auf der Suche nach einem ganz bestimmten Duft. Jedes Flakon hält sie sich unter die Nase, bis sie sich einmal durch das Sortiment geschnuppert hat. Das Parfüm, das sie sucht, hat ihr Sohn vor Jahren von einem Schüleraustausch aus Grasse mitgebracht. Wie es heißt, weiß sie zwar nicht mehr, aber den Duft würde sie erkennen. Leider ist er am Stand auf dem Christkindlmarkt in diesem Jahr nicht dabei.

Regelmäßig bekommt Monnier an seinem Stand Besuch von Schulklassen. So mancher Ingolstädter Lehrer bringt seine Schüler in der Vorweihnachtszeit auf den Markt und lässt sie bei Monnier auf Französisch bestellen. Sprachunterricht, der den Schülern und dem Crêpes-Bäcker schmeckt. „Für mich ist das hier wie Urlaub, auch wenn es eigentlich Arbeit ist.“

Manchmal schauen auch Mariusz Michalski und sein Neffe Pawel Walicki am Crêpe-Stand vorbei. Sie vertreten auf dem Markt Ingolstadts Partnerstadt Oppeln (Opole). Sie verkaufen handgemachte Leder- und Wollprodukte. Mit den fallenden Temperaturen steigt das Interesse der Ingolstädter an arktistauglichen Fellen, Mützen und Socken, sagt Walicki. Sein Onkel musste bereits einmal nach Hause fahren, um Nachschub zu holen. Im Gegensatz zu den Schanzern und ihren Freunden aus Südfrankreich können die Polen über die derzeitigen Temperaturen allerdings nur lachen. „Bei uns wird es auch mal minus 25 Grad kalt“, sagt Michalski. Und selbst dann würde er wohl nicht auf einen Glühwein zurückgreifen. Er schwört auf Tee mit Wodka.